0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen

das eigentlich schon? Die sieggewohnte Lady hatte Pech gehabt. Sie schien nur dann das Glück gepachtet zu haben, wenn sie uns entwischen wollte.
    Wir ließen den Gorilla sitzen und gingen zu seinem Partner. Ich lächelte ihn ironisch an.
    »Das Blatt scheint sich gewendet zu haben«, sagte ich. »Mordversuch an einem FBI-Beamten. Die Chancen stehen verdammt schlecht für dich.«
    »Ihr könnt mir gar nichts tun. Wer hat euch denn dieses Märchen aufgebunden? Kein Mensch dachte daran, dich zu ermorden. Das Einzige, was man mir vorwerfen kann, ist vielleicht Freiheitsberaubung, aber das ist auch schon alles.«
    Ich zeigte ein dünnes Lächeln. »Und die beiden Jungs, die ihr gekidnappt habt? Sind dir die letzten Urteile unserer Richter in ähnlichen Fällen nicht bekannt?«
    »Ihr müsst mir erst einmal beweisen, dass ich daran beteiligt war.« Seine Stimme klang wie die eines trotzigen Kindes.
    »Überlassen wir das dem Richter, der versteht mehr davon. Wir wollen von dir weiter nichts wissen als den Aufenthaltsort deiner Chefin, dann lassen wir dich sofort in Ruhe. Also, wo finden wir Dorothy?«
    Das Bürschchen ließ ein höhnisches Lachen hören. »Sucht sie doch. Ihr seid doch immer so schlau, dann wird es euch auch nicht schwerfallen, Dorothy zu finden. Ich habe aber nicht geringe Zweifel, ob euch das gelingen wird, trotz eurer viel gerühmten Gerissenheit. Von mir erfahrt ihr jedenfalls kein Wort.«
    Phil blinzelte mir verstohlen zu, dann warf er einen grimmigen Blick auf den noch immer vor Hohn triefenden Gangster.
    »Arme Dorothy, so ganz allein, gehetzt von den G-men des FBI. Glaubst du wirklich, das Barmädchen hält das aus? Ohne Geld?«
    »Ihr vergesst Cary Levant. Er ist ein kluger Kerl, und was Dorothy noch nicht weiß, bringt Levant ihr bei.«
    »Ach der…«, meinte ich. »Cary Levant? Noch nie etwas von dem Mann gehört. Aber der Jüngling brauchte das nicht zu ahnen.«
    »Ja, der! Er gehört nicht direkt zur Branche, dafür steckt er seine Finger in andere nicht weniger lukrative Geschäfte. Und was seine Stellung zu Dorothy betrifft, so ist er das, was Peter Conolly gern geworden wäre, ihr Favorit nämlich.«
    Cary Levant. Das war eine neue Spur. Vielleicht kamen wir über diesen Mann an Dorothy Simmons heran. Die Frau war für die Bürger New Yorks mindestens so gefährlich wie eine Ladung Dynamit, die jederzeit explodieren und furchtbares Unheil anrichten konnte.
    ***
    Phil war in unserem Office damit beschäftigt, unsere müden Geister durch einen starken Kaffee wieder zu mobilisieren. Wie stets, so gelang ihm das auch heute.
    Wir wollten uns über unsere nächsten Schritte klar werden. Ich erwartete jeden Augenblick den Kollegen aus dem Archiv, der uns versprochen hatte, so schnell wie möglich alle Unterlagen über einen gewissen Cary Levant herauszusuchen. Die beiden Gangster saßen in ihren Zellen, Und ein Kollege hatte meine Pistole wiedergefunden. Er hatte sie vor dem Haus im Gras entdeckt.
    Während wir schlürfend das heiße Getränk hinunterbrachten, überlegten wir noch einmal jede einzelne Begebenheit dieses Falles. Abgesehen von der Tatsache, dass wir vor einigen Wochen den Fall schon einmal bearbeitet hatten, waren wir durch den mysteriösen Verkehrstod Corny Blakes auf die richtige Spur gekommen. Es war uns gelungen, unsere Gerichte für einige Zeit wieder mit Arbeit zu versorgen, aber wir gestanden uns ein, dass wir bisher den ersten Zug immer Dorothy Simmons überlassen mussten.
    Sie konnte sich noch immer frei und unbehelligt in New York bewegen. Die Gangster, die auf der Strecke geblieben waren und nun unsere Zellen füllten, waren im Verhältnis zu ihr nur unbedeutende Befehlsempfänger. Wir konnten den Fall erst dann abschließen, wenn wir das Hirn der Organisation festgenommen hatten.
    Unsere Überlegungen wurden durch das Eintreten des Kollegen aus dem Archiv unterbrochen. Er trug einen dünnen Ordner unter dem Arm.
    »Viel ist es nicht, was ich gefunden habe, aber vielleicht könnt ihr trotzdem damit etwas anfangen, Jerry.«
    Er legte den Ordner vor mir auf den Schreibtisch.
    Das erste, was wir sahen, war ein Foto, wie es von allen Ermittlungsbehörden auf der ganzen Welt in der gleichen Form und Ausführung von Gesetzesbrechern angefertigt wurde. Es zeigte einen Mann in drei Ansichten.
    Überrascht zog ich das Foto näher zu mir heran. Auch Phil beugte sich darüber.
    »Woher kenne ich den Kerl nur? Gesehen habe ich ihn auf jeden Fall schon. Wenn ich nur wüsste, wo es