0373 - Blütenjagd im Niemandsland

Kopf, in dessen Gesicht drei knollige Nasen zu stehen schienen, denn so weit traten die prallen Backen mit dem platten Riecher in Konkurrenz. Der Mann arbeitete an einer Flachdruckpresse.
    Mit seinen plumpen Händen zog er ein großes Blatt aus der Presse und hielt es gegen das Licht. Ich konnte genau sehen, um was es sich handelte.
    Auf dem Schiff wurde das Falschgeld gedruckt, das uns so viel Kopfschmerzen bereitete!
    Der Fleischige legte den Bogen beiseite und griff zu einem Haufen Banknotenpapier, die die gleiche Form und Ausführung wie die Bogen aus der Papierfabrik in Baltimore hatten.
    Es gab keinen Zweifel. Von der Druckerei auf diesem Schiff wurde versucht, die Währung der Staaten durch falsche Dollarnoten auf echtem Papier zu erschüttern.
    ***
    Der Dicke stellte die Presse ab. Mit dem bedruckten Bogen in der Hand wechselte er zu seinem Kumpan hinüber.
    Er legte das Papier auf den Metteurtisch. Der Kleine hob den mächtigen Kopf und zeigte mir im Profil eine spitze Nase, die an einen Widerhaken erinnerte.
    Der Fleischige buddelte eine verschmierte Zigarettenpackung aus der Tasche und zündete ein Stäbchen an. Dabei sagte er: »Ich wundere mich, dass Sidney noch nicht hier war.«
    Ich konnte gut hören, was gesprochen wurde, da die Presse nicht mehr in Betrieb war.
    Die Spitzmaus lehnte sich auf dem Hocker zurück.
    »Etwas ist seltsam an dieser Sache. Meinst du nicht auch?«
    »Wieso?«
    »Sidney war erst vor ein paar Tagen hier, und jetzt taucht er schon wieder auf.«
    Der Dicke tat einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. »Big Boss wird seine Gründe dafür haben.«
    Da hörte ich den Namen dieses geheimnisvollen Mannes, der im Hintergrund herumgeisterte, wieder!
    Ich schaute nach rechts. Dort entdeckte ich das, was mir bisher entgangen war.
    An der Wand stand eine Reihe von Aquarien, in denen Skorpionfische herumschwammen. Auf dem sandigen Grund befanden sich grüne Orbizella-Korallen. Das waren also die Transportbehälter, in denen das Falschgeld in die Staaten eingeschleust wurde.
    Sie hielten mich also für Sidney Hillman, dachte ich. Darum waren sie so sorglos und hatten draußen nicht einmal Wachtposten auf gestellt. Mein Trick war gelungen.
    Als die beiden mir den Rücken zudrehten, griff ich ein.
    Mit einem Ruck riss ich die Tür auf. Sie quietschte leise in den Scharnieren. Die beiden schienen an das Geräusch gewöhnt zu sein und reagierten nicht darauf.
    Ich betrat die Druckerei und zog die Tür hinter mir zu. Halblaut sagte ich: »Nun hebt mal schön die Hände hoch, Kameraden!«
    »Lass die blöden Witze, Al«, antwortete die helle Stimme des Kleinen. Keiner drehte sich herum oder kam meiner Aufforderung nach.
    »Los!«, befahl ich hart.
    Da wandte der Dicke den Kopf und bekam Stielaugen. In Zeitlupentempo streckte er seine Arme hoch.
    Der Kleine war blitzschnell herumgeschnellt. Er sprang von seinem Sitz und hob die Arme.
    »Los, rüber mit euch an die Wand«, dirigierte ich die beiden Männer mit der Pistolenmündung. Sie stellten sich vor den Aquarien auf. Genau zwischen ihnen blieb ein schmaler Spalt, in dem Luftblasen in einem Glasbehälter wie Perlen hochstiegen.
    Der Kleine schaute bissig drein, während der Dicke noch immer seinen Mund nicht schließen konnte.
    »Wie kommst du hier herein?«, fragte der Kleine.
    »Durch die Tür.« Dabei streifte ich den Metteurtisch. Ich drehte die grelle Lampe herum. Der Strahl fiel den beiden genau ins Gesicht. Sie blinzelten wie junge Mäuse im Nest. Ich sah eine Druckplatte auf dem Tisch, mit der Zwanzig-Dollar-Noten hergestellt wurden. Sie war fast fertig.
    »Gute Arbeit, Moneymaker«, sagte ich und deutete auf das Klischee. Dabei ließ ich den beiden keine Chance, aus dem Lichtkegel herauszuschnellen. »Machst du das schon länger?«
    »Kein Kommentar«, zischte der Kleine wütend.
    »Na, lassen wir das erst einmal. Wer ist Big Boss?«
    Die beiden schwiegen.
    »Sind eure Stimmbänder gelähmt? Gebt Antwort!«
    »Wir kennen ihn nicht«, sagte der Moneymaker. »Niemand von uns hat ihn bisher gesehen. Big Boss hat kein Gesicht, nur eine Stimme. Wir wissen nicht, wer sich hinter dem Namen verbirgt.«
    »Das stimmt«, bekräftigte der Dicke eifrig.
    »Schieß ruhig, Gunner«, rief der Kleine. »Mehr als die Wahrheit können wir nicht sagen.«
    »Wir kennen nur Sidney«, mischte sich der Dicke wieder ein.
    »Sidney hat also die Blüten bei euch abgeholt und nach Baltimore gebracht?«, fragte ich.
    Sie schwiegen.
    Der Kleine meldete sich zu Wort.