0356 - Die Frau, die zweimal starb
wirst auf meinen Rücken steigen, damit Entfernungen für dich zusammenschmelzen. Nichts soll dich mehr daran hindern können, alles in die Waagschale zu werfen, um ein Leben zu retten. Das Leben eines Freundes.«
Garuda hatte mich nicht erst zu überzeugen brauchen, ich hätte es auch so getan, nickte ihm zu und wandte mich, bevor ich auf ihn zuging, noch einmal um.
Die beiden rumänischen Bahnbeamten standen noch immer auf dem gleichen Fleck und wirkten wie vor den Kopf geschlagen. Sie konnten es nicht fassen, was ihnen da widerfuhr. Mit allem hatten sie gerechnet, nur nicht mit diesen Dingen, die einfach über ihr Begriffsvermögen gingen und sie nur mehr staunen ließen. Hier tat sich eine Welt vor ihnen auf, vor der sie nicht einmal etwas gelesen hatten.
»Meine Reise ist hier beendet«, sagte ich ihnen. »Laßt es euch gutgehen, Männer…«
Der Schaffner kam einen halben Schritt vor. Dabei zitterte er und streckte mir seinen Arm entgegen. »Sie… Sie wollen wirklich mit diesem Wesen abfliegen?«
»So ist es?«
»Aber… aber … wie …« Er konnte nicht mehr sprechen, verzog das Gesicht, wandte sich ab und trommelte mit beiden Fäusten gegen die Tunnelwand, während der Lokführer überhaupt nichts mehr sagte und zu einem lebenden Denkmal geworden war.
»Komm jetzt, Geisterjäger!« drängte Garuda. »Die Zeit eilt uns sonst davon. Wir können nicht mehr länger warten.«
Ich war einverstanden, drehte den Männern den Rücken zu und lief auf den Vogelmenschen zu.
Garuda wandte sich um, damit ich auf seinen Körper klettern konnte. Kaum saß ich dort, breitete er die Flügel aus, und wir starteten in die Düsternis des Tunnels hinein.
Es ging rasend schnell. Der Luftzug erschwerte mir die Atmung, ich sah das Tunnelloch, wir jagten hindurch und hinein in einen kalten Winterhimmel. Wir durchstießen plötzlich die Grenze zwischen Raum und Zeit.
Genau in diesem Augenblick hatte für mich ein neues, fantastisches Abenteuer begonnen…
***
Sheila und Bill Conolly schauten auf den Vorhang und sahen in einem Spalt das schwarze Etwas.
Ohne daß sie jemand dazu aufgefordert hätte, hoben sich die Hände. Ein leises Lachen erklang. Noch wurde es von dem dicken Stoff gedämpft, sehr schnell aber vergrößerte sich der Spalt und gab einen Mann frei, der die schallgedämpfte Waffe in der rechten Hand hielt.
Bill hatte in den letzten Sekunden verzweifelt nach einem Ausweg gesucht, aber keinen gefunden, da sich der Lichtschalter zu weit weg befand, um ihn mit einem Sprung erreichen zu können. In der Dunkelheit hätte er eventuell besser reagieren können, so aber mußte er sich seinem Schicksal ergeben.
Auch der zweite Typ erschien. Er hatte so lange gewartet, bis sein Kumpan ihm nicht mehr in der Schußlinie stand. Der zweite ging, von den Conollys aus gesehen, nach rechts weg, so daß beide Männer das Ehepaar in die Zange genommen hatten.
Auf Sheila blieben ihre Blicke länger haften. »Dich kennen wir auch«, sagte der mit dem Schalldämpfer auf der Mündung. »Klar, wir haben dich gesehen. Gehörst du zu ihm?«
»Sie ist meine Frau«, erklärte Bill, der gesehen hatte, wie bleich Sheila geworden war.
»Ach wie schön, Zeitungsschmierer.« Sorrow begann leise zu lachen. »Da haben wir euch beide zusammen und können euch hier gemeinsam umlegen.«
»Ja!« mischte sich auch Klakev ein, »es gibt nichts Schöneres für ein Ehepaar, als gemeinsam zu sterben. Findet ihr nicht auch?«
»Sie hat damit nichts zu tun!« verteidigte Bill seine Frau.
»Und du?« fragte Sorrow.
»Ich ebenfalls nicht.«
»Was wolltest du denn dann von der kleinen Gabriela?«
»Nur Grüße bestellen.«
»Von einem Magier, wie?«
Bill zuckte zusammen, da er sich darüber wunderte, wie gut der Typ informiert war.
Sorrow hatte es bemerkt. »Das ist eine Überraschung, nicht wahr. Gabriela vertraut uns eben. Wir sind für sie die besten Freunde. Alles erzählt sie uns, alles. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, die Mitwisser zu beseitigen. Und dazu gehört ihr nun mal.«
»Wer seid ihr?« fragte Bill.
»Zwei Todesengel!« erwiderte Klakev.
»Aber keine Engländer.«
»Nein. Mütterchen Rußland hat uns geschickt. Genau wie Gabriela eine Landsmännin von uns war. Kaum zu glauben, wie?« Er hob die linke Schulter an. »Wer hier als Gabriela di Fanti bekannt war, hieß in Wirklichkeit anders. Konski.«
Mit dem Namen konnten Bill und Sheila nichts anfangen. Sie hatten ihn noch nie gehört.
»Dann sind Sie
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