0361 - Satans Trucker
knochenharte Brocken, abgebrühte Typen, die genau wußten, wo es langging. Totschläger, Erpresser, sogar eiskalte Mörder, wenn es um den Vorteil ging.
Was sie hier jedoch erlebt hatten, versetzte ihnen einen gewaltigen Schock, und sie schafften es auch nicht, sich aus dem Bann des eben Erlebten zu befreien.
Das Licht des Scheinwerfers war schräg nach oben gerichtet und fiel genau auf ihre Gesichter. Sie sahen noch bleicher aus, als sie es tatsächlich schon waren. Wie die Masken von Pantomimen, die dicht vor ihrem Auftritt standen und nur auf das Startzeichen warteten.
Chuck Everett fing sich als erster. Zunächst zuckten in seinem Gesicht einige Muskeln, dann begann er plötzlich zu lächeln und zog die Lippen so breit wie möglich. In seinen Augen glitzerte es, eine wilde Freude durchtoste ihn.
Kein Bedauern, wie es für einen Menschen eigentlich normal gewesen wäre. Dies wiederum zeigte, wie sehr er schon unter dem Einfluß des Höllenherrschers stand.
Für ihn zählte ein Menschenleben nicht mehr. Nur mit drei Dingen beschäftigte er sich noch.
Mit der Hölle, seiner Rache und seinem Auftrag, den er von dem Teufel bekommen hatte.
Zu einem Drittel hatte er die Abrechnung hinter sich gebracht.
Zwei Drittel lagen noch vor ihm.
Und diese beiden Drittel waren personifiziert. Er zählte die Farbigen dazu.
Langsam drehte er den Kopf. Sein Lächeln behielt er, und es verstärkte sich noch, als er in die Gesichter der Typen schaute. Noch nie zuvor hatte er Menschen gesehen, bei denen sich die Angst und das Grauen so deutlich abmalten wie bei ihnen.
Das war schon phänomenal und eigentlich unbeschreiblich. Die Männer schienen auf ihrer dunklen Haut eine zweite zu besitzen, die von oben nach unten rieselte.
Da zitterten Lippen, da bebten Hände, und es war, als hätten sie sich abgesprochen. Wie von selbst – und auch noch synchron – öffneten sich ihre Fäuste, so daß die beiden Waffen, die sie vorhin gezogen hatten, aus den Händen rutschen könnten.
Sie polterten zu Boden.
Neben ihren Füßen blieben sie liegen. Sie interessierten die beiden nicht mehr. Der Hellhäutigere schaffte es schließlich, sich ein wenig von dem Bann zu lösen.
Er streckte seinen rechten Arm aus, machte den Zeigefinger lang, wobei dieser noch immer zitterte, als er auf den Aschehaufen deutete. »Hast du… hast du das gesehen?« fragte er flüsternd.
Chuck hob die Schultern, holte eine Zigarette hervor und zündete sich das Stäbchen lässig an. Der erste Rauch strömte aus seinem Mund und in die Bahn des Scheinwerfers, wo er dicke Wolken bildete, die sich nur allmählich verteilten.
»Ja, das habe ich gesehen!«
Der Frager breitete die Arme aus. Seine Augen wurden sehr groß.
»Und?« krächzte er, um im folgenden Augenblick zu schreien.
»Und? Was sagst du dazu?«
»Nichts.«
Der Schwarze kicherte, während sein Kumpan allmählich grau vor Angst wurde.
»Warum sagst du nichts?« fuhr er Chuck an. »Verdammt, warum denn nicht?«
»Weil ich und er es so wollen.«
Der Schwarze schüttelte den Kopf. »Wieso er? Er ist doch tot. Liegt da als Asche.«
»Ihn meine ich nicht, sondern meinen Partner.« Jetzt lachte Everett, als er das überraschte Gesicht des anderen sah. »Ich habe einen Partner. Du kennst ihn, obwohl du ihn noch nie gesehen hast. Er wartet auf ihn!« Chuck deutete auf die Asche. »Er wartet auch auf dich und deinen miesen Kumpan.« Der Finger des Truckers zuckte zwischen den beiden Typen hin und her.
»Verdammt, wer ist es?« brüllte der Farbige.
»Der Teufel!«
Schlagartig hatte er die Antwort bekommen, konnte sie nicht fassen und trat einen Schritt zurück. Sein Blick veränderte sich wieder. Er wurde starr.
»Hast du gehört?« Everett ging auf ihn zu. »Ich habe vom Teufel gesprochen. Er hat mich unterstützt. Er ist sogar mein Freund geworden, und das werde ich dir beweisen. Er hat mich angeleitet, mich zu rächen. Ihr sollt sehen, daß ihr einen Freund des Höllenherrschers nicht so ohne weiteres zusammenschlagen könnt. Wer den Satan als Schutz bei sich weiß, der kann auch zurückschlagen.«
Der Neger wich zurück. Er brauchte nur in das Gesicht des anderen zu schauen, um erkennen zu können, wie ernst es dieser Trucker meinte. Gegen seinen Kumpan stieß der Farbige, die beiden kamen aus dem Gleichgewicht und fielen gegen die Kisten.
Dort blieben sie stehen.
»Nein!« flüsterten sie. »Nein, tu es nicht. Wir verschwinden, wir sagen nichts. Du kannst nicht…«
Chuck lachte nur.
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