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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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faszinierende Stimme. Dabei redete er nicht laut, eher verhalten und leise, aber jedes Wort war genau zu verstehen. Samaran betonte die einzelnen Silben extrem stark, obwohl man bei seiner Rederei nur von einem Flüstern sprechen konnte. Und er war von seiner Sache überzeugt.
    »Was hat das mit Ihren Fingern zu tun?« wollte ich wissen.
    »Fast alles. Ich bin ein Künstler, ein Genie. Ich interessiere mich für Menschen, denn ich habe den Auftrag bekommen, mich mit den auf der Erde lebenden Personen zu beschäftigen. Sie faszinieren mich, und ich habe es geschafft, sie naturgetreu nachzubilden. Damals kam ich aus Persien nach London. Sehr bald fing ich an, mir einen Kundenkreis aufzubauen. Es gab zahlreiche Eltern, die ihre Kinder nachmodelliert haben wollten. Ich tat ihnen den Gefallen. Leider, so muß ich sagen, waren es nicht genug. Deshalb fehlten mir die Aufträge, so daß ich mich gezwungen sah, wollte ich meinen genialen Trieb befriedigen, mir andere Kinder zu holen. Ich fand sie überall. Auf der Straße, in den Slums. Ich lockte sie mit wenig Geld, und sie folgten mir, da sie arm waren. Nun, es ging nicht glatt, obwohl ich den Kindern nichts tat und sie nur bat, still sitzen zu bleiben. Eltern waren dagegen, sie zeigten mich an, es kam zu einem Prozeß. Drei junge Assistenten wollten sich damals ihre Sporen verdienen. Sie sorgten dafür, daß ich bestraft wurde. Und zwar mit der Ausweisung. Soll ich dir die Namen der drei damals noch jungen Männer sagen?«
    »Nein, das brauchen Sie nicht.« Ich blieb bei der förmlichen Anrede.
    »Dein Vater, Geisterjäger, gehörte dazu. Die anderen hießen Anderson und Clarke. Ich wurde also ausgewiesen und ging wieder zurück in meine Heimat, aber nur, um meine Rache vorzubereiten. Wie du sicherlich weißt, Sinclair, ist die Geisterwelt des Orients vielfältig. Auch bei uns gibt es Gut und Böse, obwohl ich von den Guten nicht viel halte, denn ich bin mir sicher, daß sie im Endeffekt verlieren werden. Also beschäftigte ich mich mit dem Bösen, und hielt mich nicht mit untergeordneten Geistern auf. Hast du schon mal etwas von Ahriman gehört?«
    »Sicher«, erwiderte ich. »Er ist in der persischen Mythologie das gleiche wie bei uns der Teufel.«
    »Sehr gut, Geisterjäger, sogar ausgezeichnet. Ich stelle fest, einen Fachmann vor mir zu haben. Das spart mir allzu lange Erklärungen. Also, ich wandte mich an Ahriman. Auch deine Landsleute werden gewisse Tricks kennen, um den Teufel zu beschwören, die gibt es ebenfalls bei uns. Ich beschäftigte mich mit ihm, und so wurde ich zu einem Totenbeschwörer, der versuchte, aus nicht Lebenden Lebende zu machen. Es war sehr, sehr schwer, denn Ahriman ließ sich nicht so ohne weiteres in die Karten schauen. Aber er gab mir aus dem Reich der Finsternis Tips, die ich gut gebrauchen konnte, als ich wieder nach London zurückkehrte. Dieses Haus hier kaufte ich. Wenn du die Gegend besser kennen würdest, wäre dir aufgefallen, daß es nicht sehr weit von einem Friedhof entfernt liegt. Es ist ein alter Friedhof, man begräbt aber hin und wieder noch die Toten dort. Alle liegen sie in der kalten Erde. Ob Männer, Frauen oder Kinder. Und auf die Kinder kam es mir an. Auf ihre Skelette, denn die brauchte ich, so hat es Ahriman mir mitgeteilt.«
    Ich zuckte zusammen. »Wollen Sie damit sagen, daß sie Kinder Skelette aus den Gräbern geholt haben?«
    »Nicht ich, Geisterjäger. Dafür holte ich mir einen Helfer. Es war ein Totengräber, der für einige Scheine selbst dem Satan ins Gesicht gespuckt hätte. So sehr war er hinter dem Geld her. Ihn also heuerte ich an, und er brachte mir die Skelette. Drei waren es. Ich war mittlerweile auf die Suche gegangen, denn meine Rache war längst nicht erloschen. Sie hatte sich nicht einmal abgekühlt und ich begann, mich mit den Personen zu beschäftigen, die damals dafür gesorgt hatten, daß ich das Land verlassen mußte. Das waren die Andersons und du, Sinclair. Leider verunglückten die Andersons gemeinsam, es war mein Pech, aber ich konnte die Frau für mich gewinnen. Du glaubst gar nicht, wie sehr sie in meinen Bann geriet, als sie plötzlich ihren toten Sohn vor sich sah. Und dann noch als Kind.«
    »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Es war nicht schwer, denn Ahriman hatte mich beraten. Zudem stehe ich noch mit Zarathustra, seinem wichtigsten Propheten in Verbindung. Schwierig war es nicht. Ich benötigte die Skelette, bekam sie auch und rieb die Knochen mit einer Salbe ein, die Ahriman selbst

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