0361 - Gangstermord vor hundert Zeugen
gewisser Larry Halewater. Was ist mit ihm?«
»Ja, der gute Larry«, sinnierte er, »der wollte zu hoch hinaus. Er hat geglaubt, er könne mich erpressen. Was kann ich dafür, daß er nie mit seinem Geld zurechtkam? Nun, bei mir kam er an die falsche Adresse. Sie werden ihn sicher bald finden, Cotton, bei Ihrer Spürnase. Er liegt irgendwo im East River.« Ich schwieg einen Augenblick betroffen. Die Gleichgültigkeit, mit der dieses Ungeheuer über den Tod eines Menschen sprach, war mir unbegreiflich.
Ich beschloß, das Verhör so schnell wie möglich zu beenden.
»Ich werde Ihnen später eine Abschrift des Vernehmungsprotokolls geben, Stecklett. Ihre Wünsche wegen des Anwalts teilen Sie dem diensthabenden Beamten mit. Ich werde Sie jetzt in Ihre Zelle zurückbringen lassen.«
Ich habe mir einen harten Beruf ausgesucht, und es fällt einem manchmal verdammt schwer, ihn mit ganzer Kraft auszufüllen. Aber jedesmal dann, wenn es mir gelungen ist, zu beweisen, daß der Arm des Gesetzes länger ist als der des gemeinen Verbrechens, dann empfinde ich so etwas wie Befriedigung und habe die Gewißheit, den richtigen Beruf gewählt zu haben.
Ich drückte auf den Knopf auf meinem Schreibtisch. Gleich danach öffnete sich die Tür. Der Kollege, der Stecklett zum Verhör gebracht hatte, erschien im Office und nahm den Gangster wieder in Empfang.
Wir schwiegen noch eine ganze Weile danach.
Dann ergriff Henk Visser das Wort.
»Es wird Zeit für mich, daß ich mich verabschiede. Ich bin froh, daß die Sache noch vor meiner Abreise geklärt werden konnte. Ganz besonders froh bin ich aber über die Tatsache, daß ich Sie bei Ihrer Arbeit beobachten konnte. Ich habe viel dabei gelernt.«
»Fehlt nur noch, daß Sie jetzt einen Choral anstimmen, Henk«, spottete Phil, »machen wir es kurz, ich weiß, daß Sie es jetzt eilig haben. Wenn Sie wieder einmal in unsere Stadt kommen, dann lassen Sie sich bei uns sehen. Wir haben dann bestimmt einen Fall, an dem Sie mitarbeiten können.«
Ich organisierte dem Holländer von der Fahrbereitschaft noch einen Wagen, der ihn ins Hotel und hinaus zum Kennedy-Airport fuhr.
***
Es bleibt noch zu berichten, daß Ernest Stecklett an einem trüben, regnerischen Morgen den letzten Gang zum Elektrischen Stuhl antreten mußte. Die Geschworenen, vor denen er sich für seine Taten verantworten mußte, hatten ihn einstimmig für schuldig befunden, und der Richter hatte das Todesurteil verkündet. Dino Campanos wurde wegen seines brutalen Mordes an Jan van der Moolen hingerichtet.
Hohe Zuchthausstrafen mußten Paul Coleman, Brett Hartwright, Miles Beathy, Jesse Morton und Morris Greyton antreten. Auch hinter Norma Mitchum schlossen sich die Gittertüren.
Joan Porter ging ungeschoren aus der Sache hervor.
ENDE
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