0368 - Samarans Todeswasser
Luftzug streifte uns. »So, Freunde, ihr könnt anfangen. Kämpft um eure Chance…«
Es war kaum zu glauben! Auf Zwerggröße geschrumpft, stand ich meinem ebenfalls kleinen Gegner gegenüber. Was wir bei uns trugen, war ebenfalls verkleinert, aber ebenso gefährlich, als hätte es die normale Größe.
Es blieb demnach alles gleich. Nur die Größenverhältnisse hatten sich verändert.
Guy kam. Er ging einige Schritte vor, bewegte sich dabei tänzelnd, und seine Hand zuckte vor und zurück. Das Messer war für mich noch nicht gefährlich, es sei denn, er würde es schleudern.
Daran konnte ich nicht glauben, weil er seine Waffe bestimmt nicht freiwillig aus der Hand geben würde.
Ich dachte daran, die Beretta zu ziehen und mit einem Schuß alles zu klären. Irgendwie gefiel mir dies trotzdem nicht. Nur im Notfall wollte ich zu diesem Mittel greifen.
Guy war schnell. Mit tänzerisch anmutenden Bewegungen geriet er in meine Nähe, wobei sein Arm jetzt Wellenlinien beschrieb und ich nicht wußte, ob er den letzten Stoß von oben oder unten ansetzen wollte. Deshalb war ich so auf der Hut.
»Vorsicht, Sinclair!« Der Polizist hatte es mir zugerufen, denn er fieberte mit. An seine eigene Wunde im Gesicht dachte er nicht mehr. Es hätte seiner Warnung nicht bedurft, auch so war ich voll und ganz auf den Gegner konzentriert.
Ich sprang ihn an.
Es war ein gewaltiger Sprung, der mich mitten in seinen Angriff hineinkatapultierte. Nur kam ich mit den Füßen zuerst, das erschien mir sicherer, und es mußte auch ihn ein wenig aus dem Konzept bringen, wie ich sehr hoffte.
Tatsächlich geschah dies. Mit meiner Attacke hatte er nicht gerechnet. Im ersten Augenblick zuckte er zur Seite, das Messer verfehlte mich, ich spürte es wohl am Hosenbein, dann hatte ich es geschafft und war bei ihm durch.
Der Tritt schleuderte ihn zurück. Neben dem Würfel fiel er zu Boden und überschlug sich.
Ich jagte ihm schon nach.
Crispin fummelte an seiner Pistolentasche herum, aber die Waffe hatte er nicht mehr. Sie war ihm schon draußen abgenommen worden.
»Weg!« brüllte ich ihn an, denn er machte mir den Eindruck, als wollte er eingreifen.
Tom zuckte auch zurück.
Ich war bei Guy, als dieser versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. Mit einem Hechtsprung landete ich den großen Treffer und drückte ihn wieder zurück.
Er brach unter mir zusammen, machte sofort einen Buckel, so daß ich diese Lage nicht mehr halten konnte und zur Seite rutschte. Diesmal hatte ich das Nachsehen.
Zur gleichen Zeit standen wir wieder.
Ich schaute in ein haßentstelltes Gesicht und sah den blitzenden Stahl, der in einem halbkreisförmigen Bogen in meine Richtung raste und mich in Höhe des Halses erwischt hätte.
Ich tauchte im rechten Moment weg und drückte mich zur Seite, so daß die Klinge vorbeihuschte. Der Wutschrei des Messerhelden wurde von Samarans Lachen übertönt. Ihm bereitete dieser Kampf ein diebisches Vergnügen. Mir allerdings weniger.
Guy wollte nicht noch einmal in meine Konter laufen, aus diesem Grunde bewegte er sich auch zurück. Mit zwei, drei Sprüngen schaffte er die Entfernung und geriet dabei nahe an die beiden Gläser heran, die für mich zu einer tödlichen Falle werden sollten.
Die Röhren standen in Holzgestellen. Sie zitterten ein wenig, als sie berührt wurden, und Guy hatte auch Mühe, sich wieder zu fangen.
Ich war ebenfalls schnell. Als sein Messerarm vorschoß, hatte ich mich darauf vorbereiten können. Geschickt drehte ich ab und ließ die Handkante nach unten sausen. Ich erwischte zwar nicht die Stelle, die ich mir ausgesucht hatte, aber irgendwo auf der Hälfte des Arms wurde er doch getroffen und paralysiert.
Plötzlich wurde er blaß, fing an zu fluchen und versuchte mit Gewalt seine Messerhand so zu drehen, daß die Spitze auf mich zeigte.
»In den Magen stoße ich sie dir!« flüsterte er. »Verdammt noch mal, in den Magen!«
Ich schlug zu.
Da er seine Faust freiwillig nicht hatte öffnen wollen, mußte ich eben nachhelfen. Die Waffe rutschte ihm aus den Fingern und blieb am Boden liegen, wo ich sie an mich nahm.
»Ja los!« schrie mir Guy entgegen. »Mach schon! Stich mich ab! Du hast die Chance!«
Ich schüttelte den Kopf. »Weshalb denn? Weshalb soll ich dich töten? Mir steht der Sinn nicht danach!«
Er atmete schwer. Seine Augen waren blutunterlaufen. Die rechte Hand würde er vorerst nicht gebrauchen können, dafür versuchte er es mit der linken. Er öffnete und schloß sie. Als er
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