0357 - Wenn Sparks Dämonen jagt
Potter.
»… den Sie zweifelsohne vermissen lassen, Mister Potter. Also, der Wagen stand doch vor der Tür, ja? Mit Londoner Kennzeichen?«
»Ich glaube, mich recht vage an ein solches entsinnen zu können. Genau hingesehen habe ich allerdings nicht«, murmelte Potter wenig begeistert und wechselte das Glas.
»Häßlich, sagte sie«, brummte Othmarsen. »Hast du das gehört? Ich fürchte, die Frau mag keine kleinen schnellen Flitzer.«
»Ihr Problem. Meins ist, daß ich in Ruhe Kaffee trinken möchte.«
»Gehört dieses staubige Fahrzeug etwa einem Ihrer Logiergäste, Mister Potter?« setzte Mrs. Bellford ihr Kreuzverhör fort.
»Das ist nicht von der Hand zu weisen, Mistreß Bellford«, sagte Potter und wechselte das Tuch.
»Staubig, hat sie gesagt«, knurrte Othmarsen und griff nach einer neuen Scheibe Toast, um sie mit Butter und Marmelade zu bestreichen. »Und von unten sehr verschmutzt, als sei er durch schmuddelige Pfützen gefahren, hat sie gesagt.«
»Dann ist es zweifelsohne dein Wagen«, erkannte Sparks und nippte am Kaffee.
»Unser Wagen«, betonte Othmarsen. »Ich frage mich, was ihr daran mißfällt.«
»Interessiert mich nicht. Ich trinke Kaffee.«
»Der Wagen gehört jenen beiden Gentlemen«, sagte Potter derweil und streckte Arm, Hand und Zeigefinger aus. »Colonel Sparks und Commander Othmarsen.«
»Sie spricht immer in der Vergangenheitsform von meinem Wagen«, überlegte Othmarsen und köpfte sein Frühstücksei. »Ob das eine besondere Bedeutung hat?«
»Du könntest sie fragen, Lyle. Aber höflich. Ich trinke derweil meinen Kaffee.«
Lionel Othmarsen wandte sich Mrs. Bellford zu, die sich jetzt mit Zornesfalten auf der Stirn näherte. »Und was belieben die Gentlemen in Hinsicht ihres Wagens zu tun?« fauchte sie.
»Man wünscht einen guten Morgen, Mylady«, sagte Othmarsen und erhob sich, um sich artig zu verbeugen. Das Frühstücksei hielt -er in der Hand. »Die Sonne scheint und läßt Ihr bezauberndes Antlitz in güldenem Glanz erstrahlen…«
»Lügner! Süßholzraspler!« fauchte Mylady.
»Das macht mich betroffen«, sagte Othmarsen und setzte sich wieder. »Was gefällt Ihnen an meinem Wagen nicht, Mylady?«
»Daß er in meinem Baum parkt!« fauchte Mrs. Bellford.
Othmarsen verschluckte sich. Das Ei segelte durch die Luft und landete zerschellend vor Mrs. Bellfords Heldenbrust. Da es weichgekocht war, breitete sich ein gelbweißer Fleck auf dem geblümten Kleid aus. Mrs. Bellford stieß einen erstickten Schrei aus.
»Potter!«
»Oh Verzeihung«, keuchte Othmarsen krampfhaft. »Es ist mir aus der Hand geflutscht. Die Schale war so glatt…«
»Flegel!« schrie Mrs. Bellford und holte zum Rundschlag aus. Othmarsen duckte sich geistesgegenwärtig. Sparks verschanzte sich hinter der Kaffeekanne, erkannte im letzten Moment, daß nun diese in Gefahr war, und fing sie auf. »Unverschämter Rüpel!« schrie Mrs. Bellford weiter. »Potter! Ich verlange, daß Sie diesen Lümmel unverzüglich hinauswerfen.«
»Er ist ein zahlender Gast, Madam«, murmelte Potter hilflos. »Ich kann nicht…«
»Ich hatte ursprünglich vor, meinen 49. Geburtstag in Ihrem Hause zu feiern, Mister Potter«, fauchte sie. »Aber in Anbetracht der Dinge werde ich mir das noch sehr gründlich überlegen. Zudem sollten Sie von der Unsitte abgehen, Eier in Ihrem Haus aufzubewahren.« Sie wurde tiefrot. Potter hatte Mühe, sein Grinsen zu verbergen. Immerhin hatte Mrs. Bellford anläßlich der dreizehnten Feier ihres 49. Geburtstages in ihrem Bett ein Ei vorgefunden - allerdings erst, nachdem sie sich darauf niedergelassen hatte. Bis heute wußten weder sie noch Potter, daß der Druide Gryf dieses Ei in Mrs. Bellfords Bett praktiziert hatte.
Immerhin, überlegte Potter stirnrunzelnd, schienen sich in neuerer Zeit Mrs. Bellford und Eier magnetisch anzuziehen.
»Lyle, du wirst der Dame die Reinigungskosten für das Kleid ersetzen«, sagte Sparks streng. »Mylady, ich muß mich für das ungehörige Benehmen meines Partners entschuldigen. Nehmen Sie es nicht so ernst. Er wird für den angerichteten Schaden aufkommen.«
»Aye, Colonel«, knurrte Othmarsen grimmig.
»Er wird auch die Sache mit dem Wagen regeln, was immer da auch geschehen sein mag«, fuhr Sparks hoheitsvoll fort. »Ich habe meine dritte Tasse Kaffee noch nicht getrunken.«
»Kaffee«, murmelte Mrs. Bellford verächtlich. »Ein richtiger Engländer trinkt Tee. Sie!« Ihr Zeigefinger drohte Othmarsen zu durchbohren. »Entfernen Sie sofort
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