0368 - Samarans Todeswasser
packte…«
Mein Vater hielt es nicht mehr auf seinem Stuhl. Er sprang in die Höhe, funkelte Samaran an. »Sie Hund!« schrie er. »Sie verdammter Hund.« Dann setzte er zu einem Schlag an und holte mit der rechten Hand weit aus. Ich wollte dagegensprechen, doch alles ging zu schnell.
Samaran lachte nur, drehte sich und drückte den Arm vor, in dessen Faust er mich hatte.
»Schlag zu!« brüllte er.
Im letzten Augenblick stoppte mein alter Herr. Dieser Hieb hätte meinen Schädel vom Körper gerissen. Mein Herzschlag hatte sich schon beschleunigt, und ich atmete auf, als ich die Faust dicht vor meinen Augen zur Ruhe kommen sah.
Samaran lachte wieder. »Es wäre zwar nicht in meinem Sinne gewesen, aber daß der eigene Vater den Sohn erschlägt, kommt auch nicht alle Tage vor. Kennen Sie nicht das Märchen vom Däumeling? So ähnlich ist es hier. Da hatte auch ein normal gewachsenes Ehepaar einen Sohn, der nicht größer als der Daumen eines Erwachsenen war. Toll, nicht? Tja, manchmal werden eben auch Märchen wahr.«
Horace F. Sinclair wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Er war ein Mensch, der normal handelte. Vor soviel Menschenverachtung mußte er einfach kapitulieren.
Akim Samaran fuhr fort. »Manchmal gibt es Momente im Leben eines Menschen, wo es nicht gut aussieht. Auch mir erging es so. Und daran habt ihr die Schuld getragen, als ihr mich jagen wolltet. Ich mußte fliehen und mir einen anderen Mentor suchen, da ich von der Hölle so schmählich im Stich gelassen wurde. Das ist nun vorbei. Meine Trümpfe stechen besser als alles andere.« Seine Faust schoß vor. Sie traf meinen Vater an der Brust, der zurücktaumelte und wieder auf den ausgeklappten Sitz fiel. »Da bleibst du hocken, Bastard! Und rühr dich nicht, wenn ich meine Versuche mit deinem Sohn mache.« Samaran drehte sich um. Er wandte meinem alten Herrn den Rücken zu. Überhaupt nichts machte es ihm aus.
»Wenn du versuchen solltest, mich zu überlisten, werde ich deinen Sohn zerquetschen.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Dann halte auch still.«
Der Würfel und die beiden Reagenzgläser standen gemeinsam auf einem Tisch. Sie waren gewissermaßen das Handwerkszeug dieses menschlichen Teufels. Während er mich trug, gelang es mir, einen Blick von oben her in die Gläser zu werfen.
Ja, die Öffnung war groß genug, um mich hineinstecken zu können. Als ich das so sicher feststellte, bekam ich Herzklopfen, und meine Kehle schnürte sich immer stärker zu.
Horace F. Sinclair hatte nicht aufgegeben, auch wenn er ruhig auf seinem Klappsitz hockte. Ich kannte meinen Vater, in ihm würde eine Hölle toben, und er suchte nach einem Ausweg.
Nur seine Augen bewegten sich. Genau wußte ich es nicht, konnte mir jedoch vorstellen, daß er nach einem Wurfgeschoß suchte. Wenn es überhaupt eine Chance zur Rettung gab, dann mußten die verdammten breiten Reagenzgläser einfach zerstört werden. Auch wenn mich Samaran, aus welchem Grunde auch immer, freiließ, ich würde es wohl kaum schaffen, die Gläser zu zerstören. Zudem sah mir die Umrandung verdammt dick aus.
Und der Würfel tat nichts.
Er stand nahezu unbeteiligt auf dem Holztisch, ohne sich zu regen. Auch in seinem Innern veränderte sich nichts. Die Schlieren blieben in einer ruhigen Lage und wirkten wie eingefroren. Selbst der Schatten des Spuks hatte sich zurückgezogen, aber ich ließ mich nicht täuschen. Der Würfel des Unheils hatte es in sich. Er wurde zudem vom Spuk gelenkt. Wenn dieser Dämon es für richtig hielt, würde der Quader von einer Sekunde zur anderen zu einer tödlichen Waffe.
Noch tat sich nichts.
Auch mein Vater hatte keine Waffe in erreichbarer Nähe gefunden. Wenn er so etwas vorhatte, mußte er schnell sein. Und ob mich Samaran nach einer möglichen Zerstörung der Gläser noch am Leben ließ, stand auch in den Sternen.
Und so verging die Zeit. Akim Samaran hatte längst sein Ziel erreicht. Ich steckte in seiner Faust, und die schwebte bereits über der Öffnung des ersten Glases.
Sein leises Lachen hörten mein Vater und ich. »So, Sinclair, jetzt werden Sie sehen können, wie Ihr verdammter Sohn vergeht und nur mehr sein Schädel zurückbleibt. Sie…«
Er sprach nicht mehr weiter, denn mit einem heftigen Stoß wurde die Tür aufgedonnert.
Sie schwang so weit zurück, daß sie mit der Klinke gegen die Wand donnerte.
Samaran fuhr herum.
Er, mein Vater und ich hörten die Stimme des Messerhelden. »Wir haben zwei Bullen geschnappt…«
Der
Weitere Kostenlose Bücher