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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gehe, ohne Mr. Knebworth zu sprechen und ohne mich davon zu überzeugen, ob Sie die Wahrheit reden -« Stella Mendozas Gesicht wurde feuerrot. »Glauben Sie etwa, dass ich lüge?«
    Sie ließ ihre freundliche Maske fallen und stand wie eine Xanthippe da, die Arme in die Seiten gestemmt. Mit dunkelrotem Gesicht schaute sie Helen an.
    »Ich weiß nicht, ob Sie lügen oder ob Sie nur falsch unterrichtet sind«, sagte Helen. Sie machte sich wenig aus Stellas Toben und war nicht erschrocken über die Nachrichten, die sie soeben vernommen hatte. »Für heute ist dies mein Zimmer, und ich bitte Sie, den Raum sofort zu verlassen.«
    Sie öffnete die Tür. Einen Augenblick sah es so aus, als ob Stella Mendoza die Hand gegen Helen erheben wolle, aber die starke, breitschultrige irische Ankleidefrau, die stumm, aber interessiert von draußen zugehört hatte, schob ihre dicke Gestalt dazwischen und drängte den wütenden Star in den Korridor.
    »Ich werde Sie da schon herausbringen«, schrie Stella über die Schulter der Frau zurück. »Jack Knebworth hat in der Gesellschaft noch lange nicht alles zu sagen! Mein Einfluss ist groß genug, dass ich ihn hinauswerfen kann!« Es folgte noch eine Flut von Schimpfworten, die man nicht wiederholen kann. Aber Helen Leamington hörte sie in stillem Zorn an. Sie war sehr erleichtert, denn die ohnmächtige Wut der anderen verriet die Wahrheit zu deutlich. Sie wusste jetzt, dass Stella sie belogen hatte. Im ersten Augenblick hatte sie sich allerdings täuschen lassen und ihr geglaubt. Sie war überzeugt, dass Knebworth keinen Augenblick zögern würde, sie sofort fallen zulassen und ein anderes Mitglied an ihre Stelle zu setzen, wenn er dadurch die Güte des Films heben könnte.
    Knebworth war allein, als ihm seine frühere Diva gemeldet wurde. Zuerst hatte er die Absicht, Stella überhaupt nicht zu empfangen. Sie ließ ihn aber gar nicht erst zu einem Entschluss kommen, sondern überfiel ihn einfach in seinem Zimmer, während er noch überlegte, was er tun sollte. Einen Augenblick sah er sie durchbohrend an, dann winkte er sie mit einem Kopfnicken zu sich herein. Als sie die Tür geschlossen hatte und sie allein waren, sagte er: »Ich habe früher schon Gelegenheit gehabt, vieles an Ihnen zu bewundern, Stella, nicht zuletzt Ihre Zähigkeit, aber wenn Sie mir jetzt sagen wollen, dass Vergangenes vergangen sein soll, sind Sie bei mir an die falsche Adresse gekommen. Sie werden in dem Film nicht mehr mitspielen, und wahrscheinlich überhaupt in keinem Film mehr, den ich drehe.«
    »So?« fragte sie gedehnt. Dabei setzte sie sich ohne Einladung, in einen Sessel und nahm eine Zigarettendose aus ihrer Tasche.
    »Ich weiß schon, Sie sind hierher gekommen, um mir zu sagen, dass Sie großen Einfluss bei einer Anzahl von Aktionären haben«, sagte Jack. Stella war verärgert. Beinahe hätte sie geglaubt, dass eine telefonische Verbindung zwischen dem Ankleideraum und dem Büro bestünde, aber sie wusste genau, dass eine solche nicht vorhanden war.
    »Ich habe schon mit vielen Damen zu tun gehabt in meinem Beruf«, fing er wieder an. »Und jedesmal, wenn ich eine hinausgesetzt habe, hat sie den Präsidenten, den Vizepräsidenten oder den Schatzmeister in Bewegung gebracht und gegen mich ausspielen wollen. Aber alle haben es nicht fertiggebracht, mich aus der Gesellschaft herauszubringen. Leute, die finanziell an der Gesellschaft interessiert sind -mögen sie Sie persönlich noch so gern haben und bis über beide Ohren in Sie verliebt sein -, müssen doch vor allem Geld verdienen, um Sie lieben zu können. Und wenn ich keine Filme drehe, die verkäuflich sind, ist auch ein gewisser Aktionär nicht in der Lage, Ihnen Brillantkolliers zu schenken.« »Nun gut, wir wollen sehen, ob Sir Gregory auch so denkt«, sagte sie überheblich.
    Jack Knebworth grinste. »Gregory Penne? Sieh einmal an - ich wusste gar nicht, dass er auch Ihr Freund ist. Stimmt, der ist auch Aktionär unserer Gesellschaft, aber er hat nicht genug Anteile, um irgendwie seine Meinung durchsetzen zu können. Vielleicht hat er Ihnen nur gesagt, dass er es könnte. Und selbst, wenn er neunundneunzig Prozent aller Anteile hätte, würde sich der alte Jack Knebworth nicht darum kümmern, denn der hat einen Vertrag in der Tasche, der ihm in solchen Dingen Vollmacht gibt. Ich kann meine Stelle nur dann verlieren, wenn ich dauernd Filme drehe, die unverkäuflich sind. Meine Stellung können Sie nicht erschüttern, Stella! In dem Punkt irren

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