0356 - Am Schleppseil hing der Tod

Richtung Wakefield. Aber er verpasste Scrows Inn, weil die elektrische Reklame ausgeschaltet worden war. Nach einigen unnütz verfahrenen Meilen wendete er und suchte zunächst die Unfallstelle vor dem Tor des Wakefield-Friedhofes. Von hier fand er das Inn schnell, aber er kam zu spät.
    Er parkte den Jaguar direkt vor der Tür. Als er ausstieg, vernahm er ganz in der Nähe den Start eines Personenwagens. Phil sah nur noch zwei Rücklichter, die in Sekundenschnelle im Nebel verschwanden. Der Wagen brummte unerkannt davon.
    In diesem Augenblick flammte im Schankraum des Inn die Deckenbeleuchtung auf. Phil wollte die Tür öffnen. Sie war verschlossen. Drinnen polterten Schritte, und Stimmen riefen durcheinander.
    »Aufmachen!«, rief Phil lautstark.
    »Hier ist Agent Decker vom FBI!«
    Für einen Moment wurde es in dem Inn still. Dann sagte ein Trucker: »Moment, Agent, ich wecke Scrow und hole den Schlüssel.«
    In diesem Augenblick glitt Phils Hand von der Türklinke nach unten. Er stieß mit dem kleinen Finger gegen etwas Hartes.
    Es war der Schlüssel.
    Ohne zu überlegen, warum der Schlüssel draußen steckte, schloss Phil die Tür auf und trat ein. Phil ging schnell auf die Tür zu, die in die Privaträume Scrows führte. Er drehte sich um und fragte die Trucker: »Schläft denn Scrow sonst um diese Zeit noch?«
    Die Uhr über dem Flaschenregal zeigte auf halb sieben.
    Da flog die Tür zum Gang der Schlafkojen mit einem Ruck auf. Im Rahmen stand Nick Short. Er wurde von nachdrängenden Fahrern fast in den Raum gestoßen.
    Einer rief ärgerlich: »Scrow hat verpennt. Sonst weckt er uns doch immer pünktlich um sechs.«
    Nick Shorts kleine Gestalt drängelte sich geschickt nach vorn.
    Phil stand jetzt genau vor der Privattür. »Hallo, warten. Sie, ich wecke Scrow.«
    Als Phil die Tür geöffnet hatte, suchte er nach dem Lichtschalter. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schaltete er das Licht an.
    Phil sah in den Raum…und blieb wie erstarrt stehen.
    Scrow lag quer über der Couch, auf der wenige Stunden vorher noch Nick Short gelegen hatte. Der Mörder hatte Scrow mit einem Messer umgebracht.
    Betsy Maynard lag am Fenster. Auch das Mädchen war tot. Die Jalousie war halb hochgerissen und in dieser Stellung verklemmt. Wahrscheinlich hatte die Kellnerin in höchster Not versucht, durch das Fenster zu flüchten. Aber der Mörder war schneller gewesen.
    Phil wandte sich um, öffnete die Tür nur einen Spalt, trat in den Schankraum zurück und rief »Einer von Ihnen muss sofort für mich telefonieren, damit dieser Kleine hier keine Dummheiten anstellt.« Er deutete auf Short und sagte: »Mr. Nick Short, Sie sind vorläufig festgenommen.«
    Er kam nicht mehr dazu, den Grund der Festnahme zu sagen, denn Short, der Phil anstierte, brüllte: »Was…ich festgenommen? Sie sind wohl komplett verrückt geworden?«
    Phil unterbrach ihn schroff: »Sie waren doch mit Scrow und mit Miss Maynard eng befreundet, oder?«
    »Was heißt war? Bin ich immer noch«, schrie Short.
    »Wohl kaum«, sagte Phil, »denn die beiden liegen da drinnen. Sie sind ermordet worden.«
    Nach einigen Schrecksekunden brach in dem Inn ein unbeschreiblicher Tumult los.
    Diesen Augenblick wollte Short nutzen. Wie ein Panther sprang er den um einen Kopf größeren Phil an. Aber der hatte mit einem Angriff gerechnet.
    Nach einem blitzschnellen Griff überschlug sich der drahtige Short und landete mitten zwischen den aufgeregten Truckern. Ein Fahrer, der eine Figur wie ein Kleiderschrank hatte, schnappte sich den halb bewusstlosen Short und brummte »G-man, ich werde den Kleinen ein bisschen erziehen, wenn er frech wird.« Phil lachte. »Passen Sie gut auf, denn der Kleine ist gefährlicher als er aussieht.«
    Dann ging Phil selbst zum Telefon. Er rief die Mordkommission III der Stadtpolizei und Mr. High an. Zufällig hatte unser alter Bekannter, Lieutenant Crosswing, Nachtdienst. Und das knapp vor seinem Dienstschluss.
    Als Phil die Telefonzelle verließ, sah er, dass Nick Short bis zum Eintreffen der Mordkommission schlafen würde.
    ***
    Den Sack, in dem sich Moores Körper befand, schnitt ich vorsichtig mit meinem Taschenmesser auf. Es dauerte Minuten, bis ich den betäubten Trucker befreit hatte. Bevor ich ihm mit Albys Stablampe ins Gesicht leuchtete, legte ich mein Ohr auf seine Brust. Sein Herz war in Ordnung. Durch die frische Luft kam er langsam zu sich. Er brauchte mich nicht mehr. Ich brachte ihn ins Führerhaus.
    Dann ging ich zurück