0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago
auf.
Die Saaltüren wurden aufgestoßen. Zwei Männer mit phosphoreszierenden Gesichtsmasken standen auf der Schwelle. Ihre Maschinenpistolen wurden gespenstisch beleuchtet. Einer von ihnen riss ein Mikrofon an den Mund und brüllte: »Keiner verlässt seinen Platz. Eine falsche Bewegung, und es knallt. Jeder legt seine Geldbörse und den Schmuck vor sich auf den Platz. Ich zähle bis drei. Dann beginnen wir mit dem Einkassieren.«
Der Bursche zählte. Ein Raunen entstand an den Tischen. Ich lächelte amüsiert und versuchte die Gefühle der G-men nachzuempfinden, die im Saal verstreut waren. Handelte es sich tatsächlich nur um ein Spiel? Oder war es einer der raffiniertesten Gaunertricks, die Jeff Chandler ausgeheckt hatte?
Hinter den beiden ersten Gangstern tauchten zwei weitere auf, mit leuchtenden Gesichtsmasken und angestrahlter Tommy Gun.
Die Burschen bewegten sich tatsächlich in Zeitlupe auf die Tische zu. Ich rutschte von meinem Hocker herunter und starrte auf die leuchtenden Figuren, deren Beine jetzt gegen die Stühle stießen.
Die Tür zur Sektbar war so groß, dass ich gut die Hälfte des Saales überblicken konnte. Plötzlich schrie ein Girl am Tisch des Brautpaares hysterisch auf: »Er hat mein Collier gestohlen!«
Mit einem Schlag war im Saal die Hölle los, Stühle wurden umgeworfen. Ich schnellte vor und wollte die Burschen unschädlich machen, die gut zu erkennen waren.
***
Als ich die Tür zum Saal erreichte, spannten sich zwei Arme von hinten um meine Brust. Eine Hand presste sich auf meinen Mund. Ich wurde in die Luft gehoben. Jemand schnappte meine Beine. Ich verhielt mich für den Bruchteil einer Sekunde ruhig. Dann zog ich das linke Bein an. Mein Schuh fiel zu Boden. Ich zog das rechte an, kam aber nicht frei. Die Burschen besaßen Bärenkräfte.
Sie schleppten mich quer durch den Saal, durch eine niedrige Tür in einen winzigen Nebenraum. Als die Tür hinter uns zuschlug, flammte das Licht auf. Aus dem Saal erklang ein befreiendes Lachen und ein tobender Beifall.
In meiner Begleitung befanden sich drei Gangster. Im Lichtkegel der Deckenlampe erkannte ich die Burschen von gestern Abend wieder. Sie wuchteten mich auf eine ausgediente Couch. In Johns Faüst klebte eine schwere Pistole, die sich genau auf meine Nase richtete. »Diesmal hast du keine Chancen!«, knurrte John.
»Well, ihr habt Ausdauer, das muss man euch bestätigen«, gab ich zu und lächelte frech, »ich an eurer Stelle hätte schon längst den Mut verloren.«
»Ich gebe es nie auf«, röhrte eine Stimme hinter mir. Ich federte hoch. In der Tür standen Jeff Chandler und Joe, der Gorilla. John warf mich auf die Couch zurück.
Wenn ich meine Chancen nach den wütenden Gesichtern der beiden Gangster ausrechnen sollte, besaß ich nicht die geringste Hoffnung.
Das Zimmer war mit einem ausgedienten Tisch, einigen Stühlen und der alten Couch, auf der ich hockte, ausgestattet.
Hurrican gab dem Burschen einen Wink. Die Burschen tasteten sämtliche Taschen ab und zogen die Kamera aus meiner Jacke.
Als die Burschen meine Taschen gefilzt hatten, packten sie mich auf einen Stuhl, fesselten meine Hände auf dem Rücken und legten nagelneue Handschellen um meine Füße.
Jeff Chandler und Joe ließen sich auf brüchige Stühle krachen. Zwischen uns befand sich der ausrangierte Tisch.
»Das Spiel ist vorbei, G-man«, zischte Jeff Chandler und beugte sich vor.
»Darf ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, Hurrican? Mein Name ist Alan Holl, Vertreter einer Maschinenfabrik in New York«, sagte ich ruhig.
»Shut up«, knurrte der Bursche, holte ein Foto aus der Brieftasche und schob es mir über den Tisch.
Verdammt. Das war ein Bild von mir. Darunter standen mein Name und meine FBI-Nummer.
»Ich muss sagen, ihr arbeitet bald so schnell wie mein Verein«, sagte ich und zog jedes Wort in die Länge, um mich an die veränderte Situation zu gewöhnen.
Jeff Chandler sonnte sich in seinem Erfolg.
»Wir haben es nicht erst von euch gelernt«, zischte er, »ich besaß schon in den dreißiger Jahren ein ausgezeichnetes Bildarchiv über die gefährlichsten Schnüffler.«
»Die Zeiten haben sich geändert, Jeff Chandler, zu deinem Nachteil natürlich.«
»Ich bin mein eigener Herr. Ich habe Bucks genug, um mich zur Ruhe zu setzen.«
Hurrican beugte sich vor und fuhr fort.
»Ich schwimme im Geld, G-man. Ich könnte mir mit Bucks die Villa tapezieren lassen.«
»Aber deine Gorillas waren um das Geld sehr verlegen, Jeff
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