0368 - Samarans Todeswasser
Mann mit dem Messer drängte einen jungen Polizisten in den Raum. Der Beamte hatte einiges mitbekommen. Die Messerwunde zog sich quer durch sein Gesicht und würde als Narbe ein Andenken für immer bleiben.
Er war so in den Griff genommen worden, daß er ihn nicht sprengen konnte, ohne mit dem Tod rechnen zu müssen. Da war dieser verdammte Messerheld radikal.
Er stieß seinen Gefangenen vor, indem er ihm ein Knie in den Rücken rammte. Auf unsicheren Beinen taumelte der junge Polizist tiefer in den Wohnwagen hinein, und ich konnte den erkennen, der ihm folgte.
Es war ein Bekannter. Sergeant McDuff. Er wurde von einem zweiten Lederjackenkerl bedroht, der einen Revolver in der rechten Hand hielt. Durch den aufgesetzten Schalldämpfer wirkte die Waffe sehr lang.
»McDuff!« Mein Vater rief den Namen. Er wollte aufspringen, doch hart fuhr ihm Samaran in die Parade.
»Bleib sitzen!«
Sinclair sank zurück. Die Blicke der beiden Bekannten trafen sich.
McDuff hob die Schultern. Er sah so bleich und unglücklich aus.
Sehr schwer hatte er an dieser Niederlage zu knacken.
Ich konnte mir vorstellen, wie es in ihm aussah. McDuff war ein agiler Mensch und eine Autorität in Lauder. Daß man ihn so degradierte, mußte ihn schmerzen.
Die beiden hatten mich noch nicht gesehen. Ich war einfach zu klein, und ihre Blicke blieben auf meinen Vater konzentriert, da sich wahrscheinlich um seine Person alles gedreht hatte.
Der Kerl mit dem Revolver warf die Tür zu. Die beiden Typen waren Gangster oder Killer. Schon in ihren Augen erkannte man, daß sie über Leichen gingen. Ich war fest davon überzeugt, daß sie nicht zögern würden, uns zu vernichten.
In ihrer Lederkleidung wirkten sie uniformiert. Auch hatten sie flache, nichtssagende Gesichter. Sie hätten Brüder sein können. Der Messerheld unterschied sich von dem anderen eigentlich nur durch die Narbe in seinem Gesicht.
Sprecher war der mit dem Revolver. »Die beiden Bullen haben doch tatsächlich den Wagen gefunden.«
»Ach«, sagte Samaran. Seine linke Hand hatte er so weit sinken lassen, daß ich von den anderen nicht gesehen werden konnte, weil mich die Tischkante deckte. »Und jetzt haben sie Pech gehabt, denn hier kommen sie nicht lebend raus.«
McDuff übernahm das Wort. Seine Stimme klang ruhig wie immer. »Ich glaube nicht, daß Sie sich unglücklich machen wollen. Oder glauben Sie im Ernst, daß wir ohne Rückendeckung hergefahren sind. In der Zentrale weiß man Bescheid; daß wir uns hier befinden. Ich würde Ihnen raten, ganz schnell aufzugeben.«
Samaran wollte Genaueres wissen. »Stimmt das, Hackett?«
Hackett war der Mann mit dem Revolver. »Er blufft, Akim. Ich konnte sie beobachten. Sie haben ihr Fahrzeug an der Straße stehenlassen und sind in den Hohlweg gegangen. Als sie das Ziel entdeckten, ging keiner von ihnen zurück, um Meldung zu machen.«
Akim war zufrieden. »Sehen Sie, Bulle, so leicht sind wir nicht aus dem Spiel zu bluffen. Und schon gar nicht von einem dickköpfigen Dorfpolizisten, der sich auf die letzten Minuten seines Lebens vorbereiten kann. Ihr kommt mir übrigens wie gerufen, da ich ein kleines Experiment vorhabe.« Samaran hob den linken Arm so schnell, daß mir auf dem kurzen Stück schwindlig wurde.
Dann präsentierte er mich.
McDuff stand günstiger. Er kannte mich auch. In seinem Gesicht spiegelten sich ähnliche Gefühle wie in dem meines Vaters. Er wollte nicht glauben, was er da zu sehen bekam, schüttelte den Kopf, öffnete den Mund, stöhnte und schluchzte.
»John, sind Sie das?«
Ich quetschte ein mühsames »Ja« hervor, und mein Vater nickte dazu, während er gleichzeitig vor Wut die Hände ballte, weil er sich so hilflosfühlte.
Sekundenlang breitete sich das tiefe Schweigen aus. Samaran genoß seinen Auftritt, und als er wieder sprach, begann er den Satz mit einem breiten Lachen.
»Noch ist er ein Mensch, euer großer Geisterjäger. Er funktioniert, er reagiert, und er würde mir sicherlich gern die Kehle durchschneiden, wenn er könnte. Aber das ist nicht drin. Wenn ich will, kann ich ihn zerquetschen. Bisher habe ich es nicht getan, weil ich andere Dinge mit ihm vorhabe, genau wie mit euch beiden Bullen. Ihr werdet die Hölle erleben. Mit wem fange ich an?« Er schaute von einem zum anderen. Beide Polizisten wagten kaum zu atmen. Der Schock hatte ihnen einfach die Luft geraubt.
Samaran sonnte sich wie ein Operettentenor bei der ersten Arie.
Schließlich blieb sein Blick auf dem jungen Polizisten
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