0375 - Bluthand aus dem Jenseits
Suko auf dem Boden liegen. Der Wagen war von mehreren Geschossen getroffen worden und sah dementsprechend aus. Ein Teil der Deichsel sah aus wie abgehackt. Überall lagen die Splitter verteilt. Sogar ein Rad hatten die Kugeln zerstört.
Und jetzt diese unnatürliche Ruhe!
Das begriff Suko nicht.
Nachdem einige Sekunden verlaufen waren und Suko noch immer in dieser provisorischen Deckung lag, wollte er sehen, was sich weiterhin abspielte. Deshalb drückte er seinen Oberkörper vorsichtig in die Höhe, denn er wollte über den Rand des Wagens hinwegpeilen.
Die MPi hatte er gekantet. Der Lauf zeigte in den grünlichen Himmel, dennoch war Suko bereit, sie sofort wieder zu senken, um blitzschnell feuern zu können.
Der Tote war fast in den Druidenstern gefallen. An seinem Rand lag der verkrümmte Körper.
Und im Stern tat sich etwas.
Die Strahlen der vier Wächter zielten dabei nach wie vor in vier verschiedene Richtungen und hatten auch Gestalten erfasst.
Ebenfalls vier Wächter!
Männer in Grau, die in der Luft schwebten und sich nicht rührten.
Doch die wahren Dinge spielten sich innerhalb des Druidensterns ab.
Dort wölkte zunächst grünweißer Rauch hervor, verteilte sich über der Zeichnung und war eigentlich nicht mehr als ein Deckmantel für eine Gestalt, die aus der Erde und inmitten des Zentrums dieses geheimnisvollen Druidensterns stieg.
Suko wollte seinen Augen kaum trauen, denn er kannte die Gestalt. Er hatte sie schon gesehen. Zusammen mit seinem Freund John Sinclair, als sie auf der Fahrt nach Cockway pausierten.
Es war der Flötenspieler!
***
Suko wusste nicht, dass er der rote Ryan genannt wurde, doch verändert hatte er sich nicht. Nach wie vor trug er die bunte Kleidung, auch den Schlapphut. Es sah so aus, als würde er von unten geschoben und immer höher gedrückt, bis auch seine Füße zu sehen waren und er inmitten der beiden Dreiecke stehen blieb.
Wie ein Denkmal wirkte er in diesen Augenblicken. Wieder war von seinem Gesicht kaum etwas zu sehen. Dafür winkelte er die Hand an, hob sie gleichzeitig hoch und setzte das Mundstück der geheimnisvollen Flöte an seine Lippen.
Er spielte.
Selbst Suko ließ sich von dieser Melodie anmachen oder faszinieren. Der Inspektor blieb nicht mehr hinter seiner provisorischen Deckung, er schraubte seinen Oberkörper in die Höhe, schaute nach vorn und richtete seinen Blick auf den Flötenspieler.
Die Melodien, durchsetzt mit für menschliche Ohren fremd wirkenden Tönen, schwangen über die ruhige Straße und schienen von der Weite und den Geheimnissen des Landes Aibon zu berichten.
Mal traurig, dann wieder für einen Moment fröhlich und an das Singen der Vögel erinnernd, bis sie in diese tiefen Lagen gerieten und in einer schwermütigen Melodie endeten.
Es war ein fremdartiges, gleichzeitig auch phantastisches Spiel, das alle in seinen Bann zog.
Suko bekam mit, wie sich der geheimnisvolle Flötenspieler in Bewegung setzte. Er ging nicht auf ihn zu, wandte dem Chinesen den Rücken zu und marschierte mit einer stechschrittartigen Bewegung dorthin, wo die Bluthand stand und auch die vier Männer in Grau mit ihren strahlenden Steinen warteten.
Selbst die in den Fenstern lauernden Terroristen ließen sich von diesem Spiel faszinieren und hatten ihre Waffen vergessen.
War es eine Melodie des Friedens? War dieser geheimnisvolle Flötenspieler ein Wesen, das nur Frieden wollte? Suko konnte sich dies nicht so recht vorstellen, schließlich hatte sie dieses Wesen in höchste Lebensgefahr gebracht, nun aber sah es so aus, als sollte alles ganz anders werden.
Der Flötenspieler ging die Straße hinauf. Sein Ziel konnte nur noch die Hand sein oder die vier Wächter, die auf der fahrbaren Unterlage standen.
Suko dachte wieder an seine beiden Freunde. Von Miriam und John sah er nichts, weil sich die Hand bereits so weit gesenkt hatte, dass sie mit ihren Fingern die Unterlage berührte.
Der Inspektor schüttelte den Kopf. Er dachte daran, aus welch einem Grund er all die Schwierigkeiten auf sich genommen hatte.
Allein um John und Miriam zu befreien.
Das musste er nachholen.
Suko schlug einen Bogen. Er sah zu, dass er im Schatten der Hauswände blieb, und folgte dem Flötenspieler parallel. So lautlos wie möglich setzte er seine Schritte. Er wurde auch nicht mehr beschossen, denn auch die letzten drei Terroristen hatten sich dem Bann der fremdartigen Melodie nicht entziehen können.
Nach wenigen Schritten erhöhte Suko die Geschwindigkeit. Er
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