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0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen

0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen

Titel: 0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: muß bar bezahlen Wer »Drachen jagt«
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der Jacke, aber sie fand nicht, was sie suchte.
    Die Frau überlegte. Das war der Anzug, den Rudington zuletzt getragen hatte.
    Sie untersuchte die beiden anderen Anzüge. Deren Taschen waren ebenfalls leer.
    Die Anderson kramte in der Schublade der Kommode. Als sie auch hier nichts fand, trat sie zu dem schlafenden Mann auf der Couch. In der Strickjacke, die er trug, waren keine Taschen.
    Die Frau bückte sich, schlug die Volldecke zurück und wälzte den Mann auf die Seite.
    Sie konnte jetzt an die Gesäßtasche herankommen.
    Hier steckte seine Brieftasche. Das Scheckheft war auch darin.
    Mit fliegenden Händen klappte die Frau das Heft auf und trennte einen Scheck heraus.
    Schnell legte sie das Scheckbuch in die Brieftasche zurück, und steckte sie wieder in die Gesäßtasche.
    Dann beugte sich die Frau noch einmal über Rudington und wälzte ihn wieder auf den Rücken.
    Lautlos huschte sie hinaus.
    Im Schwesternzimmer knipste sie die Tischlampe an, nahm den Kugelschreiber und setzte die Unterschrift, die sie schon so oft geübt hatte, auf das Formular.
    In die Spalte für den Betrag setzte sie die Zahl Zehntausend.
    »Das wird mit dem anderen Geld für ’ne lange Zeit reichen«, flüsterte sie, stand auf und ging in den Seitenflügel, wo sich das Apothekenzimmer befand.
    Die Tür zur Küche stand offen. Die Frau warf einen Blick hinein.
    Es war kein Mensch mehr da.
    Sie war -jetzt allein hier unten.
    Sie schloß daß Apothekenzimmer auf und tastete im Dunkeln nach dem Lichtschalter.
    Die Deckenbeleuchtung flackerte auf. Einen Augenblick schloß Schwester Anderson geblendet die Augen. Dann huschte sie in das kleine Nebenzimmer.
    Hier stand ein leerer Karton. Mit ihm ging sie zurück und stellte ihn unter den Giftschrank.
    Sie holte den Schlüssel aus der Tasche.
    Ihre Hand zitterte. Auf ihrer Stirn standen kleine Schweißperlen. Sie atmete heftig und schloß den Schrank auf.
    Die Tür wurde in diesem Augenblick mit einem Ruck aufgestoßen. Dr. Wester stand im Rahmen.
    »Was machen Sie denn hier, Schwester Anderson?« fragte er erstaunt.
    Sie wurde kreidebleich.
    Mit einem schnellen Tritt beförderte sie den leeren Karton unter die Theke.
    »Ich wollte… ich wollte die Bestände im Giftbuch nachtragen«, stotterte sie.
    »Ich habe scheußliche Kopfschmerzen«, brummte der Arzt arglos. »Ich wollte gerade wegfahren, da fiel mir ein, daß ich keine Tabletten in der Tasche habe. Geben Sie mir doch bitte ein paar! Ich werde den Abend nicht überstehen, wenn ich nichts einnehme. Scheußlich diese Kopfschmerzen.«
    Die Anderson brauchte mehrere Sekunden, bis sie sich gefangen hatte. Schnell ging sie dann zum Arzneischrank und holte eine kleine Packung heraus.
    »Es… es liegt bestimmt am Wetter, Chef«, sagte sie eifrig. »Es liegt ganz bestimmt am Wetter. Ich habe auch so einen Druck im Kopf.«
    Der Arzt nahm die Tabletten entgegen.
    »Danke«, sagte er. »Und nun machen Sie Schluß, Schwester. Die Bestände können Sie morgen noch aufnehmen. Das eilt ja nicht.«
    »Morgen… morgen habe ich meinen freien Tag.«
    »Dann machen Sie es eben übermorgen«, verlangte der Arzt mit Nachdruck.
    Er trat an den Giftschrank, schloß die Tür und drehte den Schlüssel herum. Er drückte den Schlüssel der Schwester in die Hand und nahm sie am Arm.
    »Feierabend!« befahl er. »Packen Sie sich im Schwesternzimmer auf die Couch. Wir wollen hoffen, daß Sie keiner der Patienten diese Nacht ruft.«
    Er ging mit ihr bis zur Tür und schaltete die Deckenbeleuchtung aus.
    Dann verschloß er die Apotheke mit seinem Schlüssel und verabschiedete sich freundlich von der Schwester.
    Die Anderson ging mit schleppenden Schritten in das Schwesternzimmer zurück.
    Sie kam bis zur Couch. Plötzlich versagten die Nerven der Frau.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und brach in ein trockenes Schluchzen aus. Ihr ganzer Körper wurde wie von einem heftigen Krampf hin und her geschüttelt. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie sich etwas beruhigt hatte.
    »Haben Sie das Zeug?« fragte eine heisere Stimme neben ihr.
    Sie fuhr auf und starrte Biddle erschreckt an.
    »Der Doktor kam, als ich gerade den Schrank geöffnet hatte«, gab sie leise zurück. »Er hätte beinahe alles entdeckt.«
    »Er ist nicht mehr da«, sagte Biddle ungerührt. »Ich habe ihn eben abfahren sehen. Los! Versuchen Sie es noch einmal!«
    »Nein!« fuhr Schwester Anderson auf. Sie schrie wie in einem hysterischen Anfall. »Nein! Ich kann nicht. Ich… ich tu’s nicht. Ich kann

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