0370 - Alptraum-Comic
Gesetzen unterordnen.
Es muß spannend bleiben!
Dieser Satz fiel mir wieder ein. Was mußte spannend bleiben?
Und was war überhaupt spannend?
Ein Buch, ein Film, ein Fernsehspiel? Erlebte ich vielleicht etwas von diesen drei Dingen. Bewegte ich mich noch in der Realität?
Ich drehte den Kopf und schaute dorthin, wo mein Bentley stand.
Ja, er war noch vorhanden. Plötzlich kam er mir vor wie ein guter Freund, auf den ich mich als einzigen verlassen konnte.
Wenn er schon so einsam und verlassen vor mir stand, wollte ich ihn auch benutzen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie groß diese seltsame Welt namens Dämonia war. Das war sowieso ein Problem bei diesen anderen Dimensionen. Man konnte sie räumlich kaum erfassen, weil dort nicht die gleichen Gesetze herrschten wie auf der Erde.
Länge, Breite, Höhe, das waren Begriffe, mit denen wir Menschen Räume beschrieben, aber in Dämonenreichen konnte dies alles auf den Kopf gestellt werden. Da brachen Welten zusammen oder dehnten sich aus, und man kam sich als Mensch so ungemein verloren vor.
Ich hatte die Tür nicht abgeschlossen, öffnete den Wagenschlag und wollte mich in das Fahrzeug drücken, als ich das harte und höhnische Lachen vernahm.
Wo es aufgeklungen war, konnte ich nicht feststellen, da es von allen Seiten kam.
Plötzlich brach es ab. Dafür vernahm ich die Stimme. »Willkommen in Dämonia, John Sinclair. Ich freue mich, daß du es geschafft hast, meiner Welt einen Besuch abzustatten. Du wirst die tollsten Dinge erleben. Wie man dir schon sagte, es muß spannend bleiben. Viel Spaß auf deiner weiteren Reise durch meine Welt…«
Damit verstummte die mir unbekannte Person. Ich hatte mich sehr auf die Stimme konzentriert. Jetzt, wo sie nicht mehr aus dem Telefonhörer zu mir gedrungen war, hatte sie sich klarer angehört.
Dennoch konnte ich sie nicht identifizieren. Diese Stimme hatte ich noch nie in meinem Leben gehört.
Ich stieg ein und zog den Wagenschlag zu. Man hatte mich empfangen, man wollte, daß ich diese Welt durchforstete. Und den Gefallen wollte ich dem Unbekannten gern tun. Dämonia wartete auf mich…
Er war in den Jahrzehnten äußerlich gealtert. Sein Haar hatte längst nicht mehr den gesunden, braunen Farbton. Es war weißgrau geworden und auch schütter.
Dennoch hatten die Jahre das innere Feuer, das in ihm brannte, nicht löschen können. Die Flamme war nicht einmal kleiner gestellt worden. Sie brannte weiter. Vielleicht sogar mit einer größeren Intensität als zuvor.
Und es war ihm gelungen, seine Arbeit zu beenden. Doch niemand hatte sie haben wollen. Die Verlage lehnten ab, er hatte sich die Füße wund gelaufen, traf immer nur auf die Arroganz gewisser Redakteure, die die Zeichen der Zeit nicht erkannten.
Auch an Harold Cecil Painter war dies nicht spurlos vorübergegangen. Zu einer anderen Arbeit konnte er sich nicht durchringen, dazu war er auch nicht fähig, und so war ihm allein das Zeichnen geblieben.
Natürlich mußte er leben. Mehr schlecht als recht brachte er die Jahre hinter sich, vergrub sich in einem alten Haus in der Londoner City. Das Haus gehörte einer Frau, die man schon als Greisin bezeichnen konnte, und die ein Faible für Bilder hatte. Jeden Monat bekam sie eines von ihm, dafür durfte er frei wohnen.
Das Bild malte er immer in wenigen Stunden. Mehr Mühe gab er sich mit seiner Geschichte, die er endlich fertiggestellt hatte.
Vor ihm lag ein dickes Album. Seite für Seite hatte er bemalt, jedes Detail wunderbar hinbekommen, und seine Schöpfungen, vermischt mit Menschen, die in der Realität lebten, waren zu einem kleinen Kunstwerk geworden. Er selbst hatte das Album binden lassen, und er selbst hatte es auch der Schwarzen Magie geweiht.
Sie war seine Zuflucht geworden. Im Laufe seines langen Lebens hatte er darüber immer intensiver nachgedacht, auch über seine Anfänge als Zeichner. Er hatte sich immer gefragt, wieso es sein konnte, daß ihm der Name John Sinclair eingefallen war.
Jahrelang war ihm dies ein Rätsel geblieben, bis er etwas über einen John Sinclair gelesen und sogar ein Bild von ihm in der Zeitung gesehen hatte.
Dann war es schlagartig über ihn gekommen.
Dieser Mann stimmte mit dem in seinem Comic haargenau überein. Es mußte ihn demnach eine Art Vorsehung überfallen haben, und genau darüber wollte er mehr wissen.
Es war der Teufel selbst, der sich bei ihm meldete und ihm mitteilte, daß HCP in seinem bisherigen Leben von der Hölle manipuliert und geleitet worden war,
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