0368 - Samarans Todeswasser
sie, die sich nur träge bewegten und die beiden nichtbehinderten, so daß sie langsam zu Boden sanken.
Für mich waren sie gleichgroß, auf die anderen wirkten sie wie Zwerge. Man konnte die Sache durchaus von zwei Blickwinkeln betrachten. Lustig fand ich es überhaupt nicht, wie beide Männer im Sog der Magie versuchten, das Gleichgewicht zu halten und normal auf dem Boden des Würfels zu landen.
Samaran hatte seinen Spaß. Daß er einen seiner Diener geopfert hatte, störte ihn nicht, die Trümpfe hielt er in der Hand.
Ein normaler Mensch konnte auf solche Dinge nur mit Abscheu und Schrecken reagieren. Das tat mein Vater. »Sie sind wirklich kein Mensch mehr, Samaran, nur noch eine verfluchte Bestie!« Er kümmerte sich auch nicht um die drohende, auf ihn gerichtete Schalldämpfermündung, und Hackett fragte leise: »Soll ich ihn umlegen?«
»Erst wenn ich es sage!«
»Bitte!« Mein Vater reckte sich und stand plötzlich auf. »Tun Sie sich Ihren Gefüh… ahhh …«
Hackett hatte zugeschlagen. Blitzschnell und treffsicher. Horace F.
Sinclair bekam den Waffenlauf gegen die Wange. Als seine Hand die getroffene Stelle berührte, zeigte die Mündung schon wieder auf ihn, und er bekam den Befehl, sich zu setzen.
Er fiel auf den Sitz.
Akim Samaran betrachtete ihn kalt. »Beim nächstenmal geht mein Freund nicht so sanft mit Ihnen um, Sinclair!«
Der ehemalige Anwalt schwieg. Er hielt sich nur die geschwollene Stelle.
Und ich mußte ebenfalls tatenlos zuschauen. Dieser verfluchte Samaran hielt mich nach wie vor fest. Ich war sein größter Trumpf, und das wußte er ganz genau.
Niemand von uns hatte mehr auf die beiden im Würfel eingeschlossenen Personen achten können. Sie hatten den Grund mittlerweile erreicht und blieben auch dort stehen. Als Feinde waren sie verwandelt worden, jetzt konnte man sie mit ruhigem Gewissen als Schicksalsgefährten bezeichnen. Sie standen sich gegenüber, schauten sich gegenseitig an und hoben in stillem Einverständnis die Schultern.
Akim Samaran wußte meinen Vater in guten Händen. Um ihn kümmerte er sich nicht mehr, deshalb drehte er sich auch um und schaute sehr genau nach. Das widerliche Lächeln auf seinen Lippen gefiel mir überhaupt nicht. Ich konnte mir vorstellen, daß in seinem Hirn ein Plan reifte, und ich hatte mich nicht getäuscht.
»Ja!« flüsterte er, »so genau werde ich es machen. Ich sorge noch für einen kräftigen Spaß.« Er drehte den Kopf. Unsere Blicke begegneten sich. »Du kannst noch eine Galgenfrist bekommen, Sinclair. Ich lasse euch gegeneinander kämpfen. Wer gewinnt, kann zuschauen, wie ich den Verlierer in mein Reagenzglas stecke. Na, was haltet ihr davon?«
Ich erschrak, auch der junge Polizist mit Namen Tom Crispin. In seinem Gefängnis ging er zurück und schüttelte den Kopf, während Samarans Helfer ganz anders reagierte und mit beiden Fäusten gegen die Innenwand des Würfels trommelte.
»Siehst du, Sinclair, Guy hat mich bereits verstanden. Er ist wild darauf, dich zu vernichten. Ah, das wird ein Spaß!« Samaran beugte sich tiefer, so daß er den Würfel direkt anschauen und auch in ihn hineinblicken konnte. »Ja!« flüsterte er. »Ja, komm ruhig heraus. Du hast jetzt die Chance. Auch du, Crispin.«
Der Polizist zögerte noch, während sich Guy die Chance nicht entgehen ließ und durch die Wand des Würfels ging, als wäre sie überhaupt nicht vorhanden.
Er war frei.
Und ich im nächsten Augenblick auch, denn die Faust des anderen öffnete sich plötzlich. So schnell, daß ich davon überrascht wurde und mich nach dieser relativ langen Zeit der Gefangenschaft nicht mehr auf den Beinen halten konnte, zurücktaumelte und hinfiel.
In den folgenden Sekunden mußte ich die Lage ordnen. Sehr genau nahm ich das Bild auf, das sich mir bot. Rechts von mir stand der Würfel. Geradeaus sah ich Guy. Links, vor dem Tisch, zeigte sich Akim Samaran, so daß wir alle zusammen ein Viereck bildeten, in dem wir uns aufhalten und agieren konnten.
Der Killer schüttelte sich, als hätte man ihn mit Wasser begossen.
Seine Waffe hielt er in der Rechten. Wie ein dünner Dorn ragte die Klinge aus der Faust.
Auch Tom Crispin hatte den Würfel inzwischen verlassen. Er traute sich nicht vorzugehen. An den Quader gelehnt, blieb er stehen. Seine kleinen Hände waren geballt.
Auch ich hatte meinen Schwindel mittlerweile überwunden. Über uns klatschte Samaran in die Hände. Das dabei entstehende Geräusch dröhnte in unseren Ohren, und sogar der
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