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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gab Stellen, die Horace F. Sinclar bis fast zu den Knien im Schnee versinken ließen.
    Dann erschien an der rechten Seite ein Schatten. Er war groß, grau und malte sich hinter den tanzenden Flocken ab wie ein gewaltiger Vorhang. Was er war, wußte Sinclair nicht, bekam die Erklärung, denn Mrs. Anderson blieb stehen und rief: »Das ist das Haus.«
    »Und wer wohnt dort?«
    »Ihr Sohn befindet sich darin.« Sie wich einer direkten Antwort aus, und das wahrscheinlich aus guten Gründen, wie sich Sinclair vorstellen konnte.
    Das Gefühl, sich einer Falle zu nähern, wurde bei ihm immer stärker. Er beschloß, noch mehr auf der Hut zu sein und fing auch zurückschnellende Äste ab, die von Mrs. Anderson nach vorn gedrückt worden waren, um einen freien Weg zu bekommen.
    Nahe der Hauswand blieb sie stehen, schaute den Mann an und nickte. »Wir werden den Hintereingang nehmen.«
    »Weshalb?«
    »Er erscheint mir sicherer.«
    »Okay, Sie kennen sich aus.«
    Sie lächelte mit nassen Lippen. »Haben Sie Angst, Mr. Sinclair?«
    »Nein, das hat man in meinem Alter wohl nicht mehr. Ich bin nur neugierig.«
    »Sie werden zufrieden sein«, erwiderte die Frau doppeldeutig, drehte sich um und ging weiter.
    An der Rückfront des Hauses waren sie ein wenig geschützter.
    Der Schnee kam von der Seite und peitschte nicht mehr so offen in ihre Gesichter. Sie umgingen ein mit Schnee bedecktes hohes Hindernis, das nach einem Holzstoß aussah. Wenige Schritte später hatten sie ihr Ziel bereits erreicht.
    Es war eine schmale Tür, gegen die der Schnee geklatscht war. Jemand hatte sie schon einmal nach außen hin aufgezogen, denn Sinclair sah den Halbkreis auf dem Boden, den die untere Türkante hinterlassen hatte.
    »Öffnen Sie!« verlangte er.
    Mrs. Anderson lachte. »Sie trauen mir noch immer nicht, wie?«
    »Kontrolle ist besser.«
    »Ganz wie Sie meinen, Sinclair.« Die Frau spannte ihre Hand um den Türgriff und zog kräftig. Sie mußte diese Kraft einsetzen, da die Tür hakte und über den Boden schleifte.
    Noch einen knappen Blick warf sie dem Anwalt zu, bevor sie sich in die Düsternis des Hauses schob.
    Der Schnee hatte Sinclair geblendet, deshalb dauerte es einen Moment, bis sich seine Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Er befand sich in einer Abstellkammer oder alten Waschküche, denn einen Trog entdeckte er, ebenso eine Feuerstelle.
    Sie war umrandet von dicken Steinen. Ein praktischer alter Ofen.
    Der Geruch, der diesen Raum durchwehte, gefiel ihm überhaupt nicht. So stank kaltes Fett. Bei jedem Atemzug glaubte er, das Zeug auf seiner Zunge zu spüren.
    »Gibt es denn hier kein Licht?« beschwerte er sich.
    »Moment!« flüsternd erreichte ihn von der rechten Seite her die Antwort. Dort hielt sich die Frau auf. Sinclair glaubte daran, daß sich ihre Stimme irgendwie verändert hatte. Sie klang jetzt böser und überhaupt nicht mehr verbindlich, so als hätte sie den großen Fall bereits als Siegerin sicher gewonnen.
    Der ältere Mann beschloß, noch mehr auf der Hut zu sein, auch als es hell wurde und er außer der Frau keine verdächtige Person mehr in dem Raum sah.
    Mrs. Anderson hatte ihre Brille hervorgeholt und setzte sie auf.
    Aus ihren glatten Haaren glitt der geschmolzene Schnee in langen Wasserbahnen dem Hals entgegen, und sie streckte den Arm aus, wobei sie mit dem Zeigefinger in einem schrägen Winkel zu Boden wies.
    »Was soll das? Wo ist mein Sohn? Wo sind diese seltsamen Kinder? Ich will sie sehen.«
    »Das können Sie auch. Sie sind ganz in der Nähe. Sie können Sie sogar von hier aus erkennen.«
    »Ich sehe nichts.«
    »Schauen Sie zu Boden und auf das Gitter. Folgen Sie nur der Richtung meines ausgestreckten Zeigefingers, dann ist alles klar.«
    Horace F. Sinclair wollte nicht so recht, aber die Frau behielt die Richtung bei, und tatsächlich entdeckte Sinclair am Boden ein Gitter, das sich aus mehreren Eisenstäben zusammensetzte, die sogar eine ziemliche Dicke besaßen.
    Für einen Abfluß war das Gitter zu groß. Es mußte eine andere Bedeutung haben.
    »Schauen Sie nur durch, Sinclair.«
    »Und was liegt darunter?«
    »Der Keller.«
    »Dort befindet sich also mein Sohn.«
    »Sehr richtig, und nicht nur er. Sinclair hat extra nach seinem Vater verlangt, denn er soll noch einmal daran erinnert werden, wie sein Sohn mit zehn Jahren aussah.« Sie begann zu lachen, und Horace F. Sinclair erkannte, daß man diese Frau nicht mehr mit normalen Maßstäben messen konnte. Sie hatte ihre

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