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0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

Titel: 0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
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und stopfte sie mit Zeitungspapier aus. Dann sperrte ich das kleine Schloss ab.
    Mitten in der Arbeit klingelte das Telefon.
    »Haben Sie einen zweiten Hörer?«, fragte ich schnell.
    Wie ein verängstigtes Kaninchen starrte Clymer auf den schwarzen Kasten. Mechanisch zeigte er mit dem Daumen auf eine Tür.
    Ich raste ins Nebenzimmer. Dort stand neben einer Couch ein zweiter Apparat.
    »Nehmen Sie ab«, rief ich. Dann wartete ich ein paar Sekunden. Fast gleichzeitig mit Clymer hob ich den anderen Hörer hoch.
    »Hallo«, sagte Clymer gepresst.
    Unheimliches Schweigen. Ich hörte nur, wie jemand heftig atmete. Dann zeigte mir ein Klicken in der Leitung, dass der Anrufer wieder eingehängt hatte.
    Langsam legte ich den Hörer wieder auf. Als ich in das Arbeitszimmer zurückkam, stand Sid Clymer schweißgebadet da.
    »Das war er«, flüsterte er heiser. Seine Hand krampfte sich noch immer um den schwarzen Kunststoffgriff.
    »Alte Masche«, sagte ich. »Einschüchterung. Er will Sie fertig machen.«
    Ich nahm ihm den Hörer ab und unterbrach die Verbindung. Dann legte ich den Hörer auf den Tisch, sodass jeder Anrufer jetzt das Besetztzeichen hörte. Dasselbe machte ich mit dem Nebenapparat.
    »Jetzt kann er wählen, bis die Scheibe heiß wird«, knurrte ich.
    ***
    Dann inspizierte ich gründlich das Haus und den Garten. Obwohl eine ganze Kompanie Platz gehabt hätte, wohnte Clymer allein in dem Palast.
    Hinter dem Doppeltor der Garage fand ich einen bonbonfarbenen Cadillac und einen Kombiwagen. Beide Fahrzeuge sahen etwas verwahrlost aus.
    Die Fenster des Hauses bestanden aus bruchfestem Sicherheitsglas. Zusätzlich hatte sich Clymer überall elektrische Alarmanlagen einbauen lassen.
    Der einzig wunde Punkt in dieser Festung war die Garage. Sie besaß nur ein einfaches Fenster, und eine Tür ohne Sicherheitsschloss führte ins Haus.
    Als ich meinen Rundgang beendet hatte, verließ ich den Garten. Hundert Schritt weiter parkte mein Jaguar.
    Ich klemmte mich hinter das Steuerrad und schaltete das Funkgerät ein. Als ich die Frequenz auf Phils Funkgerät eingestellt hatte, nannte ich das vereinbartem Kennwort.
    Das Rauschen war lauter als Phils Antwort. Ich legte das Ohr dicht an den Lautsprecher, konnte aber nichts verstehen.
    Schließlich gab ich Phil Bescheid, dass Clymer in einer halben Stunde mit einem Cadillac Vorfahren würde. Dann ging ich zurück.
    Sid Clymer hatte jede Initiative verloren. Er zitterte wie Espenlaub und versprach, jede Anweisung zu befolgen. Ich hatte den Stadtplan genau studiert, deshalb konnte ich Clymer allein fahren lassen und einen anderen Weg einschlagen.
    Über einen kürzeren Weg gelangte ich zehn Minuten vor zwölf in die Nähe des Verstecks. Ich ließ den Jaguar in einem Hohlweg stehen, der von keiner Seite einzusehen war. Bevor ich den Wagen verließ, rief ich Phil erneut an. Diesmal konnte ich ihn gut verstehen.
    »Nichts bisher«, brummte er. »Kein Mensch weit und breit zu sehen. Wo bist du denn?«
    Ich erklärte es ihm. »In sechs Minuten ist Clymer da. Er wird mit der Tasche in der Hand vor dem Häuschen warten.«
    Ich ließ das Gerät auf Empfang stehen, kroch den kleinen Abhang empor und beobachtete die Bahnlinie, die nur wenige Yards von mir entfernt lag.
    Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, ging ich zum Wagen zurück. Gespannt wartete ich auf die nächsten Ereignisse.
    In der Ferne hörte ich einen Automotor. Das musste Clymer sein!
    Langsam sprang der Sekundenzeiger weiter. Jetzt musste Clymer anhalten. Drei Schritt vor dem Wagen sollte er auf dem holprigen Feldweg stehen bleiben.
    Nur das Rauschen tönte gleichmäßig aus dem Lautsprecher. Dann mischte sich ein Brummen ein, das immer lauter wurde.
    Der Zug nach Plainfield näherte sich. Wenn unsere Überlegungen richtig waren, würde bald die Entscheidung fallen.
    Endlich war es soweit. Das Rattern der Räder wurde immer leiser. Plötzlich knackte es im Funkgerät. Gebannt lauschte ich.
    »Clymer ist ein Stück zurückgelaufen«, sagte Phil gedämpft und hastig. »Jetzt bückt er sich und hebt etwas auf. Es muss ein Zetter sein. Er packt die Aktentasche und rennt den Bahndamm entlang. Soll ich hinterher?«
    »Los«, rief ich und startete den Motor. Der Jaguar schoss vorwärts und fuhr auf das Wärterhäuschen zu. Mit Vollgas rumpelte ich im ersten Gang durch die Schlaglöcher. Dann sah ich die beiden laufenden Gestalten sich entfernen.
    Phil hetzte etwa dreißig Schritt hinter Clymer her.

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