0364 - Die grüne Bestie
des Herrn Lordadmiral dringend befürworten. Im Interesse der psychischen Gesundheit..."
„Hören Sie auf!" rief Rhodan. „Der Antrag ist genehmigt."
Er trat zum Getränkeautomaten und wählte die Drucktaste für Bourbon. Sekunden später meldete sich eine Roboterstimme und erklärte lakonisch, daß der Alkoholausschank befristet verboten sei. Der Großadministrator drückte die Taste noch einmal. Wie einprogrammiert, wurde nunmehr der Magazinverwalter persönlich von dem hartnäckigen „Kunden" unterrichtet. Er schaltete sich in den Kommunikationskreis des Getränkeautomaten ein und verlangte Namen und Rang des Bestellers.
„Rhodan, Vorname Perry, Rang Großadministrator", sagte Rhodan lächelnd. „Es liegt eine befristete Ausnahmegenehmigung vom Herrn Großadministrator vor."
Der Magazinverwalter schluckte hörbar. Kurz darauf erschien die reifbedeckte Flasche im Ausgabekorb.
„Es ist schon ein Kreuz mit der Bürokratie", murmelte Perry, während er die Flasche öffnete und während Kelly Ladd die Kristallgläser verteilte. „Ich bin beispielsweise verpflichtet, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden zwei Formulare mit je acht Durchschlägen auszufüllen, eines in meiner Eigenschaft als anfordernde Person und eines in meiner Eigenschaft als Großadministrator, der seine Genehmigung begründen muß."
Captain Ladd grinste.
Tschu hob sein Glas, nachdem Rhodan es gefüllt hatte.
„Auf die Bürokratie, die unserem Leben erst die rechte Würze gibt!"
Lordadmiral Atlan trank sein Glas leer, was ganz gegen seine Gewohnheiten verstieß, denn er genoß alkoholische Getränke nur in geringen Mengen.
„Diesmal war es nötig", sagte er aufatmend. Er schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ich mußte an die Zeit kurz vor deinem ersten Flug zum Mond denken, Perry. Damals wurde die Welt ständig von Rebellionen und Protesten erschüttert. Vor allem die Jugend war in Bewegung geraten. Sie erkannte keine formale Autorität mehr an, sondern nur die Autorität des fortschrittlich progressiven Geistes.
Ich grollte in meiner Tiefseekuppel darüber, weil mir, dem ehemaligen Admiral einer arkonidischen Flotte so etwas einfach unverständlich erschien. In der altarkonidischen Flotte herrschte eine eiserne Disziplin, Herrschaften.
Wir waren ja eine Zeitlang verfeindet, Perry. Manchmal habe ich mich gefragt, warum ich mich damals so starrköpfig benommen habe und nicht mit dir zusammenarbeiten wollte - wider besseres Wissen wohlgemerkt.
Vorhin fiel es mir ein. Ich besuchte in den sechziger Jahren unter anderem in der Maske eines terranischen Reporters das damalige Frankreich. Und bei einem Studentenaufstand wurde ich Zeuge, wie eine kleine Gruppe unter Führung eines schlaksigen jungen Mannes einen stellvertretenden Polizeipräsidenten aus seinem Wagen zerrte und verprügelte."
„Dieser Polizeioffizier hatte den Einsatz von Nervengas gegen ein Meeting von Studentinnen befohlen", erklärte Perry Rhodan ernst, „und der 'schlaksige junge Mann', das war ich."
„Ich weiß." Atlan lächelte. „Ich weiß beides, Perry. Du mußt mein Autoritätsdenken verstehen, um mich zu begreifen. Ich wollte zugunsten des stellvertretenden Präfekten eingreifen und wurde von einigen Studenten festgehalten. Dabei fiel dein Name. Im Unterbewußtsein muß ich nach meinem Erwachen aus dem Tiefschlaf diesen Namen noch mit dem des Ersten Administrators der Menschheit in Verbindung gebracht haben. Bewußt wurde es mir jedoch erst vorhin."
Der Großadministrator nickte ernst.
„Ich glaube auch ich habe vergessen, daß ich einmal ein Revolutionär war. Wir müssen nach unserer Rückkehr dafür sorgen, daß die terranische Jugend und die permanente geistige Revolution wieder eine Chance bekommen, Atlan."
Tschu Piao-Teh schenkte nach.
„Ich denke, Sie werden es nicht wieder vergessen, Sir. Und wenn wird es Menschen genug geben, die Sie daran erinnern."
Perry Rhodan nickte und sah Captain Ladd aufmunternd an.
„Auf unsere 'Gedächtnisstützen', meine Herren!"
*
Die KC-41 hatte selten so viel Leben um sich gesehen wie heute. Mindestens zweihundert Wartungstechniker und Ausrüstungsspezialisten wimmelten um, in und auf der sechzig Meter durchmessenden Korvette; dazu kamen noch etwa dreißig Spezialroboter.
Major Bob McCisom, Chef der fünften Korvetten-Flottille, war selten zu sehen, dafür aber um so öfter zu hören. Er überwachte die Arbeiten an dem Beiboot persönlich. Außerdem war er vom Großadministrator dazu
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