0365 - Die Grotte der Saurier
gelandet war, dort zerplatzte und zwischen den beiden Augen über den Nasenrücken rann.
Peters hatte es mitbekommen. »So etwas passiert.«
»Wir hätten uns auch Helme aufsetzen können.«
Der Jüngere winkte ab. »Die bekommen die Besucher auch nicht. Bisher ist noch nichts eingestürzt. Kalkstein ist zwar weich, aber er hält auch. Denken Sie an die Millionen Jahre, die unsere Grotte hier schon auf dem Buckel hat.«
»Wie gesagt, ich bin beeindruckt.«
Peters lächelte still. Er glaubte, den Mann aus Den Haag schon fast überzeugt zu haben. Wenn der erst mal die Andenken aus der Urzeit zu sehen bekam, würden ihm die Augen übergehen. Besonders bei dem Mosasaurus, diesem gewaltigen echsenähnlichen Wesen, das schon alle Dimensionen sprengte.
Jan Peters bog in einen schmaleren Gang ab. Auch hier wurden sie von kerzengeraden Wänden umrahmt, ein Beweis dafür, wie genau die Menschen früher den Kalksandstein abgestochen hatten.
»Wenn wir hier gerade durchgehen, erreichen wir einen Querstollen, der uns direkt zum Ziel führt«, sagte Jan Peters.
»Und da ist auch der versteinerte Mosasaurus zu besichtigen.«
»Richtig.«
»Auf den bin ich gespannt.«
»Können Sie auch, Doktor, denn er ist auf seine Art und Weise einmalig. An ihm hat jeder Besucher seinen Spaß gefunden. Der gehört zu den Spitzen unserer Führung, ebenso wie die Autogramme, die von den Größen der Geschichte hinterlassen worden sind.«
»Ja, ich hörte davon, daß sogar Napoleon und der Herzog Don Alva hier verewigt worden sind.«
»Stimmt.«
Doktor Brockmann ging langsamer und sah sich um. »Manchmal habe ich das Gefühl, mich überhaupt nicht in einer Grotte zu befinden. Das ist alles so hell geworden…«
»Liegt am Stein und an der Ausleuchtung«, erklärte Peters.
»Das sehe ich.«
Bald wurde es dunkler. Sie erreichten den bewußten Quergang.
»Und fast an seinem Ende können wir unseren Freund sehen.«
»Den Mosasaurus?«
»Genau.«
Brockmann stieß die Hände in die Manteltaschen. »Was ist eigentlich mit den beiden Mönchen genau passiert?« wollte er wissen.
Überrascht blieb Jan Peters stehen. »Davon wissen Sie?«
Der Mann aus Den Haag begann zu lachen und strich durch sein weißes Haar. »Vergessen Sie nicht, daß Sie einen Historiker bei sich haben.«
Peters hob einen Zeigefinger. »Moment, das mit den Mönchen kann zwar stimmen, muß aber nicht. Ich würde es mehr in das Reich der Legende einfügen. Aber Sie haben Glück. Ihre beiden Gräber sollen dort liegen, wo wir auch das vorsintflutliche Reptil bewundern können.«
»Die Mönche nicht?«
Peters lachte. »Nein, die sind bei lebendigem Leibe begraben und eingemauert worden.«
»Was taten sie denn Schlimmes?«
»Sie sollen einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und die Maastrichter Bevölkerung im Jahre 1794 an die Franzosen verraten haben. Wie gesagt, ich halte es mehr für eine Legende.«
»Können Sie mir auch etwas über die Größenordnungen der Grotten sagen?« fragte Brockmann.
»Das kann ich. Dieses Labyrinth umfaßt ungefähr 20 000 Gänge mit einer Gesamtlänge von gut 200 Kilometern. Allerdings ist nur ein Teil davon zu besichtigen«, fügte er schnell hinzu, als er das erschreckte Gesicht des Historikers sah.
»Dann hätte ich mir nämlich andere Schuhe übergestreift«, erwiderte Brockmann. Er bewies mit der Antwort, daß er Humor besaß.
»Geben wir uns mit unserem Freund aus der Urzeit zufrieden«, sagte Jan Peters. »Schon allein seinetwegen lohnt es sich, die Gänge und Tunnels hier unten zu erhalten.«
Die beiden Männer befanden sich mittlerweile dort, wo die meisten Touristen herliefen. Auf dem Boden waren die Spuren zu sehen.
Weggeworfenes Kaugummipapier, mal ein Strohhalm oder ein Papiertaschentuch. Zivilisationsmüll.
Dieser Stollen war auch nicht so gut ausgeleuchtet, wie der andere zuvor. Es gab mehr Schatten als Licht, aber die Stelle, wo der Mosasaurus zu sehen war, wirkte innerhalb des Ganges wie eine helle Insel, zu der die beiden allerdings noch hinlaufen mußten.
Dr. Brockmann hatte richtig kalkuliert. Er streckte seinen Arm aus. »Ist es dort?« fragte er.
»Ja, wenn Sie die Helligkeit meinen.«
»Die meine ich.«
Sie hatten es jetzt eiliger und beschleunigten ihre Schritte. Schließlich standen sie vor der Wand, wo sich das Fossil in einer für seine Körpermaße spezieller Einbuchtung befand.
Sogar der Name stand in den Fels geritzt.
MOSASAURUS Die Männer blieben stehen, lasen die Namen, und Dr. Brockmann
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