0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen
gerissen worden. Als sie mich sahen, drückten sie sich scheu und ängstlich in ihre Kissen zurück.
Kein Zweifel: Es waren die beiden Jungen, die Dorothy Simmons nur gegen ein hohes Lösegeld wieder ins elterliche Haus zurücklassen wollte.
Die beiden Kinder schreckten zusammen, als sie mich sahen. Ich beruhigte sie und versprach ihnen, sie bald bei ihren Eltern abzugeben.
Dann hörte ich draußen Schritte. Sofort verließ ich das Zimmer und ging auf den Flur zurück. Hinter der Haustür blieb ich stehen. Jemand drehte leise den Knopf. Ich hielt meine Waffe in Kopfhöhe.
Mit einem leisen Knacken sprang die Tür auf. Ich sah zuerst eine Hand, die eine 38er hielt, dann schob sich die Gestalt meines Freundes durch den Türspalt. Als er mich, noch immer die Kanone des Gangsters in der Hand, sah, lachte er: »FBI contra FBI. Das wäre eine hübsche Schlagzeile geworden, Jerry. Wenn man nicht ständig auf dich aufpasst, machst du nur Dummheiten.«
Ich drückte ihm lächelnd die Hand. »Komm mit, ich will dir etwas zeigen.«
Auf dem Weg zu dem Zimmer, in dem Dorothy Simmons die beiden Kinder gefangen gehalten hatte, unterrichtete ich Phil von den Ereignissen der letzten zwei Stunden.
»Ich habe die Kollegen draußen verteilt«, klärte mich Phil dann auf, »weil ich es für richtiger hielt, kein Aufsehen zu machen. Wer weiß, welche Überraschungen uns hier noch bevorstehen. Hast du überhaupt eine Ahnung, wo sich Dorothy im Augenblick aufhält?«
»Nein«, sagte ich zu Phil, »und von den beiden Gangstern werden wir wohl auch nichts erfahren.« Wir waren im Zimmer angekommen, wo die beiden Kinder lagen.
»Zieht euch schnell an, dann bringen wir euch nach Hause«, sagte ich. Phil war schon zurückgegangen und hatte einen Kollegen hereingeholt. Er sollte die Jungs nach Hause fahren. Die anderen Kollegen sollten vorläufig auf ihren Plätzen bleiben, bis Phil und ich das Haus genau durchsucht hatten.
Wir stiefelten in das Zimmer zurück, in dem die zwei Gangster bis jetzt ohne Erfolg versucht hatten, sich von ihren Fesseln zu befreien.
»Ich halte es für besser, wenn wir die Burschen einzeln verhören, Jerry«, raunte Phil mir zu, »vielleicht haben wir dadurch mehr Glück.«
Ich stimmte Phil zu, und wir trugen den jungen Burschen, der jetzt seinen herausfordernd-frechen Ton verloren hatte, in einen Nebenraum. Dann bauten wir uns vor dem Gorilla auf, den wir vorher in einen Sessel verstaut hatten.
***
Eine Weile fiel kein Wort. Phil und ich starrten den Gangster wortlos an. Er wusste offensichtlich nicht, wie er unser Verhalten zu deuten hatte, denn er wurde immer unruhiger. Er zerrte an seinen Fesseln, ließ aber bald wieder von seinem vergeblichen Bemühen ab. Dann hielt er das anhaltende Schweigen nicht mehr länger aus.
»Was wollt ihr von mir«, stieß er hervor, »ich weiß nichts.«
Phil baute sich dicht vor dem Gangster auf.
»Jetzt hör mal gut zu. Noch wissen wir nicht, wer du wirklich bist. Das ändert sich, sobald wir dich bei uns im Distriktgebäude haben. Vorläufig betrachten wir dich nur als einen kleinen Gauner, den es wieder einmal erwischt hat. Das ist ein Vorteil, den du entweder ausnutzen kannst oder nicht. Also, raus mit der Sprache, aber ein bisschen plötzlich. Wo finden wir Dorothy Simmons?«
Der Gorilla sah unsicher erst auf mich, dann auf Phil.
»Das weiß ich nicht.« Als er sah, wie sich Phils Augenbrauen drohend zusammenzogen, versicherte er schnell: »Ich weiß es wirklich nicht. Ihr müsst mir das glauben. Wir haben uns immer nur hier in diesem Haus getroffen. Vielleicht weiß Glen, das ist mein Partner, wo sich Dorothy aufhält.«
Phil sah mich fragend an, doch ich konnte ebenfalls nur unschlüssig mit den Schultern zucken. Es war durchaus möglich, dass der Gangster die Wahrheit sagte. Er war wohl nicht der richtige Mann, um von Dorothy Simmons ins Vertrauen gezogen zu werden. Aber eines wollte ich von ihm doch noch wissen.
»Was hatte Dorothy mit mir vor? Ich meine, was solltet ihr zwei mit mir machen?«
Wieder rutschte der Gangster unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Meine Frage schien ihm nicht ganz zu passen, aber ich ließ nicht locker. Schließlich rückte er doch noch mit der Sprache heraus.
»Glen und ich sollten Sie mit dem Wagen aus der Stadt fahren und Sie draußen abservieren. Dorothy hatte uns fünfhundert Dollar für jeden versprochen, wenn wir Sie beseitigen.«
Ich lächelte in mich hinein. Der wievielte Versuch, mich ins Jenseits zu schicken, war
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