0363 - Der Teufel machte Überstunden
wohl mächtig schlau vor«, reizte ich die Gangster. »Hinter euch ist inzwischen schon die gesamte County-Polizei her.«
»Kümmere dich lieber um dein eigenes Schicksal«, sagte der Fahrer neben mir. Er gab etwas zu viel Gas, sodass der Wagen mit durchdrehenden Reifen anfuhr.
»Nimm die nächste links, Clark«, sagte der Anführer hinter mir.
Der Vorname Clark sagte mir nicht viel. Aber dass es sich um einen Berufsverbrecher handelte, sah ich auch, ohne ihn zu kennen.
»Den Anteil von Flint reißt ihr euch jetzt unter den Nagel. Oder kassiert den auch der Boss?«, stichelte ich weiter.
»Frech wie eine Elster«, sagte Clark. »Obwohl er die Sonne nicht mehr untergehen sieht. Mann, deine Nerven sind wohl aus Nylon?«
»No, aus Kupferdraht«, grinste ich. »Aus genau dem Stoff, der den Strom zum elektrischen Stuhl transportiert. Blank und ohne Kurzschluss.«
, »Wäre eine Idee. Wollen wir ihn an die Hochspannungsleitung anschließen, Purvis?«
»Wenn du noch lange quatscht, stecke ich dir deine Krawatte in den Mund, klar?«, sagte Ted etwas nervös.
»Aber wer wird denn so unfreundlich sein? Habt ihr noch nie etwas von einem letzten Wunsch gehört? Statt Krawatten habe ich lieber Steaks zum Mittag.«
In dem Moment bog Clark links ab. Ein unbefestigter Sandweg verlor sich zwischen den Wiesen.
Ich hatte die Karte noch einigermaßen im Kopf. Der Richtung nach waren wir auf dem Weg nach Hydepark.
Es war ein kleines Nest nördlich von Poughkeepsie, direkt am Hudson River gelegen.
»Auf Kidnapping steht die Todesstrafe«, redete ich weiter. »Auch wenn ihr mich nur bis Hydepark mitnehmt.«
»Wir kriegen mildernde Umstände. Wenn wir dich FBI-Schnüffler laufen lassen, hetzt du doch so lange hinter uns her, bis uns der Atem ausgeht. Bleibt uns gar nichts anderes übrig, als dich unschädlich zu machen«, zischte der Mann hinter mir, den Clark mit Purvis angeredet hatte.
»Und ihr glaubt, damit wäre der Fall erledigt«, sagte ich verachtungsvoll. »Man wird euch um den ganzen Erdball jagen.«
»Maul halten«, sagte Purvis unbeeindruckt. Der kalte Stahl, der sich in meinen Nacken bohrte, ließ mich vorerst schweigen.
Ich hoffte nur, dass die Kapazität meines Funkgerätes ausreichte, um in irgendeiner Funkzentrale der Gegend gehört zu werden. Aus den Gesprächen würden die Polizeibeamten entnehmen können, wohin wir uns wandten.
Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit mir noch blieb. Es war ein mehr als unbehagliches Gefühl, einsam zwischen den Wiesen spazieren gefahren zu werden.
Wenn es den Gangstern einfiel, konnten sie mir jeden Moment einen Genickschuss verpassen und mich in den nächsten Graben werfen.
***
Schweigend ging die Fahrt über den holprigen Feldweg weiter. Selbst wenn uns jemand begegnete, würde er wegen des Rotlichtes auf dem Dach des Jaguars keinen Argwohn schöpfen.
Bevor die ersten Häuser von Hydepark auftauchten, bog Clark auf eine befestigte Straße ein. Wir umgingen so den Ort und kamen nach einer knappen halben Stunde an den Hudson River.
»Hoffentlich hast du schwimmen gelernt«, grinste Purvis, der immer noch nicht den Finger vom Abzug nahm.
»Keine Angst, ich habe ein eingebautes Unterseeboot bei mir«, gab ich zurück.
Ich fühlte mich alles andere als rosig. Die Lage sah verteufelt so aus, als käme jede Hilfe zu spät.
Meine einzige Chance bestand jetzt noch darin, dass die Gangster einen Fehler machten. Es war mir klar, dass sie einen Unfall inszenieren wollten.
Vereinzelte Bootshäuser standen am Ufer. Anscheinend bevorzugte die High Society dieses Uferstück für Wettfahrten mit Segelbooten und Motorflitzern.
Vor einem dieser Schuppen bogen wir ab. Der Wagen wälzte sich über den schmalen Kiesweg zum Schuppen, dort hielt Clark an.
Ted sprang heraus und machte die doppelte Tür des Schuppens auf. Ein Flaschenzug hing von der Decke herunter, mit dem man einen ganzen Ozeandampfer auf einen Autoanhänger verladen konnte.
Fünf Meter weiter lag ein schnittiges Motorboot festgemacht. Holzplanken bedeckten das offene Wasser in der Schiffsgarage.
Vorsichtig rangierte Clark jetzt den Wagen auf den schwankenden Tragboden. Die Bretter hielten aber das Gewicht aus.
»Diese Jacht habt ihr sicherlich nicht ehrlich erworben«, sagte ich. »Wetten, der Besitzer der Nummer 864 weiß gar nicht, dass ihr mit seinem Hobby spielt?«
Die Bemerkungen erzielten nicht einmal ein Grinsen. Doch das sollten sie auch gar nicht.
Die Hausnummer 864 hatte ich am Tor gelesen, durch das
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