0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen

entschlüpfen können. Meine Uhr zeigte auf 23.30 Uhr.
    Im Innern des Hauses rührte sich nichts. Wenn vor der Garage nicht ein Wagen mit abgeblendeten Lichtern stehen würde und wenn unser Empfänger nicht einwandfrei auf die Tasche hinwies, könnte man glauben, das Haus wäre unbewohnt.
    Plötzlich hörte ich neben mir ein leises Rascheln.
    Es war der Kollege, den wir bei den Fahrzeugen zurückgelassen hatten. Nach wenigen Schritten stand er neben mir.
    »Eine Nachricht vom Chef, Jerry. Berrymore hat sich eben gemeldet. Sein Sohn ist vor einer knappen halben Stunde wieder bei ihm eingetroffen. Der Chef will wissen, wie es bei uns aussieht.«
    Der Junge war also wieder frei. Das hieß, dass wir unsere Rücksichten auf geben und in den Bau eindringen konnten.
    Ich gab das verabredete Zeichen.
    Während ich mit einem weiteren Kollegen von der Vorderseite in das Haus eindringen wollte, versuchten Phil und Hal Dunham ihr Glück auf der Rückseite. Darüber hinaus ließen wir an jeder Seite einen unserer Kollegen als Rückendeckung.
    Ich legte den Empfänger ab und nickte Stan Blower, der neben mir stand, zu.
    Leise schlichen wir uns an das Haus heran. Der einzige Lichtschein kam von den abgeblendeten Scheinwerfern des Gangsterwagens. Die Fenster des Hauses waren dicht verhangen, sodass kein Lichtschein nach außen drang.
    Wir hatten Glück. Die Tür war nicht verschlossen. Ich gab Stan Blower ein Zeichen, dann betraten wir das Haus. In meiner Hand spürte ich die angenehme Kühle des Griffes meiner 38er Smith & Wesson Special.
    Wir hörten gedämpfte Stimmen. Sie kamen aus der ersten Etage des Hauses.
    Zum Glück knarrten die Treppenstufen nicht. Im Unterbewusstsein hörte ich von unten das leise Auf klappen eines Fensters. Phil hatte wohl nicht so viel Glück gehabt wie wir und musste sich erst Einlass verschaffen.
    ***
    Wir hatten das Ende der Treppe erreicht und blieben lauschend stehen. Die Stimmen waren nun viel deutlicher zu hören. Sie kamen aus einem Raum, dessen Tür an der rechten Seite des Flurs lag. Diese Tür ließ am Boden einen dünnen Lichtstreifen sehen. Auf Zehenspitzen schlichen wir uns näher. Drei Männerstimmen meinte ich erkannt zu haben. Ich stieß Stan Blower leise an, dann straffte ich meinen Körper. Meine Hand lag schon auf dem Türgriff.
    Mit einem kurzen Ruck riss ich die Tür auf und stürmte, gefolgt von Stan Blower, in das Zimmer.
    Uns bot sich ein friedliches Bild. An einem Tisch saßen drei Männer. Während der eine in auf dem Tisch ausgebreiteten, gebündelten Dollarscheinen wühlte, trug der zweite die genauen Beträge auf einer Liste ein. Der dritte Mann saß etwas abseits in einem Sessel. Er legte die bereits gezählten Scheine in die Tasche zurück. Er war mir nicht unbekannt: Ich sah in die wässrigen Augen Steve Lawrences.
    Bei unserem Eindringen erstarrten sie.
    »Hände hoch! Keine Bewegung!«
    Während die beiden am Tisch sitzenden Männer meiner Aufforderung sofort nachkamen, erschien wie durch Zauberei plötzlich in der Hand von Steve Lawrence eine Automatic. Er musste sie vorher unter der Tasche verborgen haben. Bevor er jedoch durchziehen konnte, krachte hinter mir ein Schuss. Steve Lawrence ließ röchelnd seine Automatic fallen und griff sich mit beiden Händen an die Brust. Stan Blower hatte ihn getroffen.
    Durch die geöffnete Tür hörten wir, wie jemand mit schnellen Sprüngen die Treppe hinaufgestürmt kam. Es war Phil. Er hatte den Schuss gehört und wollte uns zu Hilfe kommen. Ich bat Phil, die anderen Räume des Hauses zu durchsuchen. Während Stan Blower die beiden anderen Gangster durch eine nicht misszuverstehende Bewegung aufforderte, ihm zu folgen, trat ich zu dem schwer getroffenen Steve Lawrence.
    Er hielt noch immer die Finger beider Hände gegen die Brust gepresst. Ich trat dicht an ihn heran.
    »Können Sie mich hören, Lawrence?«
    Der Gangster nickte, »Nun… haben Sie… uns… doch erwischt«, stammelte er mühsam, »nun… keine Dollars.«
    »Hören Sie, Lawrence! Wo sind Dorothy Simmons und Peter Conolly?«
    »Weiß… nicht… genau«, röchelte er mit letzter Kraft, »Lucky… Florida.«
    Seine Stimme brach. Mit einem Seufzer straffte sich sein Körper. Der Kopf fiel in den Nacken. Die gebrochenen Augen waren auf mich gerichtet.
    ***
    Die Durchsuchung des Hauses verlief ergebnislos. Entweder hatten die Gangster das Haus nur für kurze Zeit gemietet, oder der Besitzer wusste nichts von seinen ungebetenen Gästen.
    Phil sorgte dafür, dass die