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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schneetreiben kaum als solche zu erkennen gewesen waren.
    Wie dem auch war, zunächst einmal hieß es abwarten. Zwar war Sinclair in Gedanken versunken, aber nicht so stark, als daß er die Bewegung vor dem Wagen nicht gesehen hätte. Zumindest ahnte er sie durch den dichten Schneevorhang, und er setzte sich sofort steif hin. Seine Hand bewegte sich bereits auf die Tür zu, als sich eine Person seitlich über die breite Kühlerschnauze gebeugt haben mußte, denn eine ausgefächerte Hand war dabei, den Schneematsch von der Frontscheibe zu wischen. Sie hinterließ einen leichten Schmierfilm, aber die Scheibe wurde so weit klar, daß Sinclair erkennen konnte, wer sich dahinter zu schaffen gemacht hatte.
    Es war eine Frau!
    Mrs. Anderson!
    Horace F. Sinclair sah ihr Gesicht und auch das breite, unnatürliche Lächeln, das ihre Lippen so spannte. Die Augen leuchteten dabei, sie hatte die Brille abgenommen, wurde von Flocken umtanzt, die auf ihrem Gesicht sofort wegschmolzen.
    Sinclair schüttelte den Kopf. Er wunderte sich darüber, daß die Frau allein erschien. Schließlich war John Sinclair losgegangen, um sie zu suchen. Da stimmte etwas nicht.
    Mrs. Anderson krümmte ihren Zeigefinger. Diese Bewegung verstand der im Wagen sitzende Mann. Er sollte aussteigen. Den Gefallen würde er der anderen gern erweisen.
    Horace F. Sinclair öffnete die Tür, ließ wieder Schnee und Kälte in den Wagen dringen und schwang die Beine nach draußen. Die Schuhe versanken in der weißen Pracht.
    Er warf den Wagenschlag zu und schritt um die Kühlerschnauze herum, damit er die andere treffen konnte.
    Mrs. Anderson war stehengeblieben, um dem Mann entgegenzuschauen. Sie trug nur ihre Jacke, hatte nichts auf dem Kopf, und die Schneeflocken klebten in ihren Haaren.
    »Was wollen Sie?« fragte Sinclair.
    Sie lachte. »Das könnte ich Sie fragen.«
    »Wieso?«
    »Sie haben mich schließlich verfolgt.«
    »Das stimmt.«
    »Dann können Sie mir sicherlich den Grund nennen, denn ich bin mir keiner Schuld bewußt.«
    Sinclair wischte sich einige Schneeflocken aus dem Gesicht. »Was heißt hier, Schuld, Madam? Ich bin kein Richter, aber meinen Sohn und mich hat Ihr Verhalten stutzig gemacht.«
    »Weshalb?«
    »Sie sind sofort nach unserem Besuch weggefahren. Ist das nicht ein Grund für uns, stutzig zu werden?«
    »Nein.«
    »In Ihrem Fall ja, denn es hängen einige Dinge daran, die wir bisher noch nicht überblicken können.«
    »Und welche?«
    Horace F. Sinclair hob die Schultern. »Da kann ich Ihnen leider keine Antwort geben, deshalb sind wir Ihnen ja nachgefahren, Mrs. Anderson. So müssen Sie die Sache sehen.«
    »Kann ich Ihnen denn behilflich sein?«
    »Das wissen Sie besser.«
    Mrs. Anderson lächelte schmal und schaute ihren Gegenüber dabei an. »Ja, Ihr Sohn fand mich.«
    Sinclair senior war überrascht. »Das verblüfft mich. Und wo?«
    »In dem Haus. Sie sehen es nicht, weil der Schnee es verdeckt. Aber er bat mich, Sie zu ihm zu bringen.«
    »Wir beide sollen also gehen?«
    »Ja.«
    Horace F. Sinclair blieb mißtrauisch. »Weshalb ist mein Sohn nicht selbst gekommen?«
    »Er war verhindert.«
    »Und wodurch?«
    »Sie werden sehen, was er gefunden hat. Oder haben Sie kein Interesse daran, Ihren Sohn als Erwachsenen und gleichzeitig als Zehnjährigen zu erleben, Mr. Sinclair?«
    »Doch, das habe ich schon.«
    »Weshalb zögern Sie dann?«
    Ja, weshalb zögerte er? Weil ihm das Auftauchen der Frau zu sehr nach einer Falle roch? Bestimmt, denn so ohne weiteres hätte John die Person nicht laufenlassen. Wahrscheinlich steckte hinter allem Akim Samaran, und er fragte auch nach ihm.
    »Mr. Samaran? Tut mir leid, den habe ich nicht gesehen. Wirklich nicht. Es geht nur um Ihren Sohn und die Dinger. Aber wenn Sie nicht wollen, Mr. Sinclair…« Die Frau drehte bereits ab, doch Sinclair senior hatte sich blitzschnell entschlossen.
    »Warten Sie, ich komme mit.«
    »Das ist vernünftig.«
    Hinter der Frau stapfte Horace F. Sinclair durch den Schnee. Er rechnete natürlich mit einer Falle, aber auch damit, daß er Mrs. Anderson rein von den körperlichen Kräften her überlegen war.
    Wenn sie ihn angriff, würde er sich schon zu wehren wissen, und eine sichtbare Waffe konnte er an ihr nicht entdecken.
    Dabei schien sie ihm sehr unbefangen zu sein, denn sie drehte ihm den Rücken zu.
    Beide hielten die Köpfe gesenkt, da der Wind gedreht hatte und ihnen die Schneekörner in die Gesichter schaufelte. Über einen Weg schritten sie nicht, denn es

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