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036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

Titel: 036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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größte unter den Anwesenden, stand ganz hinten. Seine braunen Augen, in
denen ein bernsteinfarbenes Licht schimmerte, waren ernst und aufmerksam auf
den Maler gerichtet.
    »Ich bin selbst Zeuge einer solchen Sache geworden«, begann der
Mann aus dem Norden langsam zu erzählen. »Sie wollen damit sagen, daß Sie einen
Werwolf gesehen haben?« Täle kam nicht umhin, diese Frage zu stellen.
    »Ja! Ich wurde in der Nähe von Kiruna groß. Schon in meiner
Kindheit hörte ich davon, daß vor vielen hundert Jahren in der Gegend dort ein
Werwolf sein Unwesen getrieben haben soll. Mich interessierten diese Dinge
ebenso wie die Märchen und die Sagen, ja, gerade die Sagen hatten es mir
angetan, denn ein Körnchen Wahrheit steckt schon in ihnen, wie man heute weiß.
Bei den Sagen, wie wir sie heute kennen, weiß man, daß es sich um erste
mündliche Berichte handelt, die im Lauf einer langen Zeitspanne ständig verändert
wurden. Es kam etwas hinzu, man nahm etwas weg. Die Sagen stammen aus einer
Zeit, als die Menschheit weder lesen noch schreiben konnte.
    Doch so weit wollte ich nicht zurückgreifen. Bei den Dingen, um
die es hier geht, ist ein solcher Schritt in die fernste Vergangenheit gar
nicht nötig. Werwölfe wurden noch vor zweihundert Jahren in Deutschland
öffentlich hingerichtet Auch aus anderen europäischen Ländern liegen ähnliche
Berichte vor.
    Es ist heute sicher, daß viele unschuldige Menschen ein Schicksal erleiden
mußten, das man ihnen aufzwang. Es war einfach eine Erscheinung der Zeit, daß
man Werwölfe und Hexen jagte, folterte und schließlich hinrichtete. Wir würden
das heute als >in< bezeichnen.
    Einen unbequemen Nachbarn konnte man sich vom Hals schaffen, wenn
man ihn als Werwolf oder als Hexer bezeichnete, der mit dem Satan im Bund
stand. Irgendwelche Beweise ließen sich dann schon finden. Ich bin überzeugt
davon, daß unter den Hingerichteten wirklich hin und wieder ein
    echter Werwolf war. Ähnlich dürfte es bei den Hexen gewesen sein.
    Das Gebiet der Hexerei ist noch so unerforscht wie das Weltall.
Okkultisten und Seher der heutigen Zeit sind überzeugt, daß es im Bereich der
Wahrscheinlichkeit liegt, mit dunklen Mächten Verbindung aufzunehmen und sich
die Geister einer im Verborgenen existierenden Welt nutzbar zu machen. Diese
Geister oder Dämonen finden immer wieder Eingang in unsere Welt, und sie haben
nur einen Wunsch: unsere Existenz und unser Leben zu zerstören. In der Gestalt
eines Werwolfes wäre dies möglich. Es gibt psychisch gestörte Menschen, die
andere umbringen, weil sie, wie sie oft bei Verhören zugeben, unter einem
inneren Zwang gehandelt haben. Sind solche Menschen wirklich schuldig, oder
werden sie nur als Werkzeug benutzt?«
    Löngö blickte sich um. Er starrte in nachdenkliche, ernste, aber
auch in grinsende Gesichter.
    Der blonde Hüne griff nach dem Glas, das hinter ihm stand, ohne
sich erst zu vergewissern, ob es auch ihm gehörte. Er nahm einen langen Zug,
wischte sich dann über den dicken Oberlippenbart und meinte: »Hört sich ja
ziemlich gruselig an, was Sie uns da erzählen, Mann ... Wenn ich nicht genau
wüßte, daß ich im zwanzigsten Jahrhundert lebe, würde mir angst und bange.«
    »Das Okkulte und das Dämonische ist nicht abhängig von irgendeiner
Zeit«, ließ Löngö nicht locker. »Wir fühlen uns heute sicher im Schutz unserer
Städte. Die Lautstärke der Motoren und der Düsenlärm unterdrückt die Geräusche,
die Menschen einer anderen Zeit noch hören konnten. Wir selbst haben unsere
Sinne abgekapselt, wir sind stumpf geworden. Das Unheimliche und das Grauen
einer vergangenen Zeit ist auch heute noch gegenwärtig! Es blüht im
Verborgenen, man muß es nur aufdecken...«
    Björn Täle warf einen Blick über seine Schulter zurück. »Sie haben
aufmerksame Zuhörer, Löngö«, sagte er laut und deutlich und unterbrach damit
die bedrückende Stille, die nach den Worten des Malers entstanden war. »Fehlt
nur noch, daß Frankenstein und Dracula persönlich durch die Tür kommen.«
    Löngö ließ sich durch diese spitze Bemerkung nicht aus der Ruhe
bringen. »Es wurden schon andere Zweifler überzeugt, mein Herr ...«
    »Wie war das nun mit dem Werwolf, den Sie selbst zu Gesicht
bekommen haben?« wollte der Wirt wissen. Ihm dauerte offenbar die ausschweifende
Erzählung des Malers zu lange.
    »Ich war damals noch ein Kind«, fuhr Löngö mit leiser Stimme fort.
    »Im Nachbardorf wurden kurz hintereinander mehrere Hühner und
Gänse gerissen.

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