0353 - Ein Toter zuviel
herumschleppen. Aber wer hat den Kellner dann gerade in dem Augenblick erschossen, als wir ihn gefaßt hatten? Das kann doch nur ein Bandenverbrecher sein. So, wie die Sache ablief, steckt bestimmt eine Gang dahinter, die den Mann zum Schweigen bringen wollte, nachdem wir ihn gefaßt hatten.«
»Vielleicht war der Mann sich seiner Sache so sicher, daß er kein Risiko fürchtete?« meinte Phil, »Kann auch sein!« sagte der Lieutenant. Unsere Weisheit war zu Ende.
Nachdem wir angeordnet hatten, was mit dem Toten, seinem Wagen und der Verfolgung des Mörders geschehen sollte, verabschiedeten wir uns.
»Wir werden uns das Zimmer dieses Stan Pool ansehauen, Pihil. Hoffentlich sind wie die ersten, die diesen Gedanken haben!«
Er wohnte nicht weit vom Cacadu in einem Mietshaus. Wir fragten uns in den zweiten Stock durch, wo ein steifer Karton an der Tür den Namenszuig Stan Pools aufwies. Die Tür war nicht abgeschlossen, das machte mich stutzig. Das Zimmer war Leer.
Mein Freund faßte mich am Arm und deutete auf eine Tür, die wahrscheinlich ins Schlafzimmer führte. Aus dem Zimmer klangen Geräusche, es hörte sich an, als ob ein Fensterflügel geöffnet würde. Mit erhobener Pistole riß ich die Tür auf.
Das Fenster war weit geöffnet, aber der Vogel war schon ausgeflogen. Ein Mann schwang sich gerade über das Fensterbrett.
Phil stürzte an das offene Fenster und beugte sich hinaus. Er sah gerade noch, wie ein Schatten um die Ecke lief. Phil lief zurück zur Tür und stürzte die Treppen hinunter.
Ich eilte ihm nach. Durch die hintere Haustür erreichte ich den Hof. Aus allen Fenstern tauchten Köpfe auf.
Phil stand am Fuß der Feuerleiter und hielt an einer Kette eine altmodische Herrentaschanuhr. .
»Er muß von der Mitte der Leiter schon abgesprungen sein, dabei hat er die Uhr verloren«, meinte er.
»Gehen wir wieder nach oben«, schlug ich mit einem Blick auf die Schar der Neugierigen vor, die hinter den Vorhängen ihre Nasen sehen ließen, In Stan Pools Zimmer ließ ich den Deckel der Uhr aufspringen, Es war eine Repetieruhr. Auf der Innenseite des Deckels wurde eine Gravierung sichtbar. In verschnörkelten Buchstaben war ein Name eingetragen, »Bob Goodwin«, entzifferte Phil, der mir über die Schulter schaute. Einen Augenblick lang waren wir beide verblüfft.
»Was hältst du davon?« ließ sich mein Freund hören.
»Wenn meine Theorie stimmt, daß Mr. Goodwin sen, absichtlich überfahren wurde, dann haben wir eben den Schatten eines dreifachen Mörders gesehen. Goodwin, Vecha und Pool stehen auf seinem Konto.«
In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Drei uniformierte Cops drängten herein. Wir fuhren herum.
»Was ist hier los?« herrschte uns ein Sergeant an.
»Stecken Sie Ihre Pistole wieder ein. Wir sind G-men. Darf ich meinen Ausweis herausholen?«
Sie dachten nicht daran, ihre Dienstpistolen auch nur einen Zoll zu senken. Wenn wir wirklich Gangster gewesen wären, wäre das auch ein unverzeihlicher Leichtsinn gewesen. Ein Gangster, der in die Ecke, getrieben worden ist, nutzt rigoros seine Chance. Der Sergeant winkte einen seiner Leute mit dem Kopf heran, ohne uns aus den Augen zu lassen.
»Greif ihnen mal in die Tasche, Bill. Aber sei vorsichtig dabei!«
»Linke Innentasche!« half ich dem Patrolman.
Er trat auf mich zu und holte die Zellophanhülle heraus, in der mein Ausweis stak. Er zeigte ihn seinem Vorgesetzten.
»Tatsächlich — ein G-man«, staunte der Sergeant, »Verzeihen Sie, Sir, aber wir wurden von Hausbewohnern angerufen.«
»Schon gut, Sergeant«, beruhigte ich ihn. »Sie haben vollkommen richtig gehandelt. Beruhigen Sie jetzt die Leute im Haus und sorgen Sie dafür, daß wir nicht gestört werden.«
Er beeilte sich, seine Aufgabe auszuführen.
Wir durchsuchten das Zimmer, das Pool bewohnt hatte. Wir kramten in allen Schubladen, stöberten die Schränke durch, krochen unter das Bett, aber wir fanden nichts.
Wir beschlossen, die Wohnung unseren Spezialisten zu überlassen. Die waren schließlich darauf trainiert, die berühmte Stecknadel im Heuschober zu finden. Ihren ausgeklügelten Methoden und ihren noch schärferen Augen entging auch nicht die geringste Kleinigkeit. Es gab kein noch so raffiniertes Versteck, daß sie nicht auf spürten.
Der Jaguar brachte uns vor das Haus, in dem Rosie Roof ihr Domizil aufgeschlagen hatte. Sie wiar nicht in ihrer Wohnung. Eine Nachbarin erklärte uns, sie sei schon heute vormittag weggegangen.
***
Zwei Stunden
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