0371 - Karawane der Dschinns
bekommen.
Und sie rasten näher.
Ich sah sie schnell werden und sich dabei auch ihr neues Ziel suchen.
Das Haus!
Nicht nur das. Ihre Formation veränderte sich dermaßen, daß alle sechs Schwerter sich auf ein Ziel konzentrierten: die beiden Fenster.
Hinter einem stand ich.
Da ich nicht lebensmüde sein wollte, sprang ich zurück und fand sogar eine Deckung zwischen zwei Regalen. Ich war im letzten Augenblick gesprungen, denn die Scheiben zersplitterten unter dem plötzlichen Druck der Schwerter. In einem Wirbel aus Glaskrümeln jagten sie in das große Zimmer hinein, und ich befand mich plötzlich in akuter Lebensgefahr…
***
Suko hatte den Raum verlassen und spürte gleichzeitig so etwas wie ein schlechtes Gewissen oder ungutes Gefühl in seinem Innern. War es richtig gewesen, den Freund allein zu lassen?
John brauchte keine Amme. Sie waren beide erwachsen und diesmal auch verschiedener Meinung. Suko ging davon aus, daß sich der Geisterjäger auf dem falschen Weg befand. Er rechnete mit anderen Überraschungen, wobei er noch keine Vorstellung davon hatte, wie sie aussehen konnten. Jedenfalls nicht fröhlich.
Dieser Fall war gefährlich. Er besaß eine ungeheure magische Brisanz. Die Art und Weise, wie John Sinclair entführt worden war, wies schon darauf hin. Wer stoppte schon den Wagen eines Polizeibeamten mitten im morgendlichen Berufsverkehr?
Ein Wahnsinniger oder ein Genie. Wobei beides bei diesen Leuten stets dicht zusammenlag.
Suko war sehr schnell gekommen, und er hatte sich den Weg, der ihn zu seinem Ziel führte, genau gemerkt. Deshalb kam er auch jetzt ohne große Hilfe aus.
Vergessen hatte er auch nicht die Blicke der Männer, die ihn empfangen hatten. Sie waren düster gewesen, nicht einmal feindlichoder aggressiv, eher abschätzend und auch gleichgültig. Diese waren sich ihrer Stellung bewußt, sie sahen sich als unangreifbar an, und das wollte Suko jetzt herausfinden. Er konnte sich vorstellen, daß jeder von ihnen mit der Schwarzen Magie in Verbindung stand.
Und auch dieser Al-Acham, von dem Sukos Freund John angeblich so viel hielt.
Etwas fiel dem Chinesen besonders auf. Das war bei seiner Ankunft nicht gewesen.
Die Stille…
Okay, in einem Haus konnte es ruhig sein, aber doch nicht so still wie hier, denn der Chinese hörte überhaupt keine anderen Geräusche, nur die eigenen Schritte.
Die koptischen Ägypter hatten sich hier eine kleine Oase gebaut.
Dazu gehörte die Kirche, die Gruft, von der John berichtet hatte, und das Haus, durch das John schritt.
Kirche, Gruft und Haus mußten durch Gänge miteinander in Verbindung stehen. So daß Suko davon ausging, die anderen auch in der Kirche oder in der Gruft zu finden.
Noch schritt er durch einen langen Gang mit mahagonigetäfelten Wänden. Alles wirkte sehr vornehm, auch die kleinen Messinglampen, die auf ihren Gestellen rechtwinklig und nach oben weisend vorsprangen.
Eine große Doppeltür fiel Suko auf. Er hatte sie bei seiner Ankunft nicht gesehen, da sie genau an der gegenüberliegenden Seite lag.
Auf der Tür war ein koptisches Kreuz abgebildet. Es besaß sogar zwei Querbalken, der untere war kleiner als der obere, und das Kreuz erinnerte Suko in seiner Form eher an das aus der orthodoxen Lehre.
Als er wenige Schritte vor der Tür stoppte, fiel ihm der Geruch auf, der Ähnlichkeit mit ätzendem Schwefeldampf hatte. Und Suko sah, daß die feinen Rauchschwaden sich genau dort gebildet hatten, wo sich die Umrisse des Kreuzes befanden.
Da war etwas passiert. In der Tat hatte irgendeine gegensätzliche und feindliche Kraft an dem Kreuz manipuliert und es teilweise zerstört. Die Umrisse waren noch zu erkennen. Die Schutzfunktion schien ihm jedoch genommen worden zu sein.
Suko ging wieder zurück. Dabei schüttelte er den Kopf und nickte im nächsten Augenblick, denn er sah seinen Verdacht erhärtet. Noch kam er sich vor wie neben einem Mosaik stehend, in dem zahlreiche Steine fehlten, die er noch sammeln mußte, um sie anschließend zu einem vollständigen Bild zusammenzusetzen.
Wer hatte das Kreuz zerstört?
Waren die Dschinns bereits in dieses Refugium eingedrungen und hatten die Kontrolle übernommen. Wenn ja, mußte ihnen dies wirklich lautlos gelungen sein. Suko und John war jedenfalls nichts aufgefallen.
Der Inspektor rechnete damit, hinter der Tür den Kirchenraum zu finden. Er öffnete und sah seine Vermutung bestätigt. Es war der große Saal, in dem die Kopten ihre Messen abhielten, aber er war leer.
Ein
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