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0367 - Der Boß läßt seine Meute los

0367 - Der Boß läßt seine Meute los

Titel: 0367 - Der Boß läßt seine Meute los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß läßt seine Meute los
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man das leise Geräusch überdeutlich hörte, als die Handschellen einschnappten.
    ***
    Um halb neun ließen wir Leasy ins Vernehmungszimmer führen.
    Das Erste, was wir ihm vorhielten, als er vor dem Schreibtisch Platz genommen hatte, war der Gürtel seines Mantels. Hinter der Schnalle saß ein kleines, rundes Metallstück, nicht einmal so groß wie eine Streichholzschachtel. Zwei blanke Drähte liefen zu einer Naht auf der inneren Seite des Gürtels und verschwanden darunter.
    »Gar nicht übel ausgedacht, Leasy«, sagte ich und hielt ihm das Ding hin. »Als großer Held sterben, was? Wenn sie mich wirklich mal schnappen sollten, dann reiße ich schnell an der Schnalle und dem daran befestigten Miniaturzünder, und dann fliege ich zusammen mit den Cops, die mich festnehmen wollen, in die Luft. Hundertvierzig Gramm Dynamit, gleichmäßig im ganzen Gürtel verteilt, dürften dafür ausreichen, nicht wahr? Wirklich, nicht übel ausgedacht. Sehr heldenhaft, Leasy. Auf dem elektrischen Stuhl stirbt man weniger romantisch.«
    Die Marschroute unserer Vernehmungstaktik hatten uns unsere Vernehmungspsychologen entwickelt, und wie recht sie hatten, zeigte sich sofort. Leasy war eitel, eitel bis zum Größenwahn. Seine Blässe - nichts als Eitelkeit, er mied die Sonne, weil alle anderen sie suchten. Das Dynamit im Gürtel - Eitelkeit. Noch im Tod Schlagzeilen machen. Wenn man ihm die Beherrschung nehmen wollte, musste man seine Eitelkeit verletzen. Unseren Psychologen war das in wenigen Minuten klar geworden, nachdem sie alles gehört hatten, was wir von ihm wussten.
    Leasy lief rot an, als ich mit meiner Rede fertig war. Seine Fäuste ballten sich. In seinen Augen funkelte es zornig.
    »Ihr könnt mir gar nichts anhaben«, zischte er wütend. »Gar nichts!«
    »Nein, natürlich nicht«, spottete ich, »einem so unendlich gescheiten Menschen wie Ihnen können doch ein paar dumme G-men nicht beikommen! Das ist doch völlig unmöglich! Leasy, Sie sind ja bei all Ihrer Einbildung so strohdumm, dass man Sie bedauern könnte.«
    Sein Atem ging heftig. Er starrte mich wütend an.
    »Ich verlange meine sofortige Freilassung!«, kreischte er. »Sie haben kein Recht, mich hier festzuhalten! Sie haben ja nicht einmal einen Haftbefehl!«
    Ich zog wortlos die Schreibtischlade auf und legte ihm den Haftbefehl vor die Nase, den uns Mr. High besorgt hatte. Daneben legte ich eine Durchschrift des Haussuchungsbefehles für Leasys Apartmentwohnung. Auf das letzte Blatt tippte ich mit dem Zeigefinger.
    »Das Original davon haben die G-men noch, die Ihre Wohnung durchsucht haben, Leasy. Die Anschrift haben wir der Wäschereirechnung entnommen, die Sie in der Brieftasche trugen.«
    Jetzt wurde er wieder blass. Er nagte an seiner Unterlippe. Die Stirn hatte sich gerunzelt. Lieutenant Kendly, der neben Phil saß, warf mir einen raschen Blick zu. Ich verstand. Wir durften Leasy jetzt keine Zeit lassen, seine Gedanken zu ordnen.
    »Ach ja«, murmelte ich und zog die rechte Schreibtischschublade auf, »wir haben in Ihrer Wohnung schon ein paar Kleinigkeiten beschlagnahmt, die wir aus bestimmten Gründen in unserem Labor untersuchen lassen wollen. Der Ordnung halber sage ich Ihnen, um welche Gegenstände es sich handelt.«
    Ich packte sie der Reihe nach vor ihm auf den Schreibtisch, haarscharf an der Kante entlang. Zuerst einen kleinen Karton mit Pistolenmunition. Daneben einen Revolver, aus dem wir die Trommel herausgenommen hatten, die ich danebenlegte. Außerdem eine Rolle Kupferdraht, die er bei seiner Bastelei mit dem Gürtel gebraucht hatte. Schließlich vier von den leeren Bleistiftminenbehältern für Drehbleistifte. Sie waren aus Blech und ungefähr so groß wie die Hälfte eines kleinen Fingers. Er hatte Dynamit in solche Dinger gepackt und die Hülsen in seinem Gürtel eingenäht.
    »Übrigens ist vor acht Monaten ein gewisser Jofe Wellis mit einer Kugel umgebracht worden, die aus diesem Revolver stammen könnte«, sagte ich wie nebenbei, während ich mit dem Finger auf die kleine Waffe wies.
    »Aber…«
    »Ja?«, fragte ich schnell.
    Ich wusste genau, was ihm beinahe über die Zunge gerutscht wäre. Aber er fing sich im letzten Augenblick. In anderer Stimmlage sagte er: »Ich kenne keinen Wellis oder wie der Kerl heißt.«
    »Sie haben den Namen nie gehört?«
    »Nie. Na, vielleicht habe ich in der Zeitung gelesen, dass er umgebracht wurde, damals, aber das weiß ich nicht mehr. Vielleicht habe ich es auch nicht gelesen. Keine

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