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0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod

Titel: 0366 - Zigeunerliebe - Zigeunertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zigeunerin hat es drastisch bewiesen. Ihr Schatten des Bösen fällt über unser Dorf und hüllt es ein.«
    Mir dauerte die Rede des Küsters zu lange. Konkrete Dinge wußte er nicht zu sagen, und auf Vermutungen wollte ich nicht bauen. Aus diesem Grunde forderte ich ihn auf, uns endlich den Einstieg in die Gewölbe unter der Kirche zu zeigen.
    »Wir müssen erst in die Sakristei«, sagte er schon beim Umdrehen.
    »Gehen Sie vor.« Ich verdrehte die Augen. Auch Shao bemerkte meine Reaktion und lächelte.
    Winston schob seine Brille wieder höher und ging vor. Wir wanderten quer durch die Kirche.
    Ich lauschte auf die Geräusche. Sie waren nach wie vor vorhanden. Nur glaubte ich, daß sie leiser geworden waren, und das meinte auch Shao zu mir.
    »Da scheint sich der Geist zurückgezogen zu haben«, erklärte sie.
    »Hoffentlich. Mir reicht die Zigeunerin.«
    Kurz vor dem schlichten Altar bogen wir nach rechts ab. Einen letzten Blick warf ich noch auf die Fenster. Ob das Glas von einem Schatten berührt wurde, konnte ich hier im Innern der Kirche nicht erkennen. Ich ging allerdings davon aus.
    Die schmale Tür neben dem Altar hatte ich zuvor nicht gesehen.
    Erst als wir dicht davorstanden, erkannte ich sie. Zudem lag sie im Schatten einer Nische.
    Der Küster drückte sie auf.
    In einen kahlen Raum gerieten wir. Auch ihn mußten wir durchqueren und erreichten eine kleine Kammer. An der Wand befand sich ein Lichtschalter, den Winston betätigte.
    »Da ist er«, sagte er. »Der Einstieg.« Er deutete mit seinem rechten Zeigefinger schräg nach unten. Sein Gesicht hatte abermals die unnatürliche Blässe angenommen. Wir sahen ihm an, daß er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte.
    Ich bückte mich schon und zog die Eisenklappe mit beiden Händen auf. Dazu gehörte eine gewisse Kraftanstrengung, und ich war froh, als der Einstieg freilag.
    Wir schauten in die Dunkelheit. »Gibt es kein Licht?« fragte ich den Küster.
    »Schon. Wir müssen Kerzen nehmen.« Er drehte sich um. Mit drei Kerzen kam er zurück. Sie standen auf kleinen Eisentellern. »Ich hatte ja nicht gewußt, daß Sie es so ernst meinen.«
    »Spaßvögel sind wir nur zu Karneval«, erwiderte ich.
    Shao zündete die Dochte an. Ich wollte meine Hände freihaben.
    Die anderen konnten mir leuchten, dafür stieg ich als erster in die Tiefe.
    Die Treppe nach unten sah relativ bequem aus. Auch sicher, denn die Stufen bestanden aus Stein.
    »Diese Katakomben stammen aus einer Zeit, als man Gläubige verfolgte«, erklärte der Küster.
    »Waren es Anhänger der Maria Stuart?«
    »Nein, viel früher. Vielleicht auch Sektenmitglieder. So genau ist das nie erforscht worden.«
    Ich verschwand bereits in der Tiefe. Hinter mir ging der Küster, den Schluß bildete Shao. Sie hielten ihre Kerzen, und die sich bewegenden Flammen erzeugten einen flackernden Schein, der auch über die mit Spinnennetzen bedeckten Wände fuhr und die dünnen Fäden an manchen Stellen silbrig glänzen ließ.
    Ich war oft genug in alte Stollen oder Grüften gestiegen, und wie immer spürte ich das Schlechterwerden der Luft. Auch in diesem Fall roch ich den Moder, der mit einer gewissen Feuchtigkeit und Kühle vermischt war.
    Den Mund öffnete ich nicht. Nur flach holte ich durch die Nase Luft, spürte manchmal die hauchzarten Berührungen auf meiner Haut und erreichte als erster die Gruft, in der die Nonne ihre letzte Ruhestätte gefunden hatte.
    Ich ging zur Seite, damit ich nicht den Platz vor dem Ende der Treppe versperrte.
    Shao und der Küster ließen die Stufen ebenfalls hinter sich und blieben so neben mir stehen, daß wir drei einen kleinen Halbkreis bildeten. Sie schauten sich um.
    Der Küster hob die linke Hand. In der rechten hielt er die Kerze.
    »Hört ihr es?«
    Es war nicht zu überhören. Das Klagen, Wimmern und Schreien war hier wesentlich lauter als oben in der Kirche. In dieser Tiefe mußte sich das Zentrum befinden.
    Ich hatte eigentlich damit gerechnet, eine schmale Grabkammer zu finden und wunderte mich jetzt über die Größe. Hier konnte man zahlreiche Särge nebeneinander stellen.
    Im Kerzenlicht des Küsters, der vorgegangen war, sah ich den ersten Sarkophag. Ein Holzsarg wäre längst vermodert, aus diesem Grunde hatte man sich für einen Sarg aus Stein entschieden.
    Er stand auf dem Boden, sah sehr wuchtig aus, und wir traten langsam näher.
    Winston stand neben ihm. Das Kerzenlicht fiel auch über sein Gesicht und gab ihm einen schaurigen Touch. Dazu der Sarg, dann die

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