0371 - Karawane der Dschinns
kommen können, um wen es sich bei diese Gestalt tatsächlich handelte.
Sie gehörte eigentlich nicht in diese Gruft, sondern zu den anderen, den gefährlichen Dschinns.
Schließlich war sie es, die ebenfalls das Zwischenreich verlassen hatte und schon lange unter denen weilte, die sie haßte.
Jetzt hatte sie wieder ihre wahre Gestalt angenommen. Denn sie war Abu Ben Kolc!
In den vergangenen Minuten hatte sie ihre Runde gedreht und für grausame Überraschungen gesorgt. Wie es geschrieben stand, denn niemand durfte die Rache der Dschinns stören. Und auch das Kreuz mußte vernichtet werden. Beim ersten Versuch hatte es nicht geklappt. Beim zweitenmal durfte es nicht überleben, und gleichzeitig mußte ein gefährlicher Gegner mit ausgeschaltet werden.
John Sinclair!
Um den anderen, den Chinesen, würde sich jetzt Abu Ben Kolc kümmern. Dieser Mann hatte den Raum verlassen, das wußte die Gestalt genau.
Der Chinese sollte ihn auch nie wieder betreten. Und wenn, dann mit den Füßen zuerst.
Mit diesen mörderischen Gedanken machte er sich auf den Weg, um die Treppenstufen zu nehmen.
Als er die Hälfte hinter sich gelassen hatte, verschwand seine rechte Hand in einer Gewandfalte. Als sie wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein langes Krummschwert umklammert.
Auch dessen Klinge schimmerte golden.
Nur mit einem Unterschied zu den anderen Schwertern der Dschinns.
Sie war noch von einem dünnen Film aus Blut überzogen…
Wohl fühlte ich mich nicht gerade in meiner Haut und hätte Suko auch gern als Unterstützung bei mir gehabt, aber er war ja nicht zu belehren gewesen. So blieb mir nichts anderes übrig, als die Beschwörung selbst durchzuführen.
Ich wußte, daß ich mich damit auf ein gefährlich dünnes Stück Eis begab, aber ich sah einfach keine andere Möglichkeit, zu einem wirkungsvollen Erfolg zu gelangen.
Orientalische Magie!
Für mich war es ein Buch mit sieben Siegeln, denn ich konnte mich als einen Laien bezeichnen, was gerade diesen Teil der Magie anging. Damit hatte ich bisher wenig zu tun gehabt. Die Fälle konnte ich an einer Hand abzählen.
Noch einmal rutschte ich die beiden wichtigen Gegenstände zurecht. Mein Kreuz hatte einen ziemlich guten Kontakt zur Gemme bekommen. Das Henkelkreuz konnte ich nicht sehen. Es hatte ungefähr dort einen Kontakt gefunden, wo sich auch der Mittelpunkt der sich in den Schwanz beißenden Schlange befand.
Ich drückte die Seite des Buchs noch einmal fest. Ein Fehler durfte mir jetzt nicht unterlaufen. Das Buch lag direkt neben den beiden anderen Dingen.
Von Suko hatte ich weder etwas gehört noch gesehen. Auch die eigentlichen Bewohner dieses Hauses statteten mir keinen Besuch ab, so war die mich umgebende Ruhe schon als unnatürlich zu bezeichnen.
Ich begann mit der Beschwörung. Es fiel mir verdammt schwer, die Worte auszusprechen. Es war ja nicht allein mit dem Ablesen getan, wahrscheinlich mußte man bestimmte Buchstaben oder Silben auch stärker betonen oder leiser aussprechen.
Die arabische Sprache war schon kompliziert.
»Cheloganus akimanaja Hlacht et-wisanocho…« Himmel, das waren Worte, die ich noch nie gehört hatte. Ich kam mir selbst wie ein Fremder vor, so hatte meine eigene Stimme noch nie geklungen.
Aufgeben wollte ich trotzdem nicht. Aus diesem Grunde sprach ich auch weiter, bemühte mich. Jeder einzelne Buchstabe mußte fast von mir erarbeitet werden.
Ich geriet ins Schwitzen. Während ich laut las, schielte ich ab und zu auf mein Kreuz. Wie ein flacher Kuchen drang die Gnostische Gemme unter dem senkrechten Balken des Kreuzes zu beiden Seiten hervor. Ihre Oberfläche sah auch weiterhin graugrün aus. Kein Zeichen von Veränderung.
So bemühte ich mich weiter.
Schritt für Schritt, Wort für Wort geriet ich tiefer hinein in die magische Beschwörungsformel. Ich stellte fest, daß sich einige Worte wiederholten. Sie mußten eine besondere Bedeutung besitzen.
Je mehr ich las, um so sicherer wurde ich, auch wenn ich hin und wieder stockte.
Etwa die Hälfte der Beschwörungsformel hatte ich bereits gesprochen, als ich eine erste Reaktion spürte.
Weder die Gemme noch das Kreuz reagierten sichtbar, es geschah etwas anderes.
In dem großen Raum veränderte sich die Luft. Zwar konnte ich noch atmen, aber ich wurde einfach das Gefühl nicht los, eine gewisse Kälte zu spüren, die wie ein Hauch über meine Haut strich.
Sie erfaßte nicht allein mein Gesicht oder die Hände, auch der Rücken wurde nicht verschont. Das Frösteln
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