0370 - Teufelsspiele mit Raketen
Chance mehr, noch einen Tag älter zu werden.«
Er glotzte uns an, als wären wir Wesen von einem anderen Stern, »Beeil dich ein bisschen«, half ich nach.
Die Waffe polterte zu Boden.
Eine Minute später stand er brav in der Ecke und betrachtete die stählernen Armbänder, die sich um seine Gelenke schlossen.
Sein verdrossenes Gesicht bewies, dass ihm die Situation neu war.
***
Mark Semper kam freiwillig mit. Er verdankte sein Leben unserer zufälligen Anwesenheit, und er sah das auch ein. Auf einmal war er ohne Vorbehalte bereit, sein Wissen preiszugeben.
Er kannte die Schlupfwinkel, die der Gangsterboss sich geschaffen hatte, er kannte Leute, mit denen Trimp in Verbindung stand. Mark Semper war über seinen alten Feind besser unterrichtet als unsere Zentralkartei in Washington.
Wir holten uns einen Stenografen, der eine halbe Stunde lang eifrig mitschrieb. Semper unterbrach nur, um sich eine Zigarette anzustecken, oder um sich einen Schluck aus meiner Whiskyflasche einzuschenken.
Währenddessen nahmen wir uns den verhafteten Gangster vor. Er hieß Bert Maser und war erst in New York zu Trimp gestoßen. Früher hatte er als Kraftfahrer für eine Speditionsfirma gearbeitet.
Die Beteiligung an dem Überfall auf den Truck der Northern Electronics gab er zu, ohne dass wir erst seine Schuhsohlen mit den am Tatort gesicherten Abdrücken vergleichen mussten. Über alles andere schwieg er sich aus. Ihm saß die Angst vor seinem Boss in den Knochen.
Er leugnete die Mordabsicht an Mark Semper, er leugnete auch, der Mann gewesen zu sein, der die Maschinenpistole in Händen gehabt hatte, als Lem Frick vor Dettlers Wohnhaus erschossen wurde. Wir überließen ihn unseren Vernehmungsspezialisten, die besser mit jenen notorischen Lügnern fertig wurden.
Wir führten uns Sempers Aussagen zu Gemüte und arbeiteten einen Einsatzplan aus. Als die Einzelheiten der Aktion Vorlagen, beriefen wir im Konferenzraum eine Dienstbesprechung ein. Mr. High führte den Vorsitz, doch nach ein paar einleitenden Sätzen überließ er es Phil und mir, den Kollegen unsere Absichten auseinanderzusetzen.
Für Mark Semper besorgten wir ein Zimmer in einer kleinen soliden Pension in Baychester. Eine Schutzhaft lehnte der alte Mainn ab. Es war sicher, dass der Gangster keinen zweiten Mordanschlag versuchen würde.
Wir rieten dem alten Buchmacher, sich nicht aus seinem Zimmer zu rühren und uns sofort anzurufen, wenn ihm noch etwas Wichtiges einfallen sollte.
Ich traute dem alten Fuchs noch nicht so recht. Vielleicht hielt er noch eine wichtige Information zurück und versuchte auf eigene Faust an den Gangsterboss heranzukommen. Aus diesem Grund hängte ich ihm einen meiner Kollegen als Schatten an. Noch während wir mit Semper sein Verhalten besprachen, fuhr der Kollege voraus und mietete sich in derselben Pension ein.
Der Sekundenzeiger auf der elektrischen Uhr rückte unermüdlich weiter.
Heute Abend lief das Ultimatum, das der Gangsterboss Rod Trimp einer ganzen Nation gestellt hatte, ab.
Er würde zwar seine Drohung, die technischen Geheimnisse der Steuerungssysteme ausländischen Mächten auszuliefern nicht, sofort wahr machen können, aber kein Mensch konnte wissen, welche neuen Mittel der Erpressung er sich einfallen lassen würde.
Auf unsere Rundfunkdurchsage hin meldete sich ein Ehepaar, das gestern Mittag auf dem Grand Central Terminal beobachtet hatte, wie vier Männer dort zwei Kisten abgestellt hatten.
Die beiden, ein Handelsvertreter aus Philadelphia und seine Gattin, konnten eine ziemlich genaue Beschreibung der vier liefern.
Ihre Schilderung traf auf Gus Walter und einen von Trimps Gorillas zu, die anderen zwei waren uns anscheinend noch nicht über den Weg gelaufen.
Wir baten die Leute, sich unsere Alben anzuschauen. Geduldig machten sie sich die Mühe, Seite für Seite unserer umfangreichen Porträtgalerie umzublättern.
»Hier!«, rief der Vertreter plötzlich aufgeregt. »Der war dabei! Kannst du dich erinnern, Ellen?«
»Ja«, nickte sie zustimmend, »er stand mit den anderen am Postwagen, als der Zug einlief.«
»Sie sagen eben, die vier hätten am Postwagen gestanden«, warf Phil ein. »Kam denn das Gerät mit dem Zug?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Mrs. Chandler. »Wenn ich natürlich vorher gewusst hätte, was für Halunken das sind, hätte ich besser achtgegeben.«
»Sie konnten das natürlich nicht wissen«, tröstete ich sie. »Sie haben uns schon sehr geholfen.«
Wir dankten ihnen und ließen
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