0363 - Der Teufel machte Überstunden
wir eben eingefahren waren. Die Angaben sollten nur dazu dienen, unsere Verfolger auf die richtige Fährte zu bringen. Wenn überhaupt jemand unsere Unterhaltung per Sprechfunk verfolgen konnte.
»Macht das U-Boot klar«, befahl Purvis. Er selbst rührte sich nicht vom Fleck. Während die beiden anderen sich am Motorboot zu schaffen machten, bewachte er mich.
Meine unbequeme Haltung schien ihm zu gefallen. Er dachte nicht daran, mir die Fesseln abzunehmen, bevor es nicht unbedingt nötig war.
»Du kannst dir jetzt den Grund des Hudson River ansehen«, sagte er. »Soll ganz interessant sein.«
»Du hältst dich wohl für superschlau. Aber diese Idee ist doch nicht auf deinem Mist gewachsen, oder?«
Clark und Ted hatten offenbar länger mit der Maschine zu tun. Es schien sich um einen mächtigen Außenborder zu handeln.
»Manchmal hab’ ich ganz gute Ideen«, sagte Purvis von oben herab.
»Klar, aber um einen Banküberfall auszuknobeln, dazu langt es aber doch nicht. Deine Ideen scheinen mir etwas mickrig und dürftig.«
»Wart’s ab, du wirst die Auswirkungen meiner Ideen bald zu spüren bekommen.«
»Sag’ das mal deinem Boss«, grinste ich möglichst ungezwungen, »der wartet doch nur darauf, euch abzuservieren. Oder glaubst du, er teilt freiwillig, wenn es nicht sein muss?«
»Hier teile ich«, sagte Purvis giftig, »der Boss bekommt, was ihm zusteht. Übrigens geht dich das einen feuchten Staub an.«
Es war das erste Mal, dass ich ihm das Zugeständnis entlockt hatte, nicht selber Chef zu sein. Er handelte also auf Befehl, das wusste ich jetzt.
Aber ob ich dieses Wissen noch verwerten konnte?
»Aussteigen«, sagte Purvis drohend und löste den Lederriemen.
Ich gehorchte und behielt die Hände dabei hinter dem Kopf. Es war etwas umständlich, aber ich konnte keine Rücksicht auf Muskelkater nehmen.
Der Motor des Bootes lief endlich.
Über ein schwankendes Brett betrat ich die Jacht, die gut und gern ihre 100000 Dollar gekostet haben mochte.
Sogar eine kleine Kajüte war an Deck. Dort hinein dirigierte mich Purvis. Er befahl mir, den Wandschrank aufzumachen.
Ich staunte nicht schlecht, als ich eine Batterie von Flaschen entdeckte, die fast alle voll waren.
»Such’ dir eine aus«, grinste Purvis hämisch. »Du darfst dir als letzten Wunsch die Marke aussuchen, die dich am ehesten tröstet.«
Zögernd nahm ich die Hände vor und griff mit allen zehn Fingern nach einer halb vollen Flasche Whisky.
»Austrinken«, befahl Purvis und hob die Waffe leicht an.
Jetzt war mir klar, was die Verbrecher vorhatten. Ich sollte so unter Alkohol gesetzt werden, dass man bei einer eventuellen Obduktion mehr Alkohol als Blut in meinem Körper finden konnte.
Wenn ich dann mit dem Boot untergehen würde, sollte alle Welt glauben, dass ich im Zustand der Volltrunkenheit gehandelt hätte.
Nur mit Mühe konnte ich den Verschluss lösen. Dann stieg mir schon der scharfe Duft des braunen Saftes in die Nase.
»Los, beeil dich. Leer machen bis auf den Grund.« Er hatte seine Pistole immer auf meine Stirn gerichtet.
Die drohende Mündung zwei Meter vor dem Gesicht, blieb mir keine andere Wahl.
Ich setzte den Flaschenhals an den Mund und trank in ganz kleinen Schlucken. Purvis beobachtete mich aufmerksam.
Fieberhaft überlegte ich, wie ich aus dieser verteufelten Situation herauskommen konnte. Ted und Clark waren außerhalb der Kabine, Purvis nur zwei Meter weg. Ich überlegte, ob ich schneller mit der Flasche als Purvis mit der Pistole war.
Ein Umstand kam mir zu Hilfe. Clark rief etwas, und Purvis drehte den Kopf um ein paar Zentimeter.'Für den Bruchteil einer Sekunde ließ seine Aufmerksamkeit nach.
Ich setzte alles auf eine Karte. Die Chance war nicht groß, aber es war die letzte.
Mit aller Gewalt schleuderte ich trotz der gefesselten Hände die braune Whiskyflasche nach Purvis Kopf.
Gleichzeitig warf ich mich nach vorn und fasste mit allen Fingern nach seinem Standbein.
Die Flasche traf Purvis. Er stolperte einen Schritt rückwärts, doch ich hielt sein Bein krampfhaft fest. Vor Überraschung hatte er total vergessen, den Finger zü krümmen.
Während sich der Whisky über den Fußboden verteilte, verlor Purvis das Gleichgewicht.
Er ließ die Waffe fallen, doch sie lag außerhalb meiner Reichweite. Ich warf mich sofort nach, doch schnellte Purvis unter mir weg.
Ich kämpfte um mein Leben. Dabei war ich durch die gebundenen Hände sehr im Nachteil. Allerdings war meine Kondition durch ständiges
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