0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen
Schriftstück aus der Tasche. »Ich habe erfahren, daß sich der Mann in Ihrem Sanatorium aufhält.«
»Das stimmt«, sagte der Arzt rasch. »Aber der Mann ist weder haft- noch vernehmungsfähig. Ein ganz schwerer Fall von Delirium. Für die nächsten acht Tage kann er dieses Haus auf keinen Fall verlassen. Warum suchen Sie den Mann?«
»Wir möchten ihn jetzt mitnehmen.«
»Unmöglich!« sagte Dr. Wester fest. »Ich weigere mich ganz entschieden. Ich werde nicht einmal zulassen können, daß Sie den Patienten vernehmen.«
»Da kann man nichts machen«, entschied der Captain ruhig. »Aber sobald der Mann vernehmungsfähig ist, müssen Sie uns verständigen.«
Sie standen jetzt in der Nähe des Gewächshauses.
Ein Mann in einem verwaschenen Drillichanzug kniete an einem Beet und jätete Unkraut.
Neugierig blickte er zu den drei Männern hinüber und spitzte die Ohren.
Aus dem Gewächshaus kamen vier Männer, die ebenfalls Drillichanzüge trugen.
»Sind das Patienten?« fragte Captain Helden und blieb stehen.
»Ja, das sind Patienten«, antwortete Dr. Wester. »Ich habe ihnen Beschäftigung verordnet.«
»Dann haben sie ja ziemlich viel Bewegungsfreiheit«, vermutete der Captain.
»Warum sollte ich sie einsperren? Die Arbeit im Garten tut den Leuten gut. Nehmen Sie den Fall dieses Mannes als Beispiel.«
Er deutete auf den Knienden.
»Es ist nur ein leichter Fall. Der Mann kam zu einer Entziehungskur. Wenn ich ihn in seinem Zimmer einsperre, langweilt er sich und leidet erheblich stärker unter den Entziehungsfolgen als jetzt, da er tagsüber seine Beschäftigung hat. Außerdem ist die Arbeit in frischer Luft gesund.«
»Ich erkundigte mich nach der Bewegungsfreiheit der Patienten aus einem bestimmten Grund«, erklärte der Captain. »Ich möchte nicht, daß Bishop verschwindet.«
»Er ist im Augenblick gar nicht in der Lage, auch nur zwei Schritte ohne Hilfe zu gehen.«
»Ich verlasse mich ganz auf Sie, Dr. Wester. Ich erwarte, daß Sie mich verständigen, sobald der Mann vernehmungsfähig ist.«
»Und was ist, wenn seine Angehörigen ihn abholen?« erkundigte sich der Arzt lauernd.
»Da er nicht transportfähig ist, dürfte das ja unmöglich sein. Wenn sich sein Befinden bessert, erhalte ich sofort Bescheid von Ihnen!«
Der Patient, der auf dem Boden kniete und das Unkraut aus dem Beet zupfte, hielt in seiner Arbeit inne, starrte die beiden Polizisten an und zerkrümelte langsam ein Erdklümpchen zwischen den Fingern.
***
Miller’s Bowling Palace war ein idealer Treffpunkt, wenn man nicht auffallen wollte.
Es gab zehn Eingänge. An jedem stand ein Portier. Man mußte eine Eintrittskarte lösen. Sie kostete zwei Dollar.
Die Bowling-Bahn war zwanzig Stunden am Tag geöffnet. Zu jeder Tagesund Nachtzeit war hier Betrieb.
Gekegelt wurde in dem großen Saal im Erdgeschoß. Es gab vierzig vollautomatische Bahnen, die nebeneinander lagen.
Im ersten Stock waren mehrere Restaurationsräume und Billardzimmer. Wir machten zunächst im Erdgeschoß die Runde.
»Ich möchte wissen, wo die Leute die Zeit hernehmen«, wunderte sich Phil. »Es sind fast alle Bahnen besetzt.«
Das dumpfe Rollen der großen Kugeln und das Poltern der umfallenden Kegel rissen nicht ab.
Ich ließ meinen Blick von einem Spieler zum anderen wandern.
»Es gibt eben noch genügend Leute, die sich fürs Bowling Zeit nehmen. Der dort, das ist bestimmt ein vielbeschäftigter Manager, der sich vor der nächsten Konferenz noch eine kleine Entspannung gönnt.«
Ich hatte leise gesprochen und zu dem Mann hinüber gedeutet. Er war reichlich füllig urid hatte seine Jacke abgelegt. Ein Mann im Chauffeur-Dreß hielt die Jacke über dem Arm. Er stand wie versteinert am Ende der Anlaufbahn und beobachtete gleichgültig, wie sein Chef in Schweiß geriet.
Auf der Bahn daneben versuchte sich ein vertrocknetes Männchen mit Inbrunst. Er trug ein giftgrünes Hemd. Seine braune weitfallende Hose wurde von zitronenfarbenen Hosenträgern gehalten.
»Der Mann kommt mir bekannt vor«, raunte Phil leise.
Ich schüttelte den Kopf und schlenderte langsam weiter.
Ich musterte jeden Spieler, konnte aber keinen Bekannten entdecken.
»Hier unten ist nichts«, sagte ich zu meinem Freund. »Wir wollen es einen Stock höher versuchen!«
Mit den Eintrittskarten durfte man auch die Billardzimmer benutzen. In jedem standen zehn Tische.
Hier war es ebenfalls gerammelt voll. Jeder Raum war in einer anderen Farbe gehalten. In dem roten Zimmer entdeckte ich
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