0358 - Bestien der Nebelwelt
möglich war. Ich habe sie doch bisher nicht ein einziges Mal berühren können.«
Nicole kniete neben Merlins Tochter nieder und fühlte nach deren Puls. »Sie lebt«, sagte sie. Sie sah zu Manolito auf. »Vermutlich hat sie ihre Abschirmung vernachlässigt, weil sie nicht mit deinem Angriff rechnete, Mann. Sie muß ihre Abschirmung wohl bewußt steuern. Das war deine Chance. Du hast sie überrascht.«
»Und was wird nun?« fragte Manolito. »Das könnte natürlich vieles ändern. Sie ist jetzt in unserer Gewalt.«
»So lange, wie sie bewußtlos ist«, schränkte Nicole ein. »Wo ist ihr Dhyarra-Kristall? Wir müssen ihn ihr abnehmen.«
Zamorra nickte. Er aktivierte seinen eigenen Kristall und schützte sich damit. Wenn Saras Dhyarra aktiviert war und darüberhinaus, wie Zamorra als sicher annahm, in ihren Geist verschlüsselt, würde allein die Berührung reichen, Zamorra innerlich zu verbrennen.
Durch seinen eigenen Kristall geschützt, wand er Sara den Dhyarra aus ihrer verkrampften Hand. Er stellte fest, daß er tatsächlich aktiviert und verschlüsselt war, nahm ihn und schleuderte ihn fort.
Dann sah er sich um nach dem Inneren des Gebäudes.
»Wißt ihr überhaupt, was gerade passiert ist?« fragte er.
Nicole und Manolito sahen ihn überrascht an.
»Haben wir in der Hektik ganz vergessen, nicht wahr? Wir sind tot. Vor zwei Minuten ist die Maschinenhalle explodiert.«
»Häh?« machte Manolito verblüfft. Nicoles Augen weiteten sich.
»Die Explosion hat nicht stattgefunden, nicht wahr?« fragte sie leise. »Warum nicht? Hast du etwas dran gedreht, Chef?«
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Weiß der Himmel, warum nichts passiert ist. An einen Bluff kann ich nicht glauben. Vielleicht hängt es mit Sara zusammen.«
Er sah Manolito an.
»Wie auch immer - wir sind im Moment in Mexiko, und wir haben vielleicht eine Chance, Susan zu retten. Ich weiß jetzt, wo sie sich befindet. Manolito - hol euren Geländewagen in die Stadt! Wir werden ihn brauchen! Habt ihr ein langes Seil in der Ausrüstung?«
Manolito nickte. Dann begann er zu rennen, so schnell ihn seine Beine trugen!
***
Etwas war geschehen, mit dem niemand gerechnet hatte - nicht einmal Sara Moon selbst, die sich den sentimentalen Luxus hatte erlauben wollen, den blauen Himmel über der Stadt zu sehen, ehe sie sich per zeitlosem Sprung in Richtung Indien entfernte, während die Stadt mit dem explodierenden Maschinensaal wieder in Ash’Cant untertauchte - diesmal für immer.
Sara war überraschend niedergeschlagen worden!
Sie hatte sofort die Besinnung verloren.
Und im gleichen Moment geschah in der Steuerkanzel im Maschinensaal etwas.
Sara Moon war die Herrin der Blauen Stadt. Sie hatte die Steuerung der Maschinen auf sich programmiert und irgendwann auch eine Art Schutzprogramm entwickelt. Dieses Programm reagierte auf ihre Bewußtseinsaura.
Als das Bewußtsein durch den Schlag vorübergehend verlosch, erkannte das Schutzprogramm, daß Sara Moon die Stadt nicht rechtzeitig vor der Explosion würde verlassen können. Sie würde mit vernichtet werden. Das durfte laut Programmierung nicht geschehen.
So wurde der Countdown des Todes in letzter Sekunde aufgehalten.
Erst wenn Sara sich nicht mehr in der Stadt befand, würde diese hinüberwechseln in die andere Dimension - und mit der Explosion den eigenen Untergang auslösen…
Aber das wußte niemand. Nicht einmal Sara selbst hätte es so recht begriffen. Aber sie war ja ohne Besinnung.
Noch…
***
Manolito erreichte den Geländewagen. Er hatte begriffen, daß sich alles grundlegend geändert hatte. Er brauchte Zamorra nicht zu töten! Diese Sara Moon war nicht unverwundbar, nicht allmächtig. Er hatte es selbst geschafft, sie zu überwinden!
Somit brauchte er sein Gewissen nicht mit einem Mord zu belasten. Er konnte durchaus mit diesem Zamorra Zusammenarbeiten. Vor allem, wenn das stimmte, was Zamorra behauptet hatte - daß er jetzt wußte, wo sich Susan befand und wie man sie retten konnte!
Susan!
Es fiel Manolito erstmals auf, wie vertraut er eigentlich mit dem Namen der jungen Frau umging. Susan Hayworth! konnte es sein, daß er mehr für sie empfand als nur die Fremdenführer- und Team-Kameradschaft?
Was, wenn er sich in sie verliebt hatte? Würde sie seine Gefühle erwidern können? Würde er es schaffen, sie über den Verlust ihres Gefährten Pete Ronson hinwegzubringen?
Er wußte es nicht. Er wußte nur, daß Schwierigkeiten auf ihn zukamen. Aber er würde sie meistern.
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