0373 - Das Schiff der Bestien
dem anderen Schiff. Die Reling hatte er erreicht. Dort duckte er sich auch. Seine Blicke beobachteten das Ziel.
Es war in der Dunkelheit schwer, die Personen auszumachen. Sie befanden sich in dem als Restaurant eingerichteten Deckaufbau. Hin und wieder bemerkte Suko einen Schatten hinter dem Glas.
Es wurde auch gesprochen, das hörte der Chinese genau. Leider verstand er kein Wort, bis zu dem Augenblick, als eine der Frauen plötzlich durchdrehte.
Sie schrie.
Jetzt konnte Suko hören.
Sie wollte nicht sterben, sie kämpfte dagegen an, und Suko sah den Schatten, der sich löste und zum Sprung ansetzte.
Das konnte nur eine Bestie sein.
In diesem Moment dachte auch der Chinese nicht mehr an seine Sicherheit. Es galt nur noch, die Menschen zu retten…
***
Linda Long hatte lange genug durchgehalten. Dieses Schreien mußte einfach kommen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, mit welch einer Gnadenlosigkeit das Untier von Werwolf reagierte, denn die Bestie war viel schneller, als sie gedacht hatte.
Plötzlich war sie bei ihr.
Und sie schlug zu. Linda kippte zu Boden. Plötzlich drehte sich alles vor ihren Augen. Sie hörte außer ihrem Schrei auch noch die der anderen, und ihr Blickfeld wurde plötzlich von dem gewaltigenfallenden Körper des Werwolfs eingeengt.
Dann prallte er auf sie.
Zum erstenmal hatte die Frau einen so direkten Kontakt mit dem Untier. Sie nahm seinen gräßlichen Geruch wahr, und sie spürte die Pranken, die sich durch die Kleidung schlugen und auch ihre Haut zerfetzten. Dann sah sie die Zähne.
Schreien konnte sie nicht mehr.
Es war furchtbar. Der Werwolf kam seinem Trieb nach, und Linda Long starb vor den Augen der völlig entsetzten und entnervten anderen Geiseln.
Als die Bestie sich aufrichtete, wurde es für einen Moment still.
Zwischen ihren Pranken hing noch ein Stoffetzen. Aus dem Maul drang ein mörderisches Knurren, und die anderen beiden Bestien suchten sich bereits ihre Opfer aus.
Es war die Ruhe vor dem Sterben, die plötzlich unterbrochen wurde, denn ein dumpfer Laut war zu hören – und ein Schuß.
Nur der Lokführer hatte zufällig in die Richtung geschaut, aus der das Geräusch aufgeklungen war. Er hatte auch das Mündungsfeuer im Dunkeln leuchten sehen und erkannte dann, wie der mordgierige Werwolf zusammenzuckte und sich in seinem Gesicht etwas veränderte, da ihn die Kugel dort getroffen hatte.
Er taumelte zur Seite. Den Kopf drückte er in den. Nacken, das Maul war weit aufgerissen, und ein schauriges Heulen drang daraus hervor. Er heulte auch noch, als er schwer auf die Planken fiel und mit den Pranken wild um sich schlug.
Die beiden anderen Bestien hatten die Lage sofort richtig eingeschätzt und gedankenschnell die Stellung gewechselt. So war es Suko nicht möglich gewesen, auch die anderen beiden zu erwischen, da sie schon in einer Deckung lagen.
Er kam wie ein rächender Geist aus der Finsternis. Selbst die Geiseln wurden überrascht und rechneten damit, noch einen Werwolf zu sehen. Doch Suko beruhigte sie.
Sie hörten seine menschliche Stimme, die schreiend über das Deck hallte.
»Weg, verschwindet von hier! Und wenn ihr ins Wasser springt! Ihr müßt das Boot verlassen!« Während Suko die Befehle gab, drehte er sich im Kreis. Seine Augen blitzten, er hoffte nur, daß die anderen seine Forderung verstanden und sie auch so reagierten, wie er es für richtig hielt.
Ja, sie verschwanden.
Es war der Lokführer, der die Nerven behalten hatte. Morton Gamber packte die zweite Frau, riß sie einfach mit sich, wobei es ihm egal war, daß sie einen Schuh verlor und mit dem bestrumpften Fuß über die rauhen Decksplanken schleifte.
Gemeinsam mit ihr sprang er auf den Weg. Suko hörte sie wegrennen, und endlich kam auch Bewegung in die anderen Personen.
Sie nahmen den gleichen Weg. Suko lief noch ein kurzes Stück hinter ihnen her, bis er sicher sein konnte, daß auch sie ohne Schwierigkeiten auf dem Steg gelandet waren.
Dann ging er zurück.
Und er stoppte plötzlich, als wäre er vor eine Mauer gelaufen. Die schwarzhaarige Frau sah er vor sich liegen.
Sie war tot.
Zu einem Werwolf würde sie nicht mehr werden, diese Bestie hatte einfach zu hart zugebissen und sie schrecklich zugerichtet.
Suko ballte die freie linke Hand. Er war zu spät gekommen, das hatte er eingesehen, aber er würde sich die beiden Bestien holen, das war so sicher wie der Schnee im letzten Winter.
Auf der Stelle drehte er sich.
Vom Kai her wehten noch die Stimmen der
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