0363 - Der Teufel machte Überstunden
versuchte, sich an alle Einzelheiten des gestern geprüften Wagens zu erinnern.
***
Im Archiv in der 69. Straße Manhattans blätterten sie gemeinsam die Bildbände durch. Phil saß schweigend neben Sergeant Amity.
Als der Aschenbecher überlief, legte Bob seinen breiten Zeigefinger auf ein Bild in der untersten Reihe. Sie waren beim Band mit dem Buchstaben S.
»Das war er«, sagte er mit Bestimmtheit und Erleichterung. »Ich erinnere mich deutlich an die zusammengewachsenen Augenbrauen und die zu kurze Nase.«
»Clark F. Scooba«, las Phil halblaut vor. »Dann wollen wir mal nachsehen, wann er unsere Gastfreundschaft schon einmal genossen hat.«
Er notierte sich das danebenstehende Aktenzeichen und ließ sich den Schnellhefter heraussuchen.
Die Akte enthielt eine Latte von Vorstrafen, die selbst Al Capone nicht zusammengebracht hatte.
21 mal war Clark eingesperrt worden, das letzte Mal mit Sicherungsverwahrung. Er hatte es jedoch seit einem Vierteljahr verstanden, der Polizei zu entwischen.
Seine letzte Wohnung hatte er am Market Slip 12, direkt am Kai 29 C. Die Adresse lag mitten in der Bowery.
Phil pfiff leise durch die Zähne. Dann ließ er Bob Amity für ein paar Minuten allein.
Als er wiederkam, lachte er zufrieden.
»Dachte ich es mir, dass ich die Adresse schon mal gehört habe«, sagte er. »In genau dem gleichen Haus wohnte Flint L. Neil, bevor seine Kollegen ihn ermordeten.«
»Wie lange wohnte Neil dort?«, fragte der Sergeant.
»Seit einem halben Jahr. Sie verschwanden aber zur gleichen Zeit. Das heißt also, dass sie schon vor drei Monaten den Überfall auf die Farmers Bank vorbereiteten. Dass 32 die beiden Verbrecher den Tipp hier in New York bekamen, halte ich für ausgeschlossen.«
»Also wurden sie von dem Kopf der Bande erst angeworben«, ergänzte Bob eifrig.
»Genau«, sagte Phil und schlug ihm aufmunternd auf die Schulter.
»Fragt sich nur, ob der vierte Mann den Plan ausgeknobelt hat, oder ob ein unbekannter Drahtzieher dahintersteckt.«
Sie begaben sich wieder zum Wagen, nachdem Phil alle wichtigen Daten über Clark F. Scooba notiert hatte.
»Ich glaube eher, es gibt noch einen fünften Mann«, sagte Amity vorsichtig.
»Und warum?«, fragte Phil neugierig, der auch eine Theorie hatte.
»Dem Bericht nach waren vier Mann an dem Überfall beteiligt«, sagte Bob vorsichtig. Er wog jedes Wort sorgfältig ab. »Der Boss selbst wird es nicht riskiert haben, daran teilzunehmen. Da er sich sowieso Flint und diesen Clark engagiert hat, wird er auch die beiden anderen gekauft haben.«
»Außerdem geht er kein Risiko ein, wenn einer geschnappt wird«, ergänzte Phil.
***
Purvis lief mit einer finsteren Miene herum, als habe man ihm seinen Beuteanteil gestohlen.
Ted und Clark verhielten sich schweigsam, wachten aber mit Argusaugen darüber, dass sich keiner unbemerkt dem Heizungskeller nähern konnte.
Das Stimmungsbarometer der drei Bankräuber stand auf Sturm. »Wenn diese Schweinerei nicht passiert wäre, könnten wir uns in aller Ruhe absetzen«, fauchte Pur vis wie ein wütender Tiger.
»Was hilft es, Flint ist tot«, verteidigte sich Ted. »Wer weiß, ob er den Cops nicht sonst alles verraten hätte.«
»Dafür sind sie jetzt hinter dir her«, sagte Purvis kalt. »Was glaubst du, wie lange es dauert, bis sie wissen, dass du geschossen hast? Allein aus der Kugel schließen die Schnüffler vom FBI schon auf dein Alter und die Schuhgröße.«
»Die kochen auch bloß mit Wasser«, schwächte Ted ab. »Was hätte ich denn tun sollen? Sie waren zu zweit hinter ihm her.«
Ohne darauf einzugehen, fuhr Purvis eiskalt fort: »Ich bin noch lange nicht sicher, ob du den Mund halten kannst, wenn sie dich schnappen.«
»Mich suchen sie schon lange«, höhnte Ted. »Sie haben mich bis jetzt nicht gekriegt und kriegen mich auch in Zukunft nicht.«
Clark hatte sich ans Fenster gestellt und beobachtete durch die geschlossenen Rollläden die Straße.
Ihn ging dieser Streit nichts an. Plötzlich entfuhr ihm ein Fluch, der auch einen Gefängniswärter noch in Erstaunen versetzt hätte.
»Kommt her, da sind sie«, rief er hastig.
Purvis fegte um den Tisch und zog seine Pistole.
Er starrte durch den Spalt und sah gerade noch den Jaguar mit der New Yorker Nummer und dem Rotlicht auf dem Dach, der langsam um die Ecke bog.
»Verdammt, das haben wir dir zu verdanken«, zischte Purvis und schoss einen giftigen Blick auf Ted ab.
»Los, raus hier, bevor sie uns umstellen«, sagte Clark
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