036 - Der Teufel von der Schönheitsfarm
ziemlich lästig, Mr. Hunter. Nun gut. Ich habe nichts dagegen, daß Sie Sullivan sehen. Zwar wird er gerade behandelt. Aber in einigen Stunden können Sie ihn sprechen – wenn Mr. Shapiro nichts dagegen hat.«
Shapiro blickte den Zwerg böse an.
»Also gut«, sagte er schließlich. »Sie dürfen Sullivan sehen, Hunter. Ich kenne Sie leider gut genug, um zu wissen, daß Sie zu allem fähig sind. Ich will endlich Ruhe vor Ihnen haben.«
»Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte der Dämonenkiller. »Weshalb die ganze Aufregung?«
Shapiro antwortete nicht.
»Noch eines«, sagte Dorian und blickte Goddard an. »Draußen läuft ein unheimliches Scheusal herum. Wer ist das?«
»Ein Scheusal? Sie müssen sich irren.«
»Diese Antwort habe ich erwartet«, sagte er sarkastisch. »Wann kann ich Sullivan sehen?«
Goddard hob die Schultern. »In einigen Stunden. Gehen Sie einstweilen auf Ihr Zimmer!«
»Ich möchte mit Manuel sprechen«, sagte Dorian.
»Später, Mr. Hunter. Später.«
Der Dämonenkiller schluckte die Bemerkung hinunter, die ihm auf der Zunge lag. Im Augenblick war jede weitere Unterhaltung mit Shapiro und Goddard sinnlos. Es wunderte ihn aber, weshalb Goddard zugegeben hatte, daß sich Sullivan auf der Insel befand.
»Werde ich bewacht?« fragte Hunter, als er zur Tür ging.
»Nein«, sagte Goddard. »Sie können sich frei in diesem Trakt bewegen.«
»Danke«, sagte der Dämonenkiller und verließ das Zimmer. Er winkte der Brünetten freundlich zu, ging in sein Zimmer und gab Coco seinen Bericht durch.
Bis zum heutigen Tag hatte sich John Healey von den anderen Patienten abgesondert. Er hatte sich das Essen auf sein Zimmer bringen lassen und die Zeit mit Tagträumen vertrödelt. Genußvoll hatte er sich vorgestellt, was er alles unternehmen würde, wenn er wieder jung und gesund war. Er würde das Leben genießen, ausgedehnte Reisen machen und sich alles gönnen, was man mit Geld kaufen konnte. Er fühlte sich beschwingt und blickte zuversichtlich in die Zukunft.
Immer wieder blickte er auf die Uhr. Er war von seinem üblichen Schema abgegangen, heute wollte er zusammen mit den anderen Patienten das Abendessen einnehmen; er wollte Menschen um sich haben.
Kurz nach neunzehn Uhr holte ihn ein Pfleger ab und führte ihn in den Speisesaal. Er nahm an einem großen, runden Tisch Platz und musterte die Anwesenden. Einige der Patienten kannte er. Es waren alles einflußreiche Leute. Er saß zwischen Alvin Rakoff, einem Abgeordneten des Unterhauses, und Jeanne Deane, der Witwe eines Unternehmers, der eine Kette von Reisebüros begründet hatte.
»Ich bin überrascht, daß Sie zusammen mit uns das Abendbrot einnehmen«, sagte Rakoff, der wie eine Vogelscheuche aussah.
»Ich habe es in meinem Zimmer nicht mehr ausgehalten«, sagte Healey. »Ich bekomme heute die erste Behandlung.«
»Mir ging es beim ersten Mal auch nicht anders«, sagte Jeanne Deane. »Ich war aufgeregt wie bei meiner ersten Verabredung.«
Healey sah Jeanne neugierig an. Er wußte, daß sie an die Sechzig sein mußte, doch sie sah um einiges jünger aus. In ihrer Jugend war sie bildhübsch gewesen, hatte davon aber nur wenig mit ins Alter retten können.
»Wie lange hält die Wirkung an?« fragte Healey mit heiserer Stimme.
»Das ist verschieden«, sagte Rakoff. »Bei mir fast vier Monate, doch dann alterte ich rasend schnell. Es ist höchste Zeit, daß ich eine Auffrischung bekomme.«
»Und bei Ihnen, Mrs. Deane?«
»Ich komme etwa alle drei Monate her, jetzt schon zum dritten Mal. Ich wüßte nicht, was ich ohne Dr. Goddard tun sollte. Er ist ein Genie. Er verdient den Nobelpreis.«
»Sie sagen es«, stellte der Abgeordnete fest. »Aber er will nicht, daß die Öffentlichkeit etwas von seinen Experimenten erfährt. Er steht ja erst am Anfang seiner Versuche. Stellen Sie sich vor, seine Erfolge würden allgemein bekannt werden. Jeder würde eine Behandlung wollen. Und was würde geschehen, wenn kein Mensch mehr altern würde? Das wäre unser aller Untergang.«
Healey nickte zustimmend. Sein eigenes Schicksal interessierte ihn; was mit den anderen Menschen geschah, war ihm gleichgültig. Er war sein ganzes Leben lang nicht zimperlich gewesen.
Der Speisesaal hatte sich gefüllt. Mehr als zwanzig Patienten waren versammelt.
»Ich bekomme morgen meine Behandlung«, sagte Jeanne Deane. »Ich beneide Sie, Mr. Healey, daß Sie schon heute an der Reihe sind.«
Healey lächelte zufrieden. Sein Blick fiel auf die Eingangstür. Eben
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