0352 - Es brodelt in der Unterwelt
unauffindbar ins Gebüsch verkrochen haben. Wenn wir bei Tagesanbruch mit Polizeibeamten das Gebiet durchkämmten, mußte er uns wieder in die Hände fallen.
Die Hauptsache war, wir hatten den Jungen.
Plötzlich zuckte oben auf der Straße ein Lichtschein auf.
Ich machte schleunigst kehrt und spurtete quer über den Hang auf die Stelle zu. In der Aufregung der letzten Minuten hatte ich ganz vergessen, daß uns ein zweites Auto, vermutlich der Chrysler, nachgefahren war. Das war für Henry Adams eine Chance, uns zu entkommen.
Keuchend erreichte ich die Böschung, als ein Motor aufbrummte und der Wagen auf der engen Straße wendete. Ich konnte nicht erkennen, ob der Verbrecher darin saß; dicht hinter der Windschutzscheibe aber bemerkte ich etwas Helles, was mir wie weißes Haar vorkam. Das war sicher Mrs. Adams.
Ich stürzte mitten auf den Weg. Das Fahrzeug war schon fast auf meiner Höhe und mußte scharf bremsen. Es handelte sich um den verbeulten alten Ford vom Trailer-Park.
***
Vorsichtig trat ich näher, denn noch wußte ich nicht, wer darin saß. Da schob bereits der stolze Besitzer des Prachtwagens seinen farbigen Schädel aus dem Fenster und musterte erstaunt meine feuchte Gestalt.
»Mann, was machen Sie denn hier mitten in der Nacht?« fragte ich den Platzwart.
»Ich habe ja auch ein Privatleben, Mister!« erwiderte der Dicke und runzelte mißtrauisch die Stirn, als ich in seinen Ford spähte. Richtig da hockte ein Mädchen neben ihm, kenntlich fast nur an den weißen Zähnen, die auis dem Dunkel leuchteten.
Ich erklärte den beiden in kurzen Worten, was sie wissen mußten. Dann holte ich Phil und den kleinen Dan herauf, während der Platzwart schon den Wagen wendete.
Die schwarzhäutige Begleiterin kümmerte sich sofort mütterlich um den Jungen, der zu ihr Vertrauen zu haben schien, denn er fand plötzlich seine Sprache wieder.
Ich setzte mich ans Steuer, uim aus der schrottreifen Mühle noch herauszuholen, was unter der Hiauibe steckte.
Wir mußten die Flucht der Familie Adams verhindern.
Die Matrone fuhr jetzt sicher mit ihrem Henry zum Trailer-Park, wo vermutlich der verletzte Robert bei den 250 000 Dollar zurückgeblieben war.
»Wie weit ist es bis zum Trailer-Park?« fragte ich den Platzwart, während ich das Gaspedal durchtrat.
»Wir können in zehn Minuten da sein!« meinte der Schwarze. »Vorausgesetzt, Sie fahren nicht gegen einen Baum!«
»Hat er wirklich nur den einen Ausgang?«
»Ja! Rundherum ist nur Fels oder der Bach!«
»Fein! Wenn wir an der Sperre ankommen, springt alle heraus! Ich stelle den Wagen quer — dann können sie nicht durch! Phil, du rufst am besten gleich in Boulder an, sie sollen uns ein paar Mann schicken, die den Wohnwagen und das Übrige ziur Stadt schaffen. Die saubere Familie übernehmen wir selbst!«
Ich fegte mit unserem Klapperkasten halsbrecherisch um die Kurven und stellte mit Befriedigung fest, daß der Ford trotz seiner Beulen gar nicht so übel war.
Aber da näherte sich schon das Camp. Der Schlagbaum stand offen. Ich beschrieb eine elegante Kurve, so daß der Ford inmitten einer Staubwolke genau vor dem Ausgang zu stehen kam. Wir waren gerade noch rechtzeitig genug erschienen. Mit heulendem Motor brauste eben der schwere Chrysler der Kidnapper über das Gelände.
Sie hatten wohl nur schnell das Geld einstecken können.
Jetzt bemerkten sie die Straßensperre. Die Bremsen quietschten, und der Wagen schleuderte zur Seite.
Dann griffen die Räder erneut, und entschlossen steuerte das Fahrzeug in Höchstgeschwindigkeit auf uns zu; sie wagten einen verzweifelten Durchbruch.
»Mein Wagen!« schrie der Platzwart und rollte entsetzt die Augen, als er dlie Absicht der Verbrecher erkannte.
Da war es aber schon zu spät. Mit einem häßlichen Geräusch stieß der Chrysler in die Flanke des leichteren Fords und schob ihn vor sich her. Der Veteran wehrte sich und hopste auf allen vier Rädern gleichzeitig. Nach ein paar Metern gab er dein Kampf auf und kippte um.
Die Ausfahrt war so schmal, daß e jetzt endgültig den Weg blockierte.
Die Kidnapper saßen in der Falle!
Aufatmend schritt ich auf den Chrysler zu. Eine Scheibe wurde heruntergekurbelt, und ein metallisch glänzender Gegenstand funkelte mich an.
Als der erste Schuß krachte, lag ich schon mit der Nase im Staub uind erinnerte mich daran, daß wir völlig waffenlos waren!
Die Verbrecher hatten uns die Pistolen abgenommen, als wir ihrem Wohnwagen den Besuch abstatteten. Uns war es zwar
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