0352 - Es brodelt in der Unterwelt
Rande, denn die volle Aufmerksamkeit richtete sich auf die Gestalt, die verkrümmt auf den Fußmatten vor dem Beifahrersitz lag. Als ich den Mann vorsichtig an der Schulter berührte, zuckte er zusammen und bewegte den Kopf. Dann richtete er sich plötzlich auf und ich erkannte, daß er völlig unverletzt war.
Ich durfte Robert Duncan unter der Obhut von Mr. Murray und dem Verwalter lassen. Wichtig war jetzt nur noch der heimliche Schütze, der trotz der Munitiowsverschwendung sein Ziel nicht erreicht hatte.
Oder sollte Duncan gar nicht ermordet werden? Handelte es sich um eine Finte, um jeden Verdacht von ihm abzulenken?
Wenn das zutraf, war die Ergreifung des Schützen erst recht nötig Ich gab Phil einen Wink, auf der linken Seite zu suchen und lief selbst direkt auf die Silos zu. Sie standen auf dünnen Betonfüßen, so daß ich mich unter ihnen durch bis zu der Felswand schleichen konnte. Hier mußten die Steine vorhin heruntergefallen sein.
Ich lauschte, hörte aber nur mehr das Knacken der Zweige. Das war mein Freund, der versuchte, den Weg über die Böschung abzukürzen. Wenn er rechtzeitig oben anlangte, konnte er vielleicht noch den Kerl erwischen, da ich den Fluchtweg über die Felsen verlegt hatte.
Aber wir hatten Pech.
Es schien sich um einen raffinierten Burschen handeln, der unsere Absicht durchschaute. Als Phil endlich die steile und sehr bewachsene Böschung erklommen hatte, machte er eine enttäuschte Handbewegung.
Der Schütze mußte genau in die entgegengesetzte Richtung geflohen sein, das hieß also, über die Felsen. Zwar bewachte ich diese an ihrem unteren Rande, da sie hier unübersteigbar waren.
Oben aber, wo der Bursche offenbar die ganze Zeit .über gestanden und zwischen den Silos auf Duncan herabgefeuert hatte, zogen sich die Büsche weiter in die Hänge. Dort war der Flüchtige in vorläufiger Sicherheit, denn wir konnten unmöglich allein das Dickicht durchsuchen.
Ärgerlich gaben wir es auf und kehrten zu dem Buick zurück.
Mr. Duncan, ein junger, gutaussehender Mann um die Dreißig, schilderte eben sein Abenteuer, wie wir an seinen lebhaften Handbewegungen erkannten.
»Ich fuhr gerade durch die Grube, als es knallte und der Reifen vorne links platt wurde!« rief er mit erhobener Stimme, damit wir es auch hören konnten. »Ich stieg aus, weil ich glaubte, er wäre geplatzt — da knallte es noch einmal, und die Scheibe ging in Stücke. Nun merkte ich natürlich, daß etwas faul war und suchte schleunigst Deckung im Wagen. Der Kerl hat mir dann auch die übrigen Reifen zerschossen und die Polster ruiniert, ohne mich zu treffen. Welch ein Glück, daß ihr rechtzeitig herkamt!«
»Haben Sie den Mann erkannt?« fragte ich.
»Nein. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, wo er stand. Es muß ein Verrückter sein! Ich habe noch nie jemandem etwas getan!«
Phil beendete die nutzlose Unterhaltung, in dem er unser altes Vehikel wieder startete.
»Kommt zurück zur Ranch!« meinte er. »Wir lassen am besten das Gebiet absuchen! Hier vertrödeln wir nur die Zeit!«
Er hatte recht. Wir stiegen alle in den Wagen, da der Buick unbrauchbar geworden war. Mein Freund steuerte. Am Ende der Grube allerdings mußte er mit Macht auf die Bremse treten. Ein Mann kam sorglos pfeifend ums Eck und sprang erst in buchstäblich letzter Sekunde erschrocken zur Seite.
Es war Jimmy Toole.
***
»Das war Glück«, sagte er und klopfte sich den Staub vom Gewand, den unser plötzliches Bremsmanöver hochgewirbelt hatte.
»Ja, ja«, erwiderte Phil. Mißtrauisch fragte er dann: »Was suchen Sie hier?«
»Ich vermute, da ist irgendwo ein Schießstand!« meinte der schmächtige Mann. »So etwas interessiert mich. Bin ich in der falschen Richtung? Ich höre jetzt nichts mehr!«
»Sie sind goldrichtig!« sagte ich und wußte wirklich nicht, was ich von dem Mann halten sollte. Entweder war er völlig harmlos oder ein gewaltiger Schauspieler.
Ich musterte seine Kleidung, die bei der Flucht über die Felsen und durch das Dickicht Spuren davongetragen haben mußte. Es war aber nicht zu unterscheiden, ob die Verschmutzung alt oder neu war. Die Brustseite wies außerdem nicht jene Ausbauchung vor, die auf eine Waffe schließen läßt. Das besagte natürlich nichts, denn er konnte sie unterwegs weggeworfen haben.
»Kommen Sie mit uns zurück, Mr. Toole!« forderte ich den Mann auf.
Phil wollte höflich den Platz am Steuer freimachen. Immerhin hatte Toole den Wagen geliehen und nicht wir.
»Bleiben Sie nur
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