0371 - Der Satan füttert sie mit Gift
Lautsprecher eingeschaltet hatte, konnte ich mithören. »Hallo, Steve, hier ist Phil. Etwas Neues bei euch?«
»Nein, Phil. Hier ist alles ruhig. Der Arzt war da. Berger hatte Schmerzen, der Doc hat ihm Morphium gegeben.«
»Und jetzt?«
»Berger schläft.«
»Okay. Wir rufen wieder an. So long, Steve.«
Phils nächster Anruf galt der Überwachungsabteilung.
»Was macht Dorris Campbell?« erkundigte er sich.
»Seit ihr heute morgen bei ihr wart, hat sie die Wohnung nur einmal verlassen, und das war gegen halb eins, als sie zum Lunch ging. Sie aß in einem kleinen, piekfeinen Speiserestaurant in der Nähe.«
»Sprach sie da mit jemandem?«
»Nur mit dem Kellner. Wir haben sie nicht aus den Augen gelassen. Es ist unmöglich, daß sie bei dieser Gelegenheit heimlich mit Steal Verbindung aufgenommen haben könnte.«
»Gut. Bleibt weiter am Ball. Wir melden uns wieder.«
Der Jaguar rollte durch die regennassen Straßen von Manhattan. Die Rush Hour, die Stunde des stärksten Verkehrs, setzte ein. Autobusse und Taxis waren vollgestopft mit Menschen, die es eilig hatten, von der Arbeit nach Hause zu kommen. In der Nähe der U-Bahn-Stationen hasteten Leute mit vorgeschobenen Köpfen auf die Eingänge zu.
Und wir waren auf der Suche nach Blicky Steal. Irgendwo hielt er sich versteckt wie eine Spinne im Netz. Er hatte zahlreiche junge Leute im College mit raffinierten Methoden rauschgiftsüchtig werden lassen. Wenn die jungen Mensdien einmal an das teuflische Gift, das ihre Gesundheit ruinierte, gewöhnt waren, konzentrierten sich alle ihre Gedanken auf einen Lebenszweck: neues Rauschgift zu beschaffen.
Rauschgift, an dem Blicky Steal sein Geschäft machte.
Steal hatte den jungen Berger bestialisch foltern lassen, er hatte die Mutter des Mädchens, das jetzt blaß und trotzig hinter uns saß, von Gangstern mißhandeln lassen. Aber wir konnten nicht auf seine Spur kommen.
Blicky Steal blieb für uns im geheimnisvollen Dunkel.
»Wo fahren Sie eigentlich hin?«
fragte das Mädchen plötzlich. »Am FBL-Gebäude sind wir doch längst vorüber.«
»Sie wissen, wo unser Districtsgebäude liegt?« fragte Phil.
»Ich habe zufällig davon gehört.«
»Zufällig!« wiederholte Phil.
»Was wollen Sie eigentlich von mir?«
»Wir wollten mal hören, wie es Ihrer Mutter geht«, meinte mein Freund.
»Meiner Mutter? Mammy hat einen Unfall gehabt. Sie liegt im Bellevue Hospital. Es gibt noch keine Besuchserlaubnis. Ich war gestern da.«
»Wer hat Ihnen das Märchen von dem Unfall erzählt?« fragte Phil scharf.
Einen Augenblick blieb es still im Wagen. Dann ertönte die brüchige Stimme des Mädchens wieder. Diesmal klang sie unsicher.
»Märchen? Was soll das heißen?«
»Ihre Mutter hat keinen Unfall gehabt.«
»Aber sie liegt doch im Krankenhaus!«
»Das hat niemand bestritten.«
Wieder entstand einen Augenblick Pause.
»Was ist es denn?« fragte das Mädchen schließlich.
Phil drehte sich um.
»Ihre Mutter weiß, daß Sie morphiumsüchtig sind. Sie hat Sie beobachtet, wie Sie sich eine neue Spritze gaben. Ihre Mutter dachte über die Geschichte nach und kam zu dem Schluß, daß es mit mütterlichen Ermahnungen wohl nicht getan sei. Also zog sie einen Privatdetektiv zu Rate.«
Abgesehen von dem gleichmäßigen Summen des Motors herrschte jetzt eine drückende Stille im Wagen. Ich hörte den Atem des Mädchens.
»Das ist nicht wahr«, stieß Claudia tonlos hervor. »Das ist nicht wahr.«
»Es kommen noch ganz andere Wahrheiten für Sie, Claudia Deeps. Ihre Mutter ist von den Rauschgifthändlern geschlagen worden. Brutal zusammengeschlagen. Sie sollen Ihre Mutter sehen, vielleicht hilft das.«
Ich hörte das Mädchen schluchzen. Phil hatte sich herumgedreht und das Girl sich selbst überlassen. Ich wollte ein paar tröstende Worte sagen, aber mir fiel nichts ein.
Phils Schocktherapie war nötig gewesen, und wir konnten nur hoffen, daß das Mädchen uns etwas über die Rauschgifthändler sagen würde.
Es war abends sechs Uhr, als Claudia Deeps soweit war. Wirsaßen im Zimmer von Professor Clinton und vor dem Mädchen lagen Fotografien, die im Krankenhaus angefertigt worden waren. In der Hauptsache brauchten wir die Aufnahmen von den sichtbaren Verletzungen der Frau später für die Gerichtsverhandlung.
Jetzt zeigten wir die Aufnahmen dem jungen Mädchen.
Claudia Deeps zuckte zusammen, sie weinte leise vor sich hin.
Phil legte dem Mädchen die Hand auf die Schulter.
»Miß Deeps«, fragte er. »Sind Sie
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