0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen
einfach nicht mehr, ich bringe es nicht fertig.«
»Ich gebe Ihnen zehn Minuten Zeit, Schwester«, sagte Biddle eiskalt. »Dann haben Sie das Zeug hier. Wenn nicht, passiert etwas. Genau zehn Minuten warte ich und keine Sekunde länger.«
»Ich kann nicht«, wimmerte die Frau und hatte wieder die Hände vors Gesicht geschlagen. »Ich kann einfach nicht mehr. Was habe ich nur angerichtet.«
»Das hätten Sie sich früher überlegen sollen«, zischte Biddle höhnisch. »Jetzt kommen Ihre Gewissensbisse zu spät. Also nochmals, ich gebe Ihnen genau zehn Minuten, und wenn Sie dann noch immer die reuige Sünderin spielen, passiert etwas, womit Sie nicht rechnen!«
***
Der Regen peitschte mir ins Gesicht. Mein Schädel brummte.
Neben mir bewegte sich etwas.
Phil war anscheinend auch bewußtlos gewesen. Er kam gerade zu sich und fuhr sich mit der Hand an die Stirn.
Der Jaguar war zusammengedrückt.
Ich legte die Hand auf die Klinke und wollte die Tür öffnen.
Es ging nicht.
Sie war völlig verklemmt.
»Versuch’s mal auf deiner Seite«, bat ich Phil und stieß ihn kräftig in die Rippen.
Er reagierte träge.
»Mach schnell!« trieb ich ihn an. »Die Kerle dürfen uns nicht entwischen!«
Phil wurde auf einmal hellwach.
Er schüttelte den Schädel und hantierte an der Tür.
Ich drehte mich herum.
Der schwarze Mercury berührte fast meinen Jaguar.
Seine Windschutzscheibe war ebenfalls zersplittert.
Beide Türen, des Wagens standen weit offen.
Es roch nach Öl.
»Ich bringe sie auch nicht auf«, stöhnte Phil und warf sich noch einmal mit der Schulter gegen die Tür.
In den Ölgeruch mischte sich der Gestank von Benzin.
Ich spürte die Gefahr.
»Los, Phil! Wir müssen hier ’raus!« drängte ich. »Mach dich klein, damit ich mehr Platz habe!«
Uns blieb nur ein Weg. Wir mußten dort hinaus, wo einmal die Windschutzscheibe gesessen hatte. Ich schlängelte mich auf den Kühler.
Phil kam hinter mir her, blieb aber mit dem Fuß am Armaturenbrett hängen! Ich sprang hinzu, um zu helfen.
In diesem Augenblick schoß die Stichflamme hoch!
Es knallte wie ein Schuß, und dann war der Jaguar ein Flammenbündel.
Eine lange Feuerzunge leckte nach mir. Ich packte Phil am Arm und zog ihn nach vorn.
Ich glaubte zuerst, er sei verletzt, doch als ich ihn auf dem Kühler hatte, und der Wind die Flammen genau zu uns herüberblies, wurde Phil munter.
Wir rannten aus der Feuerzone. In diesem Moment sah ich die beiden Gestalten.
Sie versuchten an der Mauer des Friedhofs hochzukommen. Sie waren vielleicht fünfzig Yard von dem brennenden Wagen entfernt.
Ein Streifenwagen der Stadtpolizei kam mit heulender Sirene und Rotlicht um die Ecke.
Er hielt mit hohem Tempo auf uns zu.
Einer der Gangster war schon oben auf der Mauer. Der andere Ganove hatte ihm geholfen.
Beim Auftauchen des Streifenwagens ließ der Untermann los, der zweite Gangster verlor den Halt und rutschte herab. Sie blickten sich gehetzt nach allen Seiten um und rannten dann über die Straße.
Der Wagen der Verkehrspolizei kam immer näher.
Die Gangster liefen deswegen in unsere Richtung zurück.
Sie konnten uns nicht sehen, da wir auf der anderen Seite des Flammenmeeres standen.
Ich gab Phil ein Zeichen und rannte ein Stück weiter bis zum Bauzaun. Der Mercury brannte noch nicht.
»Halt! FBI! Ergeben Sie sich!« brüllte ich, so laut ich konnte. »Stehenbleiben! Nehmen Sie die Hände hoch und werfen Sie die Waffen weg!«
Statt einer Antwort riß der vordere der beiden Gangster seine Waffe hoch.
Es war Ballister.
Er drückte sich an den Bauzaun und ballerte ein paar Schüsse herüber. Es klang wie schwere Hammerschläge, als die Kugeln auf das Blech des Mercury schlugen.
Ich war in Deckung geblieben.
In der Hocke hatte ich mich bis an das Heck des Mercury vorgearbeitet. Vorsichtig spähte ich hinüber.
Ich sah nur noch den Rücken des Gangsters, der gerade hinter dem Bauzaun verschwand.
»Los, Phil!« rief ich und sprang vor.
Der Streifenwagen hielt mit quietschenden Bremsen.
Fast hätte es ein Malheur gegeben, als ich neben dem Wagen mit meiner Pistole in der Hand aufkreuzte.
Mit ein paar Worten erklärte ich den Cops die Situation und zeigte ihnen meinen Ausweis.
»Paßt auf, daß ihr immer in Deckung seid!« warnte ich sie. »Die Kerle fackeln nicht lange,«
Ich wollte zu der Ecke, hinter der die Gangster verschwunden waren.
Phil winkte mich zurück.
Der Mercury war bei dem Aufprall gegen den Bauzaun gesaust und hatte ein paar
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