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038 - Das zweite Leben des Mortimer K.

038 - Das zweite Leben des Mortimer K.

Titel: 038 - Das zweite Leben des Mortimer K. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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drehte.
    »Ein elektronisches Auge«, sagte ich zu Mr. Silver. »Kannst du dagegen etwas unternehmen?«
    Der Hüne kniff die perlmuttfarbenen Augen zusammen.
    »Du darfst das Überwachungssystem auf keinen Fall zerstören«, sagte ich zu meinem Freund, »denn das würde sie mißtrauisch machen. Auf jeden Fall würde jemand kommen, um hier oben nach dem Rechten zu sehen.«
    »Ich könnte eine Art Foto vor die Linse hängen«, sagte der Ex-Dämon.
    »Wie meinst du das?« wollte ich wissen.
    »Nun, was man jetzt auf dem Monitor sieht, würde man dann weiterhin sehen, aber das Bild wäre starr, und dahinter könnten wir unbemerkt agieren.«
    Ich schlug dem Hünen grinsend auf die Schulter. »Endlich setzt du deine Magie mal zielführend ein. Für gewöhnlich dient sie dir ja nur dazu, um zu schummeln, wenn du mit mir spielst.«
    Der Ex-Dämon konzentrierte sich auf die Kamera. Er nahm mit seiner übernatürlichen Kraft Einfluß auf die Elektronik und schaffte es, selbst sie, die normalerweise Unbestechliche, zu täuschen.
    Zwei Minuten hielt uns das nur auf.
    Danach sagte der Hüne: »Wir können gehen. Die Kamera kann uns nicht erfassen.«
    ***
    Noel Bannister kämpfte gegen das Würgen in seinem Hals an. Er erkannte Paul Poone kaum wieder, den Freund und Kollegen, mit dem er die fünf Erdteile unsicher gemacht hatte.
    »O Gott«, stöhnte Bannister. »Was haben sie mit dir gemacht, Paul?«
    Poone lag seitlich auf dem Boden. Der Wurmkiller, jetzt selbst tot, hielt ihn mit beiden Armen umschlungen.
    Scheußlich.
    Bannister hatte im Laufe seines Lebens vom Schicksal schon viele Scheußlichkeiten geboten bekommen, aber diese da stellte alles in den Schatten. Er hatte geglaubt, im Laufe der Zeit hart geworden zu sein. Er hatte gedacht, daß ihn so gut wie nichts mehr erschüttern konnte, doch das war ein Irrtum, das wurde ihm in diesem Augenblick klar.
    Er mußte sich setzen und zündete sich eine Zigarette an, um diesen Horror verdauen zu können.
    »Eigentlich waren wir zwei Einzelgänger«, sagte er zu dem Toten, als könnte dieser ihn noch hören. »Du schlugst deinen Weg ein, ich meinen. Aber irgendwie und irgendwo fanden wir immer wieder mal zusammen und zogen eine Sache gemeinsam durch – und dann waren wir unschlagbar…«
    Er nahm einen Zug von seiner Zigarette und blies den Rauch zur Decke.
    Nach zehn Minuten glaubte er, endlich die Kraft aufzubringen, sich Paul Poone genauer anzusehen. Langsam erhob er sich und näherte sich den beiden Leichen.
    »Professor Kulls Werk!« knurrte der CIA-Agent. »Verdammt, was wird deinem kranken Geist noch alles entspringen, Kull?«
    Der CIA-Agent schaute sich im Apartment um. Es war angenehm groß. Poone hätte ihm sicherlich angeboten, hier mit ihm zu wohnen.
    Bannister öffnete den Schlafzimmerschrank.
    Ein kurzes Lächeln huschte über seine Züge. »Typisch Paul«, sagte er.
    Im Schrank lehnten zwei Maschinenpistolen. Zwei Schulterhalfter waren an Kleiderhaken befestigt; in ihnen steckten geladene Berettas. In einer Schuhschachtel entdeckte Noel Bannister Handgranaten, Dolche und Schalldämpfer.
    Wo immer Paul Poone agierte, legte er als erstes solche Waffenlager an, damit ihn seine Gegner diesbezüglich nicht in Verlegenheit bringen konnten.
    Doch diesmal hatte ihm diese Vorsichtsmaßnahme nichts genützt.
    Der Killer hatte ihn überrumpelt. Möglicherweise war es ein Bekannter gewesen, ein Mann, dem Paul Poone vertraute.
    Noel Bannister preßte die Kiefer zusammen und quetschte zwischen den Zähnen hervor: »Von nun an traust du nicht mal mehr deinem Spiegelbild, Noel, sonst passiert dir das gleiche wie Paul!«
    Bestimmt hatte Paul Poone auch einen Leihwagen organisiert.
    Wenn Bannister die Schlüssel fand, würde er den Wagen des Freundes benützen. Er hoffte, auch Aufzeichnungen zu finden, die ihm verrieten, wie weit Paul mit seinen Recherchen gekommen war.
    Zuvor aber bewaffnete er sich. Er zog das Jackett kurz aus, schnallte sich eine Schulterhalfter um, hängte sich vier Handgranaten an den Gürtel, zog das Jackett wieder an, griff nach einer MPi und verließ damit das Schlafzimmer.
    Er mußte sich dazu überwinden, den toten Freund anzufassen. In der linken Hosentasche fand er die Fahrzeugschlüssel und die Papiere des Mietwagens.
    Als nächstes suchte Bannister nach Pauls Notizbuch. Er fand es nicht bei dem Toten, sondern unter einem runden Nußholztisch, der in der Mitte des Raumes stand.
    Und er wußte sofort, daß ihm dieses Buch nichts mehr verraten würde.

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