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0379 - In der Feuerfalle

0379 - In der Feuerfalle

Titel: 0379 - In der Feuerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aufgesetzt. Bequem zurückgelehnt saß er in einem Polstersessel, die Beine übereinandergeschlagen. Sie hatten es sich zu viert in einer Art Besuchszimmer gemütlich gemacht. Wobei von Gemütlichkeit für Zamorras Empfindungen nicht viel zu spüren war - sicher, die Einrichtung des Zimmers war bequem, aber sie trug zweifellos Sid Amos’ persönliche Handschrift. Irgendwie hatte Zamorra den Eindruck, das Zimmer sei höllisch eingerichtet. Die Räume, in denen Merlin Besucher zu empfangen pflegte, hatten da einen ganz anderen Eindruck gemacht.
    »Ihr seid bestimmt nicht nur für einen Freundschaftsbesuch gekommen«, sagte Amos. »Was ist passiert?«
    Zamorra berichtete von der Entführung.
    Er sah, wie Wang Lee die Fäuste ballte. Der Mongole verspannte sich. Zorn kochte in ihm auf. Wenn es um Ling aus der Familie der Su ging, verstand er keinen Spaß!
    »Du warst närrisch, Zamorra«, stieß er hervor. »Sie schutzlos hierher zu schicken. Du hättest damit rechnen müssen, daß eine Entführung stattfand!«
    »Schutzlos war Ling doch nicht. Nicole war bei ihr«, versuchte Zamorra ihn zu beruhigen. »Ich frage mich ohnhin, woher die Entführer wußten, daß die beiden Frauen hierher unterwegs waren. Da muß irgendwo eine undichte Stelle sein. Wir haben zu niemandem darüber gesprochen; wir hatten ja auch absolut keinen Grund dafür.«
    »Trotzdem«, fauchte Wang. »Nicole ist eine Frau, Zamorra! Du hättest Ling selbst hierher geleiten sollen. Das wäre besser gewesen…«
    »Ereifere dich nicht«, versuchte Amos ihn zu bremsen. »Das nützt ja doch nichts. Wir müssen zunächst davon ausgehen, daß genau das geschehen ist, was vermieden werden sollte: Ling ist in Unrechte Hände gefallen, und Wang kann über sie erpreßt werden. Wie kommen nun wir ins Spiel, Zamorra? Willst du, daß Wang sich an der Befreiungsaktion beteiligt?«
    Zamorra und Tendyke sahen sich an. »Wenn er bereit ist, sich unterzuordnen und keine blindwütigen Alleingänge zu unternehmen… wir werden sehr sorgfältig planen müssen. Wir müssen kühlen Kopf bewahren. Der kleinste Fehler kann zum Tod einer der beiden oder beider Frauen führen«, sagte Zamorra. »Übrigens, mein lieber Lee, nicht nur dein Mädchen wurde entführt, sondern auch meine Partnerin. Das sollte dir klar machen, daß ich ebenso betroffen bin wie du.«
    Der Mongole nickte stumm.
    »Wie ist es - bist du einverstanden? Ich führe das Kommando…«
    »Ich verspreche nichts«, sagte Wang Lee rauh.
    »Dann machen wir es ohne dich. Wir brauchen einen zuverlässigen Partner oder keinen. Amos, dich bitte ich darum festzustellen, ob du die beiden Mädchen irgendwo aufspüren kannst. Du hast doch die Möglichkeiten dazu, von hier aus… die Bildkugel im Saal des Wissens…«
    »Die existiert nicht mehr. Ich habe meine eigenen Methoden«, sagte Amos. »Ich versuche es. Habt ihr einen Anhaltspunkt für mich?«
    »Wir wissen nur, wo die beiden zuletzt gesehen wurden. Am Flughafenparkplatz in London, Heathrow Airport.«
    Amos nickte. »Gut, ich versuche es«, sagte er. »Aber ihr werdet Geduld haben müssen. Es ist nicht einfach.«
    Fasziniert sahen die beiden Besucher zu, wie Sid Amos sinnend die rechte Hand hob und mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger ein imaginäres Dreieck aufspannte. In diesem Dreieck begann es zu flimmern.
    Zamorra schürzte die Lippen. Nicole hatte ihm von Amos’ Methode des »Sehens« berichtet. Er hatte es ihr damals vorgeführt, als sie Su Ling aus der Gewalt einer Hexe befreien sollte [1] Aber Zamorra erlebte diesen Vorgang jetzt zum ersten Mal.
    Obgleich Amos der Hölle den Rücken gekehrt hatte, hatte er doch etliche seiner Fähigkeiten behalten.
    Unter anderem auch die seiner linken Hand. Die war künstlich und von dem Schwarzzauberer Amun-Re angefertigt worden, nachdem Nicole Asmodis in den Felsen von Ash’Naduur mit dem Schwert Gwaiyur die linke Hand abgeschlagen hatte. Amos konnte diese künstliche Hand nach wie vor einen Gedanken weit von sich schleudern und für sich handeln lassen.
    Hier aber setzte er seine rechte, die originale Hand ein.
    Es entstand ein verwaschenes, nebulöses Bild, ähnlich dem Vorgang, wenn Zamorra mit seinem Amulett versuchte, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
    Amos’ Augen waren weit geöffnet. Ein düsteres Feuer glomm in den Pupillen. Zamorra glaubte, den Hauch starker Magie zu spüren, die der einstige Fürst der Finsternis einsetzte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Tendyke förmlich in sich zusammenkroch. Der

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