0358 - Bestien der Nebelwelt

Denn das waren Schwierigkeiten, mit denen er vertrauter war als mit Entscheidungen über Leben und Tod.
    Der Chevy Cherokee sprang willig an. Manolito fuhr den Wagen durch die holprigen und teilweise zugewucherten Straßen und Gassen bis ins Zentrum der Ruinenstadt. Dort warteten Zamorra und Nicole neben der immer noch bewußtlosen Sara Moon.
    »Was nun?« fragte Manolito, als er ausstieg. Er deutete zum Himmel hinauf. »Wir sind hier, und Susan ist drüben in der anderen Welt. Wann wird die Stadt sich wieder dorthin versetzen?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Zamorra. »Wir werden warten müssen.«
    »Warten!« entfuhr es Manolito. »Warten, bis Susan tot ist, von den Ungeheuern zerrissen, wie? Das gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht, Manolito«, gestand der Parapsychologe. »Aber es wird uns nichts anderes übrigbleiben. Ich weiß nicht, wie man die Stadt beeinflussen kann, das zu tun, was wir möchten.«
    »Wir könnten etwas anderes tun, um uns die Wartezeit zu verkürzen«, sagte Nicole.
    »Und das wäre?«
    »Feststellen, ob die Explosionsschaltung, die Sara ausgelöst hat, nicht mehr existiert oder ob sie nur unterbrochen wurde.«
    Zamorra maß die entartete Druidin mit einem nachdenklichen Blick. »Meinst du, das wäre zu schaffen?«
    »Du hast doch herausgefunden, wo Susan sich befindet, nicht wahr? Ich nehme an, das Amulett hat dir dabei geholfen?«
    Zamorra nickte. »Es zeigte mir die Schaltungen, die ich auslösen mußte, um die Bildschirme zur Beobachtung der Umgebung zu benutzen.«
    »Dann versuch ich’s«, sagte Nicole. »Du wirst ja wohl im Falle eines Wechsels sofort mit Manolito aufbrechen, nicht wahr?«
    Sie drückte dem Indio den Säbel in die Hand. »Hier, Mann. Ich bin’s leid, das Ding ständig in der Hand zu tragen, während du eine Scheide für die Waffe hast. Zamorra, bekomme ich das Amulett?«
    Zamorra nickte. »Hier…«
    Nicole lächelte ihm zu und verschwand im Innern des Gebäudes. Zamorra starrte auf Sara Moon, die immer noch ohne Besinnung war.
    »Wir werden sie vorsichtshalber so fesseln, daß sie auch nicht per zeitlosem Sprung verschwinden kann«, sagte er. Denn zum Springen war körperliche Bewegung eine der Grundvoraussetzungen. Wenn Sara sich nicht bewegen konnte, konnte sie auch nicht springen.
    Die beiden Männer machten sich an die Arbeit.
    ***
    Nicole war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würde. Sie enterte die Steuerkanzel wieder und versuchte sich zu orientieren. Was Sara Moon gelungen war, nämlich die Schaltungen zu beherrschen, sollte doch auch ihr möglich sein!
    Sie wußte, daß sie mit ihrem Aufenthalt hier im Maschinensaal ein gewaltiges Risiko einging. Wenn die Explosion doch erfolgte, hatte sie keine Chance - es sei denn, das Amulett war in der Lage, sie zu schützen. Aber darauf durfte sie sich nicht verlassen. Sie wußte nicht, wie weit es sich inzwischen »erholt« hatte.
    Ihr Risiko war aber nicht viel größer als das Zamorras und Manolitos, falls wieder ein Dimensionswechsel erfolgte und sie mit dem Chevy aufbrachen, um Susan zu holen. Dazu mußten sie die Stadt verlassen. Und wenn sie dann abermals zurückwechselte, waren die beiden Männer von der Rückkehr abgeschnitten…
    Nicole beugte sich über die Schalttafel. Sie versuchte sie mit den Einrichtungen jenes Meegh-Dimensionsschiffes zu vergleichen, das zu fliegen Sara Moon selbst ihr seinerzeit beigebracht hatte, als sie ihr das schwarze Blut verpaßte.
    Nicole begriff selbst nicht, wieso sie plötzlich darauf kam, es könnten Ähnlichkeiten bestehen.
    Aber dann sah sie die Ähnlichkeiten.
    Und sie begann zu begreifen und zu lernen…
    ***
    Zu dieser Zeit erwachte Sara Moon. Sie öffnete die Augen und sah Zamorra über sich stehen. Haß verdunkelte ihre Züge. Ihre Augen begannen grünlich zu funkeln. Zamorra benutzte seinen Dhyarra-Kristall und schaffte es, Saras Druiden-Kraft zu blockieren, wenigstens vorübergehend. Sie begann innerlich zu toben. Sie merkte nicht, wieviel Kraft es Zamorra kostete, sie zu blockieren. Diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Sie versuchte, den zeitlosen Sprung einzuleiten, aber das ging nun aus zwei Gründen nicht - die Fesselung und die Blockierung!
    Da wechselte die Farbe des Himmels! Da waren wieder die Nebelwolken von Ash’Cant!
    Sara Moon murmelte einen Fluch. Sie war wieder dort, von wo sie eigentlich verschwinden wollte. Und dann die bevorstehende Explosion…
    Jäh begriff sie, daß da etwas nicht so lief, wie sie es sich vorgestellt hatte. Die