0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen
meldete ich mich, aber mein Gesprächspartner schien die Sprache verloren zu haben.
»Hallo! Wer ist dort? Bitte melden Sie sich!«
Ich vernahm ein leises Flüstern, dann verriet mir ein leises Knacken, dass mein Gesprächspartner aufgelegt hatte.
Gewiss würde man sich nun am anderen Ende der Leitung den Kopf darüber zerbrechen, warum wohl die Sprengladung versagt hatte.
Nach einigen Minuten meldete sich Mr. High.
»Hören Sie,.Jerry, wir haben festgestellt, dass der Anruf aus einer öffentlichen Telefonzelle in der Grand Central Station kam. Ich habe zwar sofort zwei Männer losgeschickt, aber ich glaube nicht, dass sie was erreichen. Sie legen sich am besten aufs Ohr. Morgen wird wieder ein harter Tag für Sie.«
Ich hielt das für einen dienstlichen Befehl. Und an Befehle halte ich mich.
***
Ich war schon früh auf, denn ich hatte noch die Prophezeiung des Chefs im Ohr: »Morgen wird ein harter Tag für Sie!« Um meinen Jaguar zu erreichen, musste ich die Straße überqueren, denn gestern Abend hatte ich keinen Parkplatz vor der Haustür gefunden.
Ich befand mich genau auf dem Mittelstreifen der Straße und wartete auf eine Lücke zwischen den unentwegt vorbeifahrenden Autos, um auch die zweite Straßenhälfte überqueren zu können.
Plötzlich scherte dicht vor mir ein Wagen aus und brauste auf mich zu.
Mit einem mächtigen Satz sprang ich aus der Reichweite des Mordwagens. Mit hässlichem Quietschen radierten die Reifen den Straßenbelag. Der Fahrer, in dem ich für einen Augenblick Steve Lawrence zu erkennen glaubte, riss das Steuer herum und setzte seine Fahrt inmitten der nicht abreißenden Autoschlange fort. Dias Ganze spielte sich so schnell ab, dass niemand etwas bemerkte.
Bevor ich an meinen Jaguar kam, war eine Verfolgung völlig aussichtslos geworden.
Die Nummer des Wagens hatte ich mir jedoch gemerkt. Im Office angekommen, ließ ich mich sofort mit der Verkehrspolizei verbinden.
Die Auskunft des Verkehrs-Cop enttäuschte mich jedoch maßlos. Der Wagen gehörte einem Versicherungsvertreter und war seit zwei Tagen als gestohlen gemeldet. Nun, dann mussten wir uns eben auf anderen Wegen an die schöne Dorothy heranpirschen.
»Du siehst, Jerry, welchen Wert die Bande auf dich legt«, meinte Phil, nachdem ich ihm von den beiden Anschlägen berichtet hatte. »Ich werde in Zukunft noch mehr auf dich aufpassen.«
»Den Leuten scheint es schwer im Magen zu liegen, dass ich noch immer unter den Leibenden weile. Ich muss also aufpassen, denn nicht immer werde ich so viel Glück haben. Dorothy weiß genau, dass sie geliefert ist, solange ich noch gegen sie aussagen kann.«
Phil stand vor mir, seine Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Seine Augen sahen durch mich hindurch.
»Lass uns doch einmal überlegen, Jerry, welchen Schlag wir der Bande versetzt haben. Ihr Hauptquartier befindet sich in unserer Hand. Dazu haben wir wohl ihr gesamtes Betriebskapital gefunden. Ohne Geld ist jedoch die schöne Dorothy hilflos wie ein neugeborenes Kind.«
»Du hast recht, Phil, aufgrund ihrer schönen Augen wird niemand der Gangster bereit sein, für sie zu arbeiten. Da ich nicht der Meinung bin, dass Dorothy und Conolly sich still aus der Branche zurückziehen werden, bleibt nur eine Schlussfolgerung: Sie werden versuchen, wieder zu Geld zu kommen.«
»Spinnen wir doch den Faden einmal bis zum Ende weiter, Jerry. Gangster dieser Art wechseln nur selten ohne zwingenden Grund ihre Fakultät. Da sie dringend Geld braucht, würde ich mich nicht wundern, wenn uns in allernächster Zeit ein neuer Fall von Kidnapping bekannt wird.«
»Okay, Phil, dagegen ist nichts zu sagen. Der Vorteil ist dabei auf unserer Seite, denn Dorothy Simmons hat nicht genügend Zeit zur Verfügung, um die Sache bis in die letzte Einzelheit planen zu können. Darin liegt unsere große Chance.«
Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie schnell Phils Vermutung bestätigt werden sollte.
***
Das Haus lag in einem großen Garten. Schon auf den ersten Blick war zu erkennen, dass der Besitzer nicht zu den Leuten gehörte, die in unserer Stadt die wenigsten Steuern zahlten.
Unter der Terrasse saß ein junges Mädchen auf einer spanischen Schaukel. Es hielt ein Modeheft in der Hand. Aus der geöffneten Tür, die von der Terrasse ins Innere des Hauses führte, drang leise Radio-Musik.
Das Mädchen trug ein dunkles Kleid, darüber eine kleine, weiße Schürze. Auf ihren hellblonden Locken saß eine weiße Haube.
Neben dem Girl
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