0373 - Das Schiff der Bestien
lag. Zum Glück dauerte die Fahrt nicht zu lange, sonst wäre er da oben tatsächlich noch festgeklebt.
Er hatte sich nicht gerührt und nur beobachtet. Zum Glück brannten auf dem Kai die Laternen, so daß er die auf das Schiff zulaufenden Menschen erkennen konnte.
Gegen die Dunkelheit und manchmal auch im helleren Kreis der Lichtinseln hoben sich ihre Konturen hin und wieder scharf ab. Jede Bewegung konnte der Chinese verfolgen, und er erkannte auch darinihre Angst, die sie umklammert hielt.
Sie schritten dahin wie zu ihrer eigenen Hinrichtung.
Suko schüttelte sich, als er daran dachte. Er spürte in seinem Magen den Klumpen. Um John Sinclair machte er sich keine großen Sorgen, der war bewaffnet, konnte sein Leben verteidigen, nur mußte man sich fragen, ob es ihm auch gelang, die anderen zu retten.
Das stand in den Sternen.
Suko wartete nicht so lange, bis die Gruppe den Steg erreicht hatte, sondern löste sich vorher aus seiner unbequemen Lage. Er war froh, sich wieder bewegen zu können.
Bevor er seinen luftigen Beobachtungsplatz verließ, hatte er gesehen, welches der Schiffe sich die Bestien als Ziel ausgesucht hatten.
Es war das zweitletzte von rechts.
Das genau würde auch Sukos Ziel sein.
Der Inspektor winkelte die Beine an. Das gleiche geschah mit den Armen. Er spürte die Steifheit, die die Kälte mitgebracht hatte. Diese Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt konnten einem Menschen schon zu schaffen machen.
Er rutschte bis an den Rand des Wagendachs. Dort blieb er für einen Moment liegen, schaute nach unten, drehte sich, so daß er mit den Füßen zuerst gegen den Boden zeigte und sprang.
Er hatte sich noch Schwung gegeben, da er nicht auf einer Bahnschwelle oder Schotter landen wollte, wo er sich möglicherweise noch seinen Fuß verstauchte.
Der Chinese kam gut auf.
Sofort lief er wieder hinter den Zug, wo er mit dem Schatten verschmolz. Nein, die anderen hatten ihn nicht gesehen. Statt dessen sah er sie. Das Schiff hatten sie schon erreicht. Der Reihe nach stiegen sie an Bord.
Suko wartete so lange, bis alle verschwunden waren. Erst dann begab er sich an die Verfolgung.
Sein erstes Ziel war klar. Es mußte ihm einfach gelingen, die Geiseln von Bord zu bekommen. Und wenn sie in das kalte Wasser sprangen. Es war ja nur für einen Moment und zudem in Ufernähe.
Das Deck lag zum Teil auch frei. Dementsprechend gestaltete sich auch die Aussicht von Bord bis hin zum Kai.
Freie Sicht!
Für Suko war es ein Risiko, diese Strecke zu überqueren. Etwas anderes blieb ihm leider nicht übrig.
So schnell wie möglich huschte er über die glatte Fläche. Er vermied auch die Lichtinseln der Lampen, wurde selbst zu einem Schatten und erreichte schon bald den Rand des Kais, wo der Steg begann.
Jetzt wurde es kritisch.
Natürlich hatte es Suko sehr eilig. Er wollte aber nicht früher auffallen als unbedingt nötig, und so hatte er sich blitzschnell für einen anderen Plan entschlossen.
Nicht auf dem normalen Weg wollte er an Deck des Schiffes gelangen, er wollte einen anderen, den etwas schwierigeren nehmen.
Suko mußte über die anderen Schiffe sich dem Ziel nähern.
Zwei ließ er dabei zwischen sich und dem Boot, auf dem sich alle befanden.
Er bewegte sich auf Zehenspitzen und kletterte auf den ersten Kahn. Stille umhüllte ihn. Ebenso leise wie vorhin schlich er weiter.
Die Aufbauten nahm er als Deckung, sprang auf das zweite Schiff und wurde noch vorsichtiger, da er sich jetzt auf dem bewegte, das direkt neben dem Ziel lag.
Es war größer als das andere. Auf dem Schiff gab es mehrere Kabinen.
Entsprechende Pfeile wiesen darauf hin. Suko schlich über das Deck in seiner Breitseite. Er hatte die Augen wegen der herrschenden Dunkelheit weit geöffnet. Noch nahmen ihm die Aufbauten den größten Teil der Sicht, denn weder die Werwölfe noch ihre Geiseln waren zu entdecken.
Der Wind strich gegen ihn, wühlte die Haare hoch. Er hörte das Klatschen des Wassers, das typische Rauschen der Themse und sah auch die blitzenden Reflexe auf der dunklen Oberfläche.
Vertraute, nächtliche Flußgeräusche. Noch schlief der Verkehr der Millionenstadt. Nicht mehr lange, dann fuhren die ersten Wagen, auch auf dem Strom würde das Leben erwachen.
Bis dahin mußte alles erledigt sein.
Und viel Zeit blieb dem Chinesen nicht.
Damit die beiden Schiffe nicht außenbords gegeneinander scheuerten, befanden sich zwischen den Bordwänden dicke Reifen, die jeden Stoß dämpften.
Noch befand sich Suko auf
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