0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago
Polster, warf einen Blick in den Fond und griff verstohlen in den Jackenausschnitt.
Joe schwang sich hinter das Steuer, drehte den Zündschlüssel herum und fuhr los.
***
Nachdem ich einen neuen Anzug erworben hatte, ließ ich mich ins Hotel Atlantis fahren.
Der Portier reichte mir den Schlüssel. Ich stiefelte die Treppen hinauf, schloss auf, trat ins Zimmer und schloss von innen wieder ab. Dann streifte ich blitzschnell Schuhe und Anzug ab und warf mich aufs Bett.
Ich suggerierte mich in einen erholsamen Fünf-Minuten-Tief schlaf, wachte auch prompt danach wieder auf, und holte meine Morgentoilette nach.
Eine halbe Stunde später stand ich in der Hotelhalle vor dem Portier, reichte ihm meinen Schlüssel und betrachtete mich in der Spiegelwand, die sich gegenüber der Portiersloge befand. Der Anzug stand mir ausgezeichnet.
Der Portier warf mir einen verstohlenen Blick zu und griff hastig zum Telefon. Er drehte mir den Rücken zu, während er in den Hörer sprach.
Hatten die Burschen mein Verschwinden bemerkt, und versuchten sie nun, mich einzufangen?
Ich war ohne Pistole. An ihrer Stelle steckte die Minifilmkamera in der linken Innentasche.
Ich stellte mir das verdutzte Gesicht von Joe, dem Gorilla vor, wenn er mich im Astoria aufkreuzen sah. Ich würde die Gelegenheit nicht versäumen, diese Überraschung abzulichten. Da das Telefon in der Portiersloge besetzt war, verzichtete ich darauf, mir ein Taxi zu bestellen und verließ das Hotel.
Es war ein schwüler Morgen. Das Viertel sah bei Tag verwahrlost aus. Ich trabte bis zur nächsten Straßenecke und stellte mich an den Bordstein. Nach wenigen Minuten stoppte ein Yellow Cab.
Ich öffnete die rechte hintere Wagentür und stieg ein.
»Zum Astoria Hotel«, murmelte ich. Der Fahrer nickte und gab Gas. Ich warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. Im Augenblick musste die Trauungszeremonie auf dem Standesamt stattfinden.
Mein Fahrer zeigte keine sonderliche Eile. Ich wollte vor dem Hotel die Ankunft des jungen Paares filmen und dann erst im Astoria untertauchen.
Mein Plan funktionierte ausgezeichnet. Der Gehweg vor dem Astoria war von Cops gesperrt, die die heranfahrenden Wagen auf die gegenüberliegende Straßenseite dirigierten.
Ich las am Taxameter meinen Fahrpreis ab, schlug fünfzehn Prozent darauf, schob dem Mann die Dollarnote auf den Sitz und stieg aus.
Ich nutzte die Zeit und schob mich in Richtung Haupteingang, wo sich ein Heer von Fotoreportern breitmachte.
Ich wartete genau seit drei Minuten, als die Hochzeitsgesellschaft in drei Wagen anrollte: in einem schwarzen Studebaker, in einem himbeerfarbenen Buick und in einem cremefarbenen Maserati-Achtzylinder.
In der Tasche machte ich meine Filmkamera schussbereit. Als ich sie herauszog, surrte das Laufwerk bereits. Ich reckte meine Hand in die Höhe und gab die Linse frei.
Es war ein Empfang wie beim Besuch eines afrikanischen Ex-Königs.
Ein roter Teppich führte von der Straße bis zum Hoteleingang. Direkt vor meiner Nase baute sich ein baumlanger Cop auf. Ich rückte zur Seite und erlebte den Einmarsch der Festgesellschaft. Jeff Chandler trottete voran. Hinter ihm die vier Wächter, mit denen ich in der vergangenen Nacht Bekanntschaft gemacht hatte. Meine Kamera surrte.
***
Als Hurrican das Portal erreichte, stieg das Brautpaar aus dem Wagen. Die Schleppe von Susan Pearls reichte aus, die ganze Straßenbreite zu überdecken.
Terry strahlte in die Kamera und winkte wie beim Abflug auf einem Airport. Der blonde Playboy beugte sich zu seiner Braut, und legte ihre Hand auf seinen Smokingärmel.
Das Paar stolzierte in die Hotelhalle.
Hinter dem Brautpaar drängten die Gäste ins Astoria, die auf dem Standesamt dabei gewesen waren. Meine Kamera 42 mit Weitwinkelobjektiv arbeitete ununterbrochen, denn so schnell gab es nicht wieder eine Gelegenheit, die Spitzen der Unterwelt auf einen Film zu kriegen. Unser Zentralarchiv in Washington brauchte die Aufnahmen, um die Fotos auf den Dreierstreifen auf den neuesten Stand zu bringen.
Ich ließ den Strom an mir vorbeiziehen. Auch Mr. Pone steckte mittendrin.
Das große Polizeiaufgebot war notwendig, um unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden.
Ein dichter Riegel von Cops in Paradeuniformen schloss hinter uns den Eingang hermetisch ab.
Im Hotel befanden sich drei weitere Sperren, die zu passieren waren. Am dritten Eingang stand Joe, der Gorilla. Ich trabte auf ihn zu und hielt ihm meine Karte unter die Nase.
Die Augen des Gangsters
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