0371 - Karawane der Dschinns
hinterließ bei mir ein unangenehmes Gefühl, und ich glaubte sogar, daß es im Zimmer auch dunkler geworden war.
Ein graues Schattenfeld legte sich blaß und wie ein kaum zu erkennender Streifen über den Raum.
Ich sprach weiter.
Um die Vorgänge kümmerte ich mich nicht. Einen Anfang hatte es gegeben, ich wartete auf die Fortsetzung.
Sie kam.
Die Gemme war es, die plötzlich zitterte. Sie bewegte sich leicht von einer Seite auf die andere. Dabei rutschte sie, und diese Bewegung übertrug sich auf das Kreuz.
Ich sprach die nächsten Worte. »Elemchora uch samgraniis belembtin achamel…«
Noch eine Reihe, dann hatte ich es geschafft.
Ich vernahm die Geräusche, die die Gnostische Gemme verursachte, als die Platte glitt und es aus eigener Kraft schaffte, das Kreuz von ihrer Oberfläche zu stoßen.
Jetzt lag es frei.
Und es glühte.
Nicht die Zeichen der Erzengel, wie ich es gewohnt war, nein, genau an der Stelle, wo sich das altägyptische Henkelkreuz im Silber abzeichnete, strahlte es auf.
In einem kräftigen, tiefen Gold, als wollte es mir beweisen, wie direkt der Kontakt zu den Dschinns hergestellt worden war.
Und noch etwas hatte sich verändert.
Die Schlange auf der Gemme. Im Gegensatz zum Henkelkreuz war sie pechschwarz geworden. Ihre Umrisse wirkten wie verbranntes Öl, die Aschereste hinterlassen hatten.
Es war ein Spiel mit dem Feuer, aber noch hatte ich es unter Kontrolle und sprach die letzten Worte.
»Sioniche agura wentrukich ass-ramma…« Schluß – Ende!
Ich lehnte mich zurück, atmete tief ein und fühlte mich nicht so wohl, denn die letzten Minuten hatten mich stark mitgenommen.
Aber ich konnte einen Erfolg buchen.
Kreuz und Gemme waren durch meine beschwörenden Worte beeinflußt worden und spielten ihre Kraft aus.
Besonders das Kreuz. Weiße Magie strahlte es ab, es war stärker als die Kraft der Gemme, deren Schlange noch immer die verkohlte Schwärze zeigte. Unter Umständen hätte ich durch diese Art der Beschwörung das eine mit dem anderen zerstört.
Möglich war alles.
Für einen Moment ließ ich die magischen Gegenstände außer acht und konzentrierte mich auf die im Zimmer vorherrschende Atmosphäre. Während ich sprach, hatte sie sich verändert! Etwas Böses war aus dem Unsichtbaren gekommen, hatte einen Hauch oder Ding hinterlassen, auf den ich mich konzentrierte.
Ja, er war da. Das fühlte ich einfach wie Wassertropfen zwischen den Fingerspitzen.
Und wie sah der Erfolg aus? War es mir nicht gelungen, die Dschinns zu beschwören? Bisher hatte ich nichts davon bemerkt.
Auch wenn Kreuz und Gemme zwei verschiedene Paar Schuhe waren, in diesem Fall mußten sie einfach zusammenhalten.
Ich faßte die Gemme an. Den Stein kannte ich lange genug. Ich hatte seine Härte gefühlt, auch jetzt war er hart, dennoch auch irgendwie weich, doch zerquetschen konnte ich ihn nicht. Und das Kreuz hatte sich ebenfalls nicht aufgeheizt. Nur das kleine Henkelkreuz strahlte seine durch die gesprochenen Formeln erweckte Magie ab.
Es mußte die anderen locken. Dschinns waren wie alle dämonischen Wesen. Wenn jemand die entsprechenden Formeln kannte, mußten sie den Schwarzen Gesetzen gehorchen. Sogar der Teufel würde sein Reich verlassen, wenn er gezwungen wurde.
Wo steckten die Dschinns?
Bisher hatte ich auf dem Kissen gesessen. Nun drückte ich mich hoch, machte ein paar Schritte und hatte das Gefühl, einen geringen Widerstand zu spüren, als ich quer durch das Zimmer zum Fenster ging.
Es war ziemlich groß. Ich bekam eine gute Aussicht in den Garten des Grundstücks. Alter Baumbestand wuchs hier. Dahinter sah ich eine Mauer, und jenseits von ihr die Dächer zahlreicher Häuser unterschiedlicher Höhe. Mir fiel wieder ein, daß wir uns mitten in London, in Soho befanden, und nicht in einem orientalischen Märchen.
Ein grauer Märzhimmel lag dicht über den Dächern. Sir James hatte von fliegenden Schwertern gesprochen. Noch waren sie für mich nicht zu sehen, wobei ich fest daran glaubte, daß die Beschwörung sie irgendwie erwischt haben mußte.
Und sie kamen.
Auf einmal sah ich sie über den Kronen der Bäume. Sie leuchteten golden, aber es waren keine Kometen, sondern gefährliche Waffen, von denen sich einige während des Flugs so schnell wie Propeller drehten.
Rasch zählte ich nach.
Auf die Zahl sechs kam ich.
Also wieder ohne den Anführer, diesen Abu Ben Kolc. Das wunderte mich. Wenn ich diese Dschinns schon bekämpfte, wollte ich auch ihren Anführer
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