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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das Trinkgeld aber absolut nicht ab.
    Ti-Lai Mikou wartete schon am Hubschrauber. Sie sah aus wie der junge Morgen persönlich, und hatte ihre zierliche Gestalt in einen schlabberigen Overall mit dem Firmenabzeichen gehüllt. Sie öffnete den Einstieg des Hubschraubers und ließ ihre Fluggäste einsteigen.
    Zamorra trug sein Amulett jetzt offen. Es warnte nicht. Er ging davon aus, daß der Hubschrauber sicher war. Wenig später erhielt die Maschine Starterlaubnis und verließ das Firmengelände.
    »Hoffentlich vergeuden wir nicht wirklich nur unsere Zeit«, murmelte Rob Tendyke. »Was machen wir dann?«
    Aber dazu wollte Zamorra sich noch nicht äußern. Er war seiner Sache sicher.
    Der Hubschrauber nahm direkten Kurs auf Ansi. In der Luftlinie war es fünfhundert oder achthundert Kilometer näher als mit der Bahnlinie; so genau konnte Zamorra es nicht abschätzen. Er rechnete damit, daß sie bei dem enormen Tempo, das der Kopter vorlegte, am späten Mittag oder frühen Nachmittag in Ansi eintreffen würden. Dann würden sie weitersehen.
    Vielleicht wüßte dort jemand etwas von der auf keiner Karte verzeichneten Ruinenstadt…
    ***
    Der Unheimliche zeigte seine Zufriedenheit nicht. Vier seiner Diener, die als Gruppe zusammenarbeiteten, hatten ihm soeben verraten, daß sie glaubten, fündig geworden zu sein.
    Sie hatten die gesuchte Frau aufgespürt.
    Fangt sie lebendig und bringt sie unversehrt zu mir! befahl der Unheimliche auf magischer Basis. Sein Befehl wurde direkt in den Köpfen der vier Diener laut und war für Außenstehende nicht vernehmbar. Der Unheimliche war froh, daß diese telepathische Verbindung möglich war.
    Zu jedem seiner vielen Diener!
    Und er konnte fast jeden Menschen zu seinem Diener machen, selbst aus der Ferne! Er brauchte nur eine Verbindung zu finden zum Inneren dieses Menschen. Deshalb hatte seine Macht Grenzen, und es gab Menschen, die ihm zu widerstehen vermochten. Aber er konnte vielen gebieten, und noch reichte die Zahl seiner Diener aus, das noch kleine Reich unter Kontrolle zu halten.
    Erst wenn das Mädchen vor seinem Angesicht erschien, würde er endgültig Macht erhalten. Dann hielt ihn nichts und niemand mehr auf. Dann entstand etwas, das keinen Widerstand mehr kannte.
    Deshalb brauchte er die junge Frau.
    Fangt sie lebendig und bringt sie unversehrt zu mir!
    Wir hören und gehorchen, Herr, lautete die telepathische Antwort der vier Diener.
    Und sie machten sich auf, das Mädchen lebendig zu fangen und zu ihrem unheimlichen Herrn zu bringen, der seinen Standort nicht verlassen konnte, ohne das als Nachteil anzusehen.
    ***
    Su Ling schreckte auf, als die Bremsen des Zuges zu quietschen begannen. Metall schrie auf Metall. Es gab einen Ruck, der sie leicht nach vorn schleuderte, sie riß die Augen auf und brauchte ein paar Sekunden Zeit, um sich zu orientieren.
    Sie war doch noch eingeschlafen!
    Immer wieder in den unzähligen Stunden der endlosen Fahrt durch China war sie eingedöst, hatte aber nie fest geschlafen. Immer wieder war sie erwacht, und nicht einmal die Erschöpfung hatte ihr tiefen, erholsamen Schlaf verschaffen können.
    Diesmal war der Schlaf doch gekommen, aber die Abbremsung weckte das Mädchen. Die Dolmetscherin starrte verständnislos in das runzlige Gesicht der Chinesin gegenüber. Die alte Frau lächelte.
    Gerade eben war das Gesicht noch eine riesige, furchterregende Fratze gewesen, die Feuer spie… schwarz verbrannt, faltig, häßlich. Abstoßend.
    Aber das war nicht die Chinesin gewesen.
    Su Ling hatte geträumt.
    Jetzt begriff sie es. Das Bremsmanöver hatte sie aus dem Alptraum gerissen, denn sie hatte sich selbst diesem Dämonengesicht gegenüber gesehen, das nichts mit den Dämonenfiguren zu tun hatte, die in der chinesischen Mythologie bekannt waren. Es war eine Fratze gewesen, die unsagbar fremdartig gewesen war.
    Su Ling lächelte zurück. »Wo sind wir?« fragte sie vewirrt.
    »In Ansi«, sagte die alte Frau.
    Su Ling erschrak. »Schon? Dann muß ich ja aussteigen! Wie lange habe ich denn geschlafen?«
    »Du hast drei Stunden geschlafen, Kindchen«, sagte die Alte. »Ganze drei Stunden, und das hat dir gut getan. Du brauchst Schlaf.«
    Su nickte. In aller Hast zerrte sie ihren Koffer aus dem Gepäcknetz, verabschiedete sich kurz und hastete zum Ende des Wagens, zu der Türplattform. Sie trat auf die Plattform hinaus.
    Der Zug war fast zum Stillstand gekommen und schnaufte nun langsam zwischen den Bahnsteigen entlang. Es gab hier mehrere Gleise,

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